DGB fordert Reformkommission für umfassende Bildungsstrategie

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
dgb

Bis 2015 wird Deutschland Bildungsrepublik - dieses Ziel hatten Bund und Länder auf ihrem Dresdner Bildungsgipfel vor exakt sieben Jahren ausgegeben. Doch die Bilanz fällt gemischt aus. Der DGB fordert nun eine umfassende Bildungsstrategie.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack erklärte am Montag in Berlin:

»Gemessen an den Versprechen von damals werden Jahr für Jahr 23,5 Milliarden Euro zu wenig für Bildung ausgegeben. Bund und Länder müssen schnellstens eine Reformkommission einrichten und gemeinsam mit Kommunen und Sozialpartnern eine Bildungsstrategie ausarbeiten. Die Chance dazu haben Kanzlerin und Ministerpräsidenten schon am 3. Dezember bei ihrem Jahrestreffen. Sie sollten sie nutzen. Denn die Aufgaben türmen sich.

Die soziale Schieflage ist nach wie vor die Achillesferse unseres Bildungssystems: Mehr als 7 Millionen Menschen können nicht richtig lesen und schreiben. Rund 14 Prozent der Jugendlichen haben keine abgeschlossene Ausbildung, mehr als 45.000 verlassen in jedem Jahr die Schule ohne Abschluss. Selbst bei gleicher Leistung hat das Kind eines Akademikers gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große Chance das Gymnasium zu besuchen. Noch immer sind die Türen unserer Hochschulen für Menschen ohne Abitur weitgehend verschlossen.

Die Herausforderungen sind klar. Nur mit guter Bildung kann dem demographischen Wandel und der technologischen Entwicklung begegnet werden. Zudem muss unsere Gesellschaft das Menschenrecht auf Bildung auch für Flüchtlinge garantieren. Wir brauchen mehr Lehrer, Schulpsychologen und vor allem auch Sprachkurse und dafür qualifiziertes Personal. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen.

Damit der Bund für diese Aufgaben Ländern und Kommunen finanzielle Hilfen gewähren kann, muss das Kooperationsverbot endlich aus dem Grundgesetz gestrichen werden«.

Eine langfristig angelegte Bildungsstrategie muss nach Auffassung des DGBs diese Kernelemente enthalten:

  • Ein Kita-Qualitätsgesetz: Zwar gibt es inzwischen mehr Krippenplätze, aber es kommt auch auf die Qualität der frühkindlichen Bildung an. Notwendig sind bundesweite Standards - für die Aus- und Weiterbildung der ErzieherInnen, für Gruppengrößen, Personalschlüssel und für die Zeit für Vor- und Nachbereitung.

  • Den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz ab 2020, ein Bund-Länder-Programm für Inklusion: Bund und Länder sollten den Ausbau von guten Ganztagsschulen konsequent voranbringen - für ein verbessertes Lernen und mehr Chancengleichheit. Notwendig sind multiprofessionelle Teams - wir wollen den Ausbau verknüpfen mit einem Bund-Länder-Programm für Inklusion.

  • Eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen: Zwar wurden mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Assistierten Ausbildung wichtige Akzente gesetzt. Das Angebot an Ausbildungsplätzen wird in den kommenden Jahren nicht ausreichen, weil auch viele junge Geflüchtete einen Ausbildungsplatz brauchen. In Regionen mit einem angespannten Ausbildungsmarkt muss deshalb ein Bund-Länder-Programm für außerbetriebliche Ausbildungen gestartet werden, für mindestens dreijährige Ausbildungsberufe und unter enger Beteiligung der Sozialpartner vor Ort.

  • Weniger Studiengänge: Zurzeit gibt es in Deutschland rund 18.000 Studiengänge. Dieses Dickicht durchschauen viele nicht mehr. Für manche Studiengänge gibt es kaum nachhaltige Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dagegen brauchen wir fachbezogene Standards, die ausgefallene Spezialangebote verhindern.

  • Wir wollen das lebenslange Lernen durch ein Erwachsenen-BAföG verbessern. Die Studienfinanzierung, das Nachholen schulischer und beruflicher Abschlüsse sowie die berufliche Aufstiegsfortbildung sollen damit zusammengeführt werden.

  • Bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Bildungswesen. Der Befristungswahn an den Hochschulen muss ein Ende haben - eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ist überfällig. Zudem muss der Bund endlich die prekäre Beschäftigung bei Integrationskursen beenden. Der Bedarf ist offensichtlich ob der verstärkten Zuwanderung durch Flüchtlinge. Für die Kurse sollte das Mindesthonorar von 20 auf 30 Euro je Stunde angehoben werden.

 

 

UNESCO: Umsetzung der »Agenda Bildung 2030«
Die UNESCO koordiniert innerhalb des Systems der Vereinten Nationen die Umsetzung von SDG 4 auf der Grundlage des Aktionsrahmens der Bildungsagenda 2030. Bildung ist die Basis für eine nachhaltige, gerechte und friedliche Zukunft. Ohne hochwertige...
Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung
Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer...
BAföG-Grundpauschale im Zeitraum Oktober 2014 bis Februar 2015 mit dem Grundgesetz vereinbar
Beschluss vom 23. September 2024 Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass § 13 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) in der von Oktober 2014 bis Februar 2015...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Herausforderung der Schulpolitik: Mehr Schüler, aber auch mehr ohne Abschluss

    Prognose: Entwicklung der Schülerzahlen bis 2035 Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat eine neue Analyse zur künftigen Entwicklung der Schüler- und Absolventenzahlen vorgelegt. Danach wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Deutschland bis...

  • Hängepartie um Digitalpakt 2.0

    Bündnis aus Schülerschaft, Lehrkräften, Eltern, Schulträgern, Digitalwirtschaft und Zivilgesellschaft fordert Umsetzung noch vor Neuwahlen zu klären Digitalisierung der Schulen noch vor Neuwahlen klären Seit 2019 hat der Digitalpakt Schule mehr als...

  • Rheinland-Pfalz: Weiterbildungspreis 2024 verliehen

    Weiterbildungspreis 2024: Auszeichnung für herausragende Projekte in den Kategorien Demokratiebildung, Ehrenamt, Zielgruppenansprache, Zukunftsthemen und Netzwerkarbeit. Die gestrige Verleihung des Weiterbildungspreises 2024 in Mainz betonte die...

 

 

.