
39% der Kita-Leitungen und 37% der pädagogischen Mitarbeiter*innen, die eine berufsbezogene Weiterbildung besuchen, übernehmen dafür selbst Kosten oder investieren ihre Freizeit – teilweise sogar beides. Dies zeigen Ergebnisse einer Fachkräftebefragung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF). Dabei übernahmen 34% der befragten Leitungen und 32% der pädagogischen Mitarbeiter*innen teilweise oder vollständig Gebühren, die für die Teilnahme, Anfahrt oder Übernachtungen anfielen. 13% der Leitungen und 14% der pädagogischen Mitarbeiter*innen wurden für den Besuch der Veranstaltung nicht oder nur teilweise freigestellt.
Trotzdem ist die Bereitschaft, an berufsbezogener Weiterbildung teilzunehmen, bei frühpädagogischen Fachkräften überdurchschnittlich hoch. 86% der Leitungen und 85% der pädagogischen Mitarbeiter*innen hatten zum Zeitpunkt der Befragung in den letzten zwölf Monaten an einer berufsbezogenen Weiterbildung teilgenommen. Für die übrigen stellten insbesondere die Kosten ein Hemmnis dar: 22% der Leitungen und 40% der pädagogischen Mitarbeiter*innen, die an keiner Weiterbildung teilgenommen hatten, konnten oder wollten die Kosten für die Veranstaltung nicht übernehmen.
Betreuung der Kinder hat Vorrang
Fast alle befragten Kita-Fachkräfte (Leitungen: 97%; päd. Mitarbeiter*innen: 93%) hatten sich in den letzten zwölf Monaten auch informell für ihre Arbeit weitergebildet. Am häufigsten durch die Lektüre etwa von Fachbüchern oder Fachzeitschriften, gefolgt von der gezielten Recherche im Internet oder in Büchereien. Auch wenn in fast jeder Einrichtung Fachbücher, Fachzeitschriften und Computer mit Internetzugang zur Verfügung stehen, fehlt den Fachkräften oft die Zeit, die vorhandenen Medien während ihrer Arbeitszeit intensiv zu nutzen. 55% der Leitungen und 61% der pädagogischen Mitarbeiter*innen widmen sich informellen Lernaktivitäten tendenziell außerhalb ihrer Arbeitszeit.
»Die Ergebnisse zeigen, dass angesichts der angespannten Personalsituation das Tagesgeschehen in den Kitas Vorrang hat vor der fachlichen Weiterentwicklung des Personals«, sagt WiFF-Referentin Veronika Gruber, die die Befragung durchführte. »Die Fachkräfte kompensieren dies mit persönlichem Engagement. Dieser Einsatz ist besonders hervorzuheben, da er kaum berufliche Vorteile oder ein höheres Gehalt mit sich bringt«.
Ein Grund dafür liegt in den Abschlüssen der besuchten Veranstaltungen: Rund 70% der Befragten erhielten für ihre zuletzt besuchte Weiterbildung nur eine Teilnahmebestätigung. Diese ist für ein berufliches Weiterkommen wenig geeignet.
Hintergrund
An der Befragung haben sich 2016 bundesweit 857 Leitungen und 728 pädagogische Mitarbeiter*innen beteiligt. Sie ist Teil einer umfangreichen modular aufgebauten Studie, deren Ergebnisse kürzlich als WiFF-Studie Band 30 »Die Bedeutung von Weiterbildung für das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen« von Dr. Christina Buschle und Veronika Gruber
Ähnliche Themen in dieser Kategorie
Teilhabe beginnt im Klassenzimmer: Wie Bildung soziale Herkunft überwinden kann Noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland stark von der sozialen Herkunft und dem Einkommen der Familien ab. Kinder aus einkommensschwachen Haushalten oder mit Migrationsgeschichte sind …
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert eine grundlegende Reform des Aufstiegs-BAföG In einem entsprechenden Antrag bezeichnet sie Weiterbildung als zentralen Schlüssel, um die großen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen die deutsche Volkswirtschaft und der Arbeitsmarkt …
Bundesregierung betont Kontinuität in der Arbeitsmarktpolitik Die Bundesregierung weist den Vorwurf von Mittelkürzungen in der Arbeitsmarktpolitik zurück. In ihrer Antwort auf eine Kleine parlamentarische Anfrage stellt sie klar, dass in den vergangenen zehn Jahren keine …
Weiterbildung soll Fachkräfte sichern und Ehrenamt stärken Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat den Entwurf für ein Landesbildungszeitgesetz verabschiedet. Beschäftigte sollen künftig Anspruch auf bezahlte Freistellung für Weiterbildungen erhalten. Ziel des Gesetzes …
