Hochschulmanagement: Wissenstransfer bleibt hinter den Möglichkeiten zurück

CHE Hochschuldaten

Relevanz wissenschaftlicher Erkenntnisse wird anerkannt

Das Hochschulmanagement in Deutschland misst wissenschaftlichen Erkenntnissen eine hohe Bedeutung für die eigene Arbeit bei.

Laut einer aktuellen Studie im Rahmen des CHE-Forschungsprojekts »TransForM« stuften knapp zwei Drittel der 1.400 befragten Hochschulmanager*innen die Einbeziehung wissenschaftlicher Informationen als »sehr wichtig« oder »überwiegend wichtig« ein.

Besonders Vizepräsident*innen und Prorektor*innen betonten die Relevanz: 42,6 Prozent von ihnen bewerteten wissenschaftliche Erkenntnisse als »sehr wichtig«. Bei Studiengangs-, Forschungs- und Transfermanagerinnen lag dieser Anteil jedoch nur bei rund einem Viertel.

Fehlende Kanäle und praxisferne Kommunikation als Hauptproblem

Trotz dieser Wertschätzung gelangen wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis nur selten ins Hochschulmanagement. Ein zentrales Hindernis ist das Fehlen geeigneter Kommunikations- und Transferkanäle.

Hochschulmanager*innen wünschen sich kurze, praxisorientierte und verständlich aufbereitete Informationen – etwa in Form von Fachzeitschriften, Kurzpublikationen, Newslettern oder Onlineportalen. Die Hochschul- und Wissenschaftsforschung setzt jedoch weiterhin auf klassische wissenschaftliche Journals und Bücher, die sich primär an die Scientific Community richten. Diese Diskrepanz führt dazu, dass viele Ergebnisse das Management nicht erreichen.

Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE und Mitautorin der Studie, sieht hier erhebliches Verbesserungspotenzial. Sie hebt hervor, dass die vorhandenen Transferkanäle zu wenig bekannt oder nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt seien. Dadurch würden viele Möglichkeiten für einen effektiven Transfer verschenkt.

Nutzung von Forschungsergebnissen bleibt gering

Die Untersuchung zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte der befragten Hochschulmanager*innen Forschungsergebnisse »seltener als einmal pro Monat« (39,9 %) oder »einmal pro Monat« (16,9 %) nutzen. 11,2 Prozent greifen sogar nie auf Erkenntnisse der Hochschul- und Wissenschaftsforschung zurück.

Auffällig ist dabei ein Unterschied zwischen den Hierarchieebenen: Vizepräsident*innen und Prorektor*innen nutzen wissenschaftliche Erkenntnisse deutlich häufiger als das mittlere Management. Ein Grund dafür könnte die geringe Bekanntheit der relevanten Forschungseinrichtungen sein. Zudem erschwert die große Vielfalt und Heterogenität der Wissensproduzent*innen die Orientierung.

Hintergrund

Die Untersuchung »Wissensbasiertes Hochschulmanagement – Analyse zur Nutzung von Erkenntnissen der Wissenschafts- und Hochschulforschung« wurde von Sigrun Nickel und Nicolas Reum im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts »TransForM« durchgeführt. Grundlage sind die Antworten von 1.400 Hochschulmanager*innen aus ganz Deutschland sowie ergänzende Experteninterviews.


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