Wie Qualifizierung im Betrieb gelingt

INQA3

Die Digitalisierung erfordert mehr Qualifizierung - bis 2022 brauchen Beschäftigte laut einer Studie des World Economic Forum 101 Tage mehr Weiterbildung 

Damit gewinnen Bildung und Lernen immer mehr an Bedeutung, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Lebenslanges Lernen muss das Leitbild der modernen Arbeitswelt sein. Immer kürzere Produktzyklen und die immer schnellere Einführung neuer Technologien, aber auch die ständige Veränderung von Märkten und Kundenwünschen erfordern lernfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie müssen über das gesamte Ausbildungs-und Berufsleben hinweg Kompetenzen für wechselnde Aufgabenfelder aufbauen, bewahren und stetig weiterentwickeln.

Die Lernfähigkeit, Lernbereitschaft und der Lernerfolg sind entscheidende Innovationsmotoren in Organisationen und Unternehmen. Deshalb wird die Fähigkeit und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen zu einem Schlüssel für die zukünftige erfolgreiche Positionierung unserer Gesellschaft im internationalen Wettbewerb. Bildungsinvestitionen sind dabei sowohl vom Individuum zu leisten als auch in einer professionellen und organisierten Weise durch die Arbeitgeber.

Dies beginnt mit einem Modularisierung von Lerninhalten bereits in der schulischen Ausbildung und geht weiter mit einer kontinuierlichen Diagnostik und Entwicklung von Leistung. Es wäre im Übrigen hilfreich, die Freude am Lernen bereits im vorschulischen Bereich so zu entwickeln , dass sie über die Schule hinaus auch im Berufsleben anhält. Freude und Begeisterung am Lernen zu vermitteln: hier haben die Unternehmen noch viel Nachholbedarf. Neue Lernformen interaktiv zu gestalten, die technischen Möglichkeiten des Lernens konsequent und partizipativ zu entwickeln, hier liegen große Chancen für die notwendige Weiterentwicklung unseres Wissens und der Kompetenzfelder, die es pro Unternehmen zu definieren gilt.

Die Digitalisierung verändert nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch wie wir lernen. Sie lässt nicht nur Distanzen und Arbeitswege zusammenschrumpfen, sondern stellt auch den Wissenstransfer innerhalb unserer Betriebe unter neue Vorzeichen. An die Stelle des herkömmlichen »Mensch-Maschine-Systems« tritt im digitalen Zeitalter die »Mensch-Multimedia-Interaktion« innerhalb einer teamorientierten Organisationsstruktur, die Alters- und Abteilungsgrenzen überwindet und in eine offene Unternehmenskultur eingebettet ist.

Tipp 1: Begeisterung für das Lernen in der Praxis schaffen
Lebenslanges Lernen braucht Motivation und Begeisterung. Diese bei den Beschäftigten zu schaffen, bedarf einer vorbildlichen Ausbildung, die in das gesamte Unternehmen hineingetragen werden muss. Gelingen kann dies – neben der Internationalisierung der Aus- und Weiterbildung – vor allem mithilfe von Praxisstationen, die neues Wissen konkret erfahrbar machen. Auch sollten Auszubildende viel stärker als bisher eingesetzt werden, um ihre Führungskräfte und Kollegen zu schulen.

Tipp 2: Weiterbildung : Schlüssel für unternehmerischen Erfolg
Lebenslanges Lernen sollte auf Basis von definierten Kompetenzfeldern organisiert werden, die aus der zukünftigen Strategie des Unternehmens abgeleitet sind. Denn: Weiterbildung sollte nicht vorrangig als Belohnung oder Bonus verstanden werden, sondern als Notwendigkeit für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens. Dazu bedarf es des Eigenanteils der Beschäftigten, aber auch neuer, innovativer Lernformen, die das Unternehmen entwickeln und anbieten muss.

