Studienvorbereitung internationaler Studieninteressierter

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin Luther Universität Halle Wittenberg

Die Teilnahme an einer Studienvorbereitungsmaßnahme ist für einen Teil der internationalen Studieninteressierten vor der Zulassung zum Studium in Deutschland erforderlich. Neben staatlichen Studienkollegs gibt es dafür mittlerweile vielfältige Möglichkeiten.

Wie sind diese aktuell gestaltet? Warum sind einige Studienkollegs geschlossen worden? Wie hoch ist der Bedarf an Studienkollegplätzen? Und wie nehmen internationale Studierende ihr Studium wahr je nachdem, ob sie zuvor am Studienkolleg teilgenommen haben oder nicht?

Der Hochschulzugang für internationale Studieninteressierte in Deutschland gestaltet sich vielfältig. Bewerber*innen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum können in der Regel direkt ins Studium einsteigen, vorausgesetzt ihre Bildungszeugnisse erfüllen die Hochschulzugangsvoraussetzungen und sie haben die erforderlichen Sprachkenntnisse. Doch für Studierende aus EU-Drittstaaten ohne direkte Hochschulzulassung oder Studienerfahrung stellt sich die Situation anders dar. Hier ist oft eine Studienvorbereitungsmaßnahme samt abschließender Feststellungsprüfung notwendig, bevor ein Studium in Deutschland aufgenommen werden kann. Seit über 50 Jahren bieten staatliche Studienkollegs in Schwerpunktkursen eine fachspezifische und sprachliche Studienvorbereitung an, die bundesweit für das Studium qualifiziert.

Im Fokus des Berichts steht die Organisation und Entwicklung der Studienkollegs, die Untersuchung alternativer Studienvorbereitungsmaßnahmen, der aktuelle Bedarf an Studienkollegplätzen sowie die Wahrnehmung von Schwierigkeiten und Unterstützungsangeboten durch internationale Studierende.

Angesichts anhaltend hoher Zahlen internationaler Studieninteressierter in Deutschland stellt sich die Frage nach ausreichenden Kapazitäten an Studienkollegs. Dazu wurde eine Auswertung der bei uni-assist vorliegenden Bewerbungsdaten unternommen. Diese legt nahe, dass der Bedarf an Studienkollegplätzen das Angebot von aktuell etwa 5.000 Plätzen deutlich übersteigt. Das geht mit der Entstehung und Ausweitung diverser alternativer Vorbereitungsmaßnahmen einher, darunter auch private Optionen und bundeslandspezifische Studieneinstiegsmodelle.

Die explorative Datenanalyse der 21. Sozialerhebung zeigt, dass Studierende, die zuvor am Studienkolleg teilgenommen haben, ihre Sprachkompetenzen im Studium positiver bewerten als diejenigen, die nicht daran teilgenommen haben. Dieses Ergebnis mag zwar selbstverständlich wirken, ist jedoch vor dem Hintergrund der immer wiederkehrenden Frage nach der Notwendigkeit und Wirkung von Studienkollegs im Zuge der Schließungsdebatten erwähnenswert.

Bei den Leistungsanforderungen und der sozialen Integration im Studium schneidet die Wahrnehmung der ehemaligen Studienkollegsteilnehmenden etwas schlechter ab als bei der Vergleichsgruppe. Dieses Ergebnis lässt sich jedoch nicht allein auf die Teilnahme am Studienkolleg zurückführen und erfordert weitere Analysen.

Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass die Studienvorbereitung an Studienkollegs in kleineren Gruppen stattfindet und die Teilnehmenden über Monate hinweg enger begleitet werden als im regulären Studium. Diese Lernumgebung könnte Erwartungen an die Studienbedingungen wecken, die in der Realität des Studiums dann ggf. nicht erfüllt werden. Dabei ist zu beachten, dass zwischen Studienkolleg-Abschluss und Studienbeginn oft ein Standortwechsel erfolgt. Zwar bereiten die Studienkollegs sprachlich und fachlich auf das Studium vor. Doch das Zurechtkommen mit den Anforderungen und die soziale Integration jenseits der Studienkollegs sind eine geteilte Verantwortung der aufnehmenden Hochschulen und ihrer Studierendenschaften.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Rocio Ramirez, Email: rocio.ramirez@hof.uni-halle.de, Tel.: 03491. 46 62 54


Datensatz zu »Die Studierendenbefragung in Deutschland« (2021) veröffentlicht
Forschung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden Ab sofort steht der Datensatz zu »Die Studierendenbefragung in Deutschland« als Scientific Use File und als Campus Use File zur Verfügung. Die im Sommersemester 2021 durchgeführte...
Steigender Anteil von Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung
  Immer mehr Studierende in Deutschland berichten gesundheitliche Beeinträchtigungen, die das Studium für sie erschweren. Das zeigen Umfrageergebnisse im Bericht »Die Studierendenbefragung in Deutschland: best 3«, den das Deutsche Zentrum...
Wohnsituation und Mobilität von Studierenden in Deutschland 2023
Wohnsituation und Pendelverhalten von Studierenden in Deutschland: Regionale Unterschiede und nachhaltige Verkehrsmittel im Fokus Die Wohnverhältnisse von Studierenden in Deutschland zeigen erhebliche regionale Unterschiede, egal ob es sich um...

  • Empfehlung(en) zum Artikel:
    Internationale Studierende sind Fachkräfte von morgen
    Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fordert, mehr internationale Studierende als zukünftige Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. In einem Positionspapier legt der D...
    Internationale Studierende: Mit Sprachkenntnissen zum Studienerfolg
    Die kontinuierliche Förderung von Sprachkenntnissen in der Landes- und Unterrichtssprache ist ein zentraler Erfolgsfaktor für internationale Studierende in Deutschland. Dies ist eines der Ergebni...
    Sorge um internationale Studierende
    Nach rund einem Jahr Corona-Pandemie sorgen sich viele Mitgliedshochschulen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) um ihre Studierenden aus dem Ausland. Neben dem Rückgang der Erstseme...
    Deutschland braucht internationale Studierende
    Eine Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) zeigt auf, wie man den negativen Auswirkungen schrumpfender Hochschulen begegnen kann  An vielen...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Bildungsforschung goes Fediverse: Neue Mastodon-Instanz eduresearch.social

    Nach einer DIPF-Pressemitteilung vom 17.09.2024 Ein datenschutzkonformer Austausch über die sozialen Medien ist für wissenschaftliche Einrichtungen und Forschende bislang nur schwer möglich. Mit der neuen Mastodon-Instanz eduresearch.social steht...

  • KI in der Hochschulbildung

    Förderung von Künstlicher Intelligenz in der Hochschulbildung: Maßnahmen der Bundesregierung Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative »Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung« unterstützt die Bundesregierung die Stärkung der KI-Kompetenzen an...

  • Zahl der Hochschul-Beschäftigten stieg 2023 um 0,6 Prozent

    An den deutschen Hochschulen und Hochschulkliniken waren zum Jahresende 2023 rund 792.300 Personen beschäftigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 0,6 Prozent oder rund 4.800 Personen mehr als Ende 2022. Dabei beschränkte sich der...

  • Uni-Profs warben 2022 durchschnittlich 326.400 Euro ein

    Drittmittel an deutschen Universitäten im Jahr 2022 deutlich gestiegen Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, warb eine Professorin oder ein Professor an einer deutschen Hochschule im Jahr 2012 Drittmittel in Höhe von durchschnittlich...

  • Future Skills: Kollaboration als essenzielle Fähigkeit in der Hochschulbildung

    Problemlösung und kritisches Denken als zentrale Future Skills In einer neuen Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wurde untersucht, welche Kompetenzen Hochschullehrende für die Zukunft als besonders wichtig erachten. Die Ergebnisse...

.