Transformation der Hochschularbeit: Potenziale und Hürden von »New Work«

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Die Arbeitsorganisation an deutschen Hochschulen verändert sich grundlegend. Eine explorative Studie des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) und des CHE Centrums für Hochschulentwicklung zeigt: Neue Arbeitsformen gewinnen an Bedeutung, doch digitale Werkzeuge allein reichen nicht aus. Entscheidend sind kulturelle Veränderungen, neue Führungsverständnisse und anpassungsfähige Strukturen. Ohne diesen Wandel bleibt »New Work« wirkungslos.

Warum neue Arbeitsformen notwendig sind

Hochschulen stehen unter wachsendem Druck. Aufgaben in Lehre, Forschung, Transfer und Verwaltung werden komplexer, gleichzeitig konkurrieren die Einrichtungen stärker um qualifizierte Fachkräfte. Vor diesem Hintergrund versteht die Studie »New Work« als strategische Antwort auf die digitale Transformation – nicht als Trend, sondern als Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit.

Zentrale Handlungsfelder sind flexible Arbeitszeiten und -orte, neu gestaltete Lern- und Arbeitsräume sowie Organisationsformen, die Beteiligung und Eigenverantwortung fördern. Ziel ist psychologisches Empowerment, also das Erleben von Sinn, Selbstbestimmung und Kompetenz im Arbeitsalltag.

Führung zwischen Anspruch und Praxis

Eine zentrale Rolle spielt Führung. Gefordert ist ein unterstützender, moderierender Ansatz, der Vertrauen, Transparenz und gemeinsame Verantwortung stärkt. In der Praxis zeigt sich jedoch ein Spannungsfeld. Zwar wächst die Autonomie der Beschäftigten, strategische Entscheidungen bleiben jedoch häufig auf wenige Personen konzentriert.

Diese Diskrepanz begrenzt die Wirkung von »New Work«. Partizipation wird zwar betont, ist aber nicht immer strukturell abgesichert. Damit neue Arbeitsformen nachhaltig greifen, müssen Entscheidungsprozesse nachvollziehbarer und inklusiver werden.

Strukturen als Bremsfaktor

Zusätzliche Hürden ergeben sich aus den Rahmenbedingungen des öffentlichen Sektors. Hierarchien, rechtliche Vorgaben und formalisierte Verwaltungsprozesse erschweren agile Arbeitsweisen. Die Studie macht deutlich: Kulturelle Offenheit allein genügt nicht, solange strukturelle Anpassungen ausbleiben.

Schrittweise Transformation statt großer Reform

Für eine erfolgreiche Umsetzung empfiehlt die Untersuchung einen ganzheitlichen, pragmatischen Ansatz. »New Work« sollte Wissenschaft und Verwaltung gleichermaßen einbeziehen. Kleine, praxisnahe Interventionen wie Pilotprojekte, Experimentierräume und regelmäßige Reflexionen ermöglichen es Teams, neue Formen der Zusammenarbeit schrittweise zu erproben.

Gesellschaftlich stärkt dies Hochschulen als attraktive Arbeitgeberinnen und als Innovationsmotoren. Die bewusste Gestaltung der »Zusammenarbeit der Zukunft« entscheidet darüber, ob sie ihre Rolle als Orte des Wissens und des gesellschaftlichen Fortschritts dauerhaft erfüllen können. 


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