Lehrkräftemangel an allgemeinbildenden Schulen liegt 2035 bei 115.000 bis 177.000

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FiBS 6

Besonders groß ist der Mangel in der Sekundarstufe I mit fast 190.000, während es in der Sekundarstufe II einen Lehrkräfteüberschuss von über 60.000 Personen geben dürfte.

Im Primarbereich ist mit einem Mangel von rund 16.000 Lehrkräften zu rechnen, allerdings kann es hier unter bestimmten Umständen auch zu einem leichten Überschuss kommen.

Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Lehrkräfteprognose des FiBS.

»Unsere Prognose steht in deutlichem Widerspruch zu anderen Prognosen, was auch an einer aktuelleren Datenbasis liegt,« sagt Dr. Dieter Dohmen, Inhaber und Direktor des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie und Autor der Studie.

Die oben genannten Zahlen gehen von eher moderaten Annahme zum Ersatzbedarf an Lehrkräften sowie dem zukünftigen Neuangebot an neuen Lehrkräften aus. »Mit anderen Worten,« so Dohmen, »es könnte noch viel dramatischer kommen, mit Werten, die bei deutlich über 200.000 fehlenden Lehrkräften liegen.«

Der Anstieg des Lehrkräftebedarfs ist zwar auch durch steigende Schülerzahlen bedingt, wichtiger aber ist der Ersatzbedarf für Lehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden.

Derzeit kommen auf einen Lehrer, der aus Altersgründen ausscheidet, zwei bis zweieinhalb weitere Lehrkräfte, die aus anderen Gründen aus dem Schuldienst ausscheiden. »Wenn also bis 2030 160.000 Lehrerinnen und Lehrer altersbedingt die Schulen verlassen, dann beträgt der gesamte Ersatzbedarf möglicherweise 480.000, oder gar über 520.000«, erklärt der Bildungsökonom. »Das sind zwei Drittel der heute aktiven Lehrkräfte!«

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt voraussichtlich von knapp 8,7 Mio. im Schuljahr 2022/23 auf bis zu 9,6 Mio. im Schuljahr 2029/30 an.

Anschließend dürfte sie bis 2035 auf 9,46 Mio. zurückgehen. Im Primarbereich zeigt sich der Geburtenknick der letzten beiden Jahre besonders stark: Nach einem Anstieg von 3,1 Mio. Schüler*innen und Schülern auf knapp 3,4 Mio. im Schuljahr 2027/28 ist mit einem Rückgang auf bis zu 3,0 Mio. zu rechnen.

»Sollte der Rückgang darüber hinausgehen, wie von der Bertelsmann-Stiftung erwartet, die Schüler*innen-Lehrkraft-Relation ansteigen und der Ersatzbedarf deutlich reduziert werden können, dann könnte es im Primarbereich zu einem leichten Lehrkräfteüberschuss kommen. Dies setzt aber auch voraus, dass es zu keinem Rückgang der Zahlen in der Lehrkräfteausbildung kommt,« sagt der FiBS-Direktor. »Die Voraussetzungen, dass es im Primarbereich zu einem Überschuss an Lehrkräften kommt, sind somit sehr hoch. Auch wenn diese Möglichkeit wenig wahrscheinlich ist, kann sie jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden.«

»Die Konsequenzen unserer Studie für die Bildungs- und Schulpolitik sind dramatisch,« folgert Dohmen. »Es führt kein Weg an grundlegenden Reformen im Schulsystem vorbei, um die Arbeitsbelastung von Lehrkräften zu verringern, die Attraktivität des Berufs zu steigern, die Schüler*innen-Lehrkräfte-Relationen zu vergrößern und dennoch die Qualität der Lernprozesse in den Schulen verbessern zu können. Ein zentraler Baustein dafür ist eine grundlegende, praxisorientierte Reform der Lehrkräfteaus-und fortbildung.«

Hintergrund
Grundlage der Berechnungen sind aktuelle Bevölkerungs- und Schuldaten, die die Effekte des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Zuwanderung ebenso berücksichtigen wie die niedrigen Geburtenzahlen der letzten beiden Jahre.


  VERWEISE  


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