Internationalisierung von Hochschulen: Jetzt erst recht!

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Wissenschaftsrat

Die weltpolitische Lage und die wissenschaftspolitische Landkarte verändern sich in den letzten Jahren dynamisch: Aufstrebende Wissenschaftsnationen bieten neue Kooperationsmöglichkeiten in Lehre und Forschung, der internationale Wettbewerb nimmt zu. Gleichzeitig erschwert eine zunehmende Wissenschaftsskepsis bis hin zu Wissenschaftsfeindlichkeit in Staaten innerhalb und außerhalb Europas den grenzüberschreitenden Austausch und die internationale Zusammenarbeit.

Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, weist darauf hin: »Alle Akteure in der Wissenschaft sollten sich bewusst sein, dass sie sich immer in einem politischen Umfeld bewegen. Die Spannungen und Zielkonflikte von Partnern, die in Bezug auf Leistung und Ressourcen sehr ungleich sein können, muss man im Blick behalten, aber auch die unterschiedlichen Motive und Werthaltungen können wir nicht ignorieren.« Um die deutschen Hochschulen für Chancen und Risiken im Umgang insbesondere mit neuen Partnerstaaten zu sensibilisieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat, eine zentrale Beratungsstelle beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu schaffen. »Wir müssen in allen internationalen Konstellationen klar für unsere Werte und Qualitätsansprüche eintreten und als Botschafter für die freie Ausübung von Wissenschaft, die wissenschaftliche Integrität und den Schutz geistigen Eigentums in die Welt gehen«, so Martina Brockmeier.

Besondere Chancen erkennt der Wissenschaftsrat in der Idee einer Europäischen Hochschule, die Anregungen für viele Hochschulen unterschiedlichen Typs für alle ihre Leistungsdimensionen geben kann. Mit einem solchen Profil kann überzeugend für die Werte des europäischen Hochschulraums geworben werden, gleichzeitig mit dem Einstehen für Wissenschaftsfreiheit, Weltoffenheit, Verantwortung und kulturelle Vielfalt ein Gegenentwurf zu nationalistischen und wissenschaftsskeptischen Tendenzen gesetzt werden. Die Studierenden könnten von Mehrsprachigkeit, interkulturellen Erfahrungen und Doppelabschlüssen profitieren. Um die innereuropäische Kooperation in der Forschung und die Mobilität von wissenschaftlichem Personal zu fördern, empfiehlt der Wissenschaftsrat den politischen Akteuren, ihre Programme so zu gestalten, dass auch unterschiedlich starke Partner zusammenarbeiten und Drittmittel grenzüberschreitend verwendet werden können.

Die Hochschulen verzeichnen steigende Anteile ausländischer Studierender und Beschäftigter und verfügen damit über einen wachsenden internationalen Erfahrungsschatz und kulturelle Vielfalt. Um diesen Schatz zu heben und die »Internationalisierung zu Hause« zu intensivieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat den Hochschulen eine zu ihrem Profil passende Sprachenpolitik, die auch die Verwaltung einbezieht. Sie sollten Einzelmaßnahmen für die Internationalisierung in ein institutionelles Gesamtkonzept zusammenführen, die Strategie auf ihr fachliches Profil abstimmen, aber auch entsprechend der dynamischen Veränderungen immer wieder adjustieren. Internationalisierung wird derzeit stark über Drittmittel finanziert. Die Ausstattung der bewährten Fördereinrichtungen, insbesondere des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung, sollte verbessert werden. »Um ihre Strategien langfristig zu verfolgen, benötigen die Hochschulen aber auch für die Internationalisierung eine auskömmliche Grundfinanzierung«, so Brockmeier.

 

 

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