Tipp 3: Digitale Lernfitness stärken
Digitales Lernen läuft interaktiv und informell, also mit- und voneinander. Die wichtigste Qualifikation ist Neugier: Sich auf unbekanntes Terrain begeben, auf neue Lernformen einlassen und das Lernen mit dem Arbeiten verbinden. In didaktischen, multimedialen Anwendungen mit dem User–Interface von PC, Tablet und Co, mit Tutoren und Lernbegleitern. Verschiedene, modulare Lernangebote unterstützen den Aufbau der Lernfitness. Für den Übergang kann man etwa Präsenztrainings und digitale Lernformen als Blended Learning kombinieren. Am Büroarbeitsplatz können Lerninhalte im Netz die klassische Weiterbildung ergänzen und zunehmend ablösen. Die Lernenden können sich dabei die für sie relevanten Themen aussuchen und in ihrem individuellen Tempo das lernen, was sie gerade benötigen. Dazu brauchen sie freien Zugriff auf die angebotenen Lernplattformen im Unternehmen aber auch zu den Informations-und Lernangeboten im Internet. Ferner ist es hilfreich, wenn die Lernenden eigenständig und losgelöst von Hierarchien ihre eigenen Online-Communities gründen dürfen.

Tipp 4: Lernen in altersgemischten Teams
Lernen muss Spaß machen. Es muss die Wissens- und Arbeitskulturen der unterschiedlichen Generationen im Unternehmen verstehen und sie nicht als Problem, sondern als Chance begreifen. Als erfolgreiches Mittel, das den Wissenstransfer im Unternehmen zu organisiert, hat sich die Arbeit in altersgemischten Teams bewährt. Diese Arbeit zu ermöglichen, sie zu fördern und einzufordern, ist einer der Schlüssel, um Aus- und Weiterbildung im Unternehmen so lebensnah wie möglich zu organisieren. Das Ziel: Wir müssen es schaffen, die Erfahrungen, das Qualitätsbewusstsein, das Prozesswissen und die soziale Integrität der Älteren mit der Neugier, dem aktuellen Fachwissen, den neuen Methoden und der oft höheren Geschwindigkeit der jüngeren Generation zu verbinden. Wissen verdient Anerkennung, egal in welchem Alter.

Tipp 5: Karriere machen als Experte
Führung ist nicht nur eine Frage der Personalverantwortung, sondern auch des Fachwissens. Um den Wissensaufbau und -transfer zu fördern, müssen Unternehmen Spezialisten den Aufstieg erleichtern. So werden ältere, erfahrene Mitarbeiter in ihrem letzten Berufsabschnitt leichter als Wissensträger positioniert und gleichzeitig Berufseinsteiger motiviert, sich Fachaufgaben anzueignen und auf Themenfeldern zu spezialisieren. Die Unternehmen sind gut beraten, für die Experten ein personalpolitisch ausgereiftes Konzept zur Einführung und Implementierung der Fachlaufbahn zu gestalten. Für die Anerkennung ist die Vergleichbarkeit entscheidend. Die einzelnen Stufen etwa vom Junior- über Senior–Berater bis zum Prinzipal müssen sich in der Gehaltsentwicklung widerspiegeln und auch sichtbar sein.


Hintergrund: Die Initiative Neue Qualität der Arbeit: Zukunft sichern, Arbeit gestalten
Attraktive Arbeitsbedingungen sind heute mehr denn je ein Schlüssel für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland und bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Fachkräftesicherung in Unternehmen und Verwaltungen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt daher mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) eine Plattform, auf der sich Verbände und Institutionen der Wirtschaft, Unternehmen, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungsträger, Kammern und Stiftungen gemeinsam mit der Politik für eine neue, nachhaltige Arbeitskultur einsetzen – entlang der Themenfelder Personalführung, Gesundheit, Wissen & Kompetenz sowie Chancengleichheit & Diversity. Als unabhängiges Netzwerk bietet die Initiative konkrete Beratungs- und Informationsangebote für Betriebe und Verwaltungen sowie vielfältige Austauschmöglichkeiten in zahlreichen – auch regionalen – Unternehmens- und Branchennetzwerken.

  

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