Bildung braucht die Zivilgesellschaft

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WZB

Erste umfassende Erhebung zum Beitrag ehrenamtlicher Mentor*innen

Freiwilliges Engagement in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Bildungsbereich ist fordernd: Zwei Drittel der ehrenamtlichen Mentor*innen oder Mediator*innen sind ein Mal in der Woche im Einsatz, ein Viertel sogar mehrmals in der Woche.

Dies ist ein Ergebnis der ersten umfangreichen Befragung von Ehrenamtlichen und von Initiativen und Organisationen in diesem Feld.

Das Projekt »Zivilgesellschaft und Bildung« wird getragen vom Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Verein Stiftungen für Bildung e.V. mit dem Netzwerk Stiftungen und Bildung.

Das Team, darunter die WZB-Forscherinnen Jana Priemer und Charlotte Rößler-Prokhorenko, befragte im Sommer 2023 knapp 1.200 Ehrenamtliche und gut 150 Organisationen. Die meisten von diesen (83 Prozent) wurden erst 2002 oder später gegründet. »Das ist ganz klar eine Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der ersten Pisa-Studie 2001«, erklärt die Politikwissenschaftlerin Jana Priemer.

Die gewaltigen Herausforderungen im Bildungssystem, die die jüngste Pisa-Studie wieder eindrücklich belegt hat, könnten ohne die Zivilgesellschaft nicht gemeistert werden: »Die Engagierten ergänzen die schulische Arbeit und unterstützen vor allem benachteiligte Kinder. Das ist ein zentraler Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit«, erläutert Sabine Süß vom Netzwerk Stiftungen und Bildung.

Das Projekt definiert »Bildungsengagement« sehr weit: Von Sporttraining über Ernährungscoaching bis zur Lesepatenschaft – all diese Ehrenämter sind guten Bildungs- und Lernerfolgen zuträglich. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zoomen in einen wachsenden Bereich dieses Engagements: die Arbeit als Mentor*in von Kindern oder als Mediator*in, also in der Konfliktlösung im schulischen Bereich. Sie zeigen: Ehrenamtlich Engagierte sind überwiegend weiblich (80 Prozent), zwei Drittel von ihnen sind 65 Jahre alt oder älter. Räumlich ist das Engagement ungleich verteilt: Etwa 62 Prozent der Organisationen sind vor allem in Großstädten tätig.

Damit die Ehrenamtlichen als Mentor*innen aktiv werden können, braucht es Organisationen, die als Mittler fungieren. Zugleich schulen und begleiten sie die Ehrenamtlichen und tragen damit zum Erfolg des Mentoring bei. Deshalb sind für die Organisationen, die selbst meist auf ehrenamtlicher Arbeit fußen, gute Rahmenbedingungen unerlässlich – nur 17 Prozent der befragten Organisationen verfügen aktuell über finanzielle Planungssicherheit.

Zentrale Motivation der Studie ist es, das freiwillige Engagement im Bildungsbereich stärker in den Fokus sowohl der Bildungspolitik als auch der Forschung zu rücken. »Der Beitrag zivilgesellschaftlicher Akteure zur Bewältigung der Bildungskrise ist gar nicht hoch genug zu schätzen«, betont Jana Priemer.


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