Nationaler Wohlfahrtsindex (NWI) 2024 steigt trotz schwacher Konjunktur

Hans Böckler Stiftung

Lebensqualität im Fokus: NWI vs. BIP

Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) ist 2024 um gut 2,3 Prozent gestiegen. Damit erhöht sich das gesellschaftliche Wohlbefinden, obwohl das Bruttoinlandsprodukt zurückgegangen ist.

Der Index zeigt, wie stark sich Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung voneinander lösen.

Breiter Ansatz zur Wohlstandsmessung

Der NWI bewertet Wohlstand anhand von 22 Indikatoren. Dazu zählen Konsumausgaben, Leistungen unbezahlter Arbeit, ökologische Belastungen und der Einfluss gesellschaftlicher Ungleichheit.

Dieser Ansatz erweitert die rein ökonomische BIP-Perspektive, indem er ökologische und soziale Aspekte gleichwertig berücksichtigt.

Sinkende Umweltkosten treiben den Anstieg

Ein zentraler Treiber des positiven Ergebnisses sind rückläufige Umweltkosten. Dieser Rückgang resultierte jedoch aus der geschwächten Konjunktur, die den Energieverbrauch minderte. Fachleute betonten, die Verbesserung sei deshalb nicht als dauerhafter ökologischer Fortschritt zu interpretieren.

Weitere positive Effekte

Leicht erhöhte Konsumausgaben und wachsende unbezahlte Hausarbeit wirkten ebenfalls unterstützend. Die Belastung durch Einkommensungleichheit verringerte sich leicht, was den Index zusätzlich stabilisierte.

Diese Effekte zeigen, dass gesellschaftliche Dynamiken jenseits klassischer Wirtschaftsdaten wichtige Beiträge zum Wohlergehen leisten.

Langfristige Entwicklung bleibt volatil

Langfristvergleiche machen deutlich, dass das BIP seit den 1990er Jahren um rund 50 Prozent gestiegen ist, der NWI jedoch deutlich geringere Zuwächse verzeichnet. Wiederholte Ausschläge zeigen, wie empfindlich gesellschaftliches Wohlbefinden auf ökologische und soziale Spannungen reagiert.

Bedeutung für Politik und Gesellschaft

Der aktuelle Anstieg macht deutlich, dass wachsender Wohlstand nicht allein aus wirtschaftlicher Expansion entsteht. Entscheidend sind politische Maßnahmen, die Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit stärken.

Der NWI bietet damit eine alternative Perspektive für eine moderne Sozial- und Wirtschaftspolitik.


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