Jugendstudie: Soziale Teilhabe ist für Kinder und Jugendliche zentral

Jugend zwischen Freundeskreis und Finanzsorgen
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren stehen Aktivitäten im Freundeskreis an oberster Stelle. Ohne Handy fühlen sich viele ausgeschlossen.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass soziale und digitale Teilhabe für junge Menschen essenziell sind – staatliche Leistungen berücksichtigen diese Bedürfnisse jedoch bislang kaum.
Freundschaften und digitale Teilhabe bestimmen den Alltag
Laut der Befragung nennen rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen soziale Beziehungen zu Freund*innen und Gleichaltrigen als wichtigsten Faktor für ein gutes Leben. Erst danach folgen die Beziehungen zur Familie.
Das Bedürfnis nach digitaler Teilhabe ist ebenfalls groß: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, auf Handy und mobiles Internet nicht verzichten zu können.
Geld als Voraussetzung für soziale Aktivitäten
Die finanziellen Prioritäten der jungen Menschen spiegeln diese Bedürfnisse wider. Neun von zehn Befragten halten es für wichtig, Geld für Aktivitäten mit Freund*innen zu haben. Auch »angesagte Dinge« wie Kleidung, Kosmetik und Technik sowie Hobbies und Internetzugang stehen weit oben auf der Liste.
Auffällig ist, dass die Höhe des Taschengelds kaum vom Einkommen der Eltern abhängt. Selbst Familien mit weniger Geld versuchen, ihren Kindern ein angemessenes Taschengeld zu ermöglichen.
Soziale Kontakte leiden bei Geldmangel
Viele Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie. Fast die Hälfte gibt an, sich häufig oder manchmal Dinge nicht leisten zu können, die Freund*innen besitzen. Da sie für gemeinsame Unternehmungen