Einstellungen und Sorgen der jungen Generation Deutschlands 2025

Jugendliche Frau 1

Jugend 2025: Privat resilient, kollektiv skeptisch

Die junge Generation in Deutschland des Jahres 2025 zeigt eine komplexe Haltung: Sie ist individuell zufrieden, aber zutiefst skeptisch gegenüber der kollektiven Zukunft.

Dies sind die zentralen Erkenntnisse der neuen Jugendstudie, die von der Liz Mohn Stiftung und Ipsos durchgeführt wurde. Die repräsentative Befragung von 800 Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren beleuchtet die strukturellen Spannungsfelder, in denen diese Generation aufwächst, geprägt von multiplen Krisen und dem rasanten digitalen Wandel. Die Ergebnisse fordern die Bildungspolitik und die Gesellschaft auf, das wachsende Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch stabile Rahmenbedingungen zu flankieren.

Paradoxie zwischen Wohlbefinden und Pessimismus

Die Analyse der Lebenszufriedenheit offenbart eine robuste persönliche Resilienz. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen (52 Prozent) äußert sich zufrieden mit dem eigenen Leben, ein Wert, der im Vergleich zu den Vorjahren stabil bleibt. Diese Zufriedenheit korreliert mit höherem Bildungsstand sowie dem jüngeren Alter der Befragten.

Demgegenüber steht ein schwindender Optimismus für die persönliche Zukunft: Lediglich 43 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der eigenen Lage in den kommenden drei Jahren. Bemerkenswert ist der Umstand, dass ältere Jugendliche (16 bis 18 Jahre) trotz aktuell geringerer Zufriedenheit zuversichtlicher in ihre persönliche Zukunft blicken als Jüngere.

Strukturell gesehen dominiert der kollektive Pessimismus. Nur 22 Prozent erwarten eine positive Entwicklung für Deutschland. Dieses Auseinanderklaffen von individuellem Wohl und gesamtgesellschaftlicher Sorge deutet auf tiefgreifende Zukunftsängste hin, die das Vertrauen in die Stabilität der Rahmenbedingungen untergraben.

Relevanz der Wirtschaftslage und politischer Ängste

Die Wünsche der jungen Generation fokussieren sich auf Autonomie und materielle Sicherheit, wobei persönliche Freiheit (93 Prozent) und finanzielle Unabhängigkeit (90 Prozent) dominieren. Gleichzeitig haben Ängste vor externen Risiken zugenommen. Neben der Sorge um nahestehende Menschen (85 Prozent) bildet die Teuerung, also gestiegene Preise, das unmittelbarste Problem: Die persönliche Betroffenheit (82 Prozent) ist hier nahezu identisch mit der abstrakten Sorge (83 Prozent). Die Inflation wird somit als prägendste Herausforderung der unmittelbaren Lebensrealität erlebt.

Gleichzeitig ist die wahrgenommene Bedrohung durch Terroranschläge oder die Gefährdung der Demokratie signifikant angestiegen, was zeigt, wie geopolitische Unsicherheiten in das alltägliche Sicherheitsgefühl junger Menschen eindringen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Stärkung der ökonomischen und politischen Stabilität.

Engagiert, aber entfremdet

Das politische Interesse (45 Prozent) und die regelmäßige Information über politische Sachverhalte sind gestiegen. Dennoch bleibt das Gefühl der Entfremdung von der Politik bestehen. So fühlen sich 64 Prozent der jungen Menschen von der Politik nicht ernst genommen, und 58 Prozent empfinden, dass sie zu wenig Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen könnten.

Die Demokratie als Staatsform bewerten 62 Prozent positiv, allerdings äußere sich nur 52 Prozent zufrieden mit ihrer konkreten Funktionsweise in Deutschland. Alarmierend ist die nachgewiesene Fragilität demokratischer Grundwerte: Jeder Vierte (26 Prozent) halte demnach eine Diktatur in bestimmten Lagen für eine bessere Option. Obwohl 75 Prozent der Jugendlichen betonen, einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten zu wollen, sehen sie die Gesellschaft als weniger solidarisch und rücksichtsvoll an als zuvor, was das gesellschaftliche Miteinander herausfordert und das zivilgesellschaftliche Engagement erschwert.

Digitale Kompetenz trifft Bildungsdefizit

Die junge Generation ist digital versiert: 79 Prozent nutzen bereits Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI), eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Hauptanwendungsgebiete sind der schulische Bereich und die Recherche.

Während 67 Prozent in der KI eine Erleichterung sähen, äußerten 34 Prozent auch Ängste. Daraus erwächst ein klarer bildungspolitischer Auftrag, denn 80 Prozent fordern mehr KI-Wissen in der Schule. Dem steht die erlebte Realität gegenüber: Nur 39 Prozent fühlen sich von der Schule gut auf die Berufswelt vorbereitet.

Ein strukturelles Defizit zeigt sich, da das Bildungssystem offensichtlich dabei versäumt, die Kompetenzen für die Arbeitswelt zu vermitteln, die von diesen selbständig adaptierten Zukunftstechnologien geprägt wird. 


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