BIBB-Kompendium 2025: Wegweiser durch das deutsche Ausbildungssystem

Überblick und Zielsetzung
Das vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Dezember 2025 vorgelegte Kompendium bietet erstmals einen systematischen Gesamtüberblick über die geregelte Berufsausbildung in Deutschland nach Bundes- und Landesrecht. Es zielt darauf, Transparenz in ein bislang stark fragmentiertes Feld zu bringen und unterschiedliche Regelungslogiken in einen gemeinsamen Bezugsrahmen zu stellen.
Der besondere Mehrwert der Veröffentlichung liegt weniger in neuen Einzelbefunden als in der strukturierten Zusammenführung bislang getrennt behandelter Ausbildungsbereiche.
Drei Ausbildungsbereiche im Vergleich
Im Zentrum stehen drei Ausbildungsbereiche: Die duale Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung, die bundesrechtlich geregelten Gesundheitsfachberufe sowie die landesrechtlich geregelten Ausbildungsgänge an Berufsfachschulen.
Maßgeblich für die Systematik sind die jeweiligen rechtlichen Grundlagen, nicht die Lernorte. Damit korrigiert das Kompendium verkürzende Gegenüberstellungen wie »schulisch« versus »dual« und stärkt das Verständnis für hybride Ausbildungsformen mit mehreren Lernorten.
Strukturen, Ordnungsprozesse und Prüfungen
Analysiert werden die Ausbildungsbereiche entlang dreier zentraler Vergleichsdimensionen: Institutionelle Strukturen, Verfahren zur Neuordnung und Modernisierung von Ausbildungen sowie die Ausgestaltung von Abschlussprüfungen. Auf diese Weise wird sichtbar, wie unterschiedlich Zuständigkeiten, Beteiligungsformen und Qualitätsstandards geregelt sind.
Besonders aufschlussreich ist der vergleichende Blick auf die Ordnungsprozesse, da er sowohl Reformdynamiken als auch strukturelle Innovationshemmnisse offenlegt.
Ordnungspolitischer Rahmen
Allen betrachteten Ausbildungen gemeinsam ist ihre verfassungsrechtliche Einbettung. Gleichzeitig folgen sie unterschiedlichen Gesetzgebungskompetenzen von Bund und Ländern und sind entsprechend verschieden gesteuert. Während Ausbildungen nach BBiG und HwO stark korporatistisch geprägt sind und Sozialpartner eine zentrale Rolle spielen, dominieren in den anderen Bereichen staatliche Steuerungsmodelle.
Das Kompendium macht damit deutlich, dass Steuerungsvielfalt ein dauerhaftes Strukturmerkmal der Berufsbildung ist und keine Übergangslösung.
Quantitative Einordnung und Nutzen
Ergänzend nimmt das Kompendium eine quantitative Einordnung der Ausbildungsbereiche vor und verdeutlicht deren jeweilige Bedeutung im Gesamtsystem. Die Veröffentlichung versteht sich ausdrücklich als Nachschlagewerk für Forschung, Politik und Praxis.
Gerade für bildungspolitische Debatten schafft die systematische Zusammenstellung damit eine belastbare Orientierungsgrundlage, ohne normative Vorgaben zu machen oder Reformoptionen vorwegzunehmen.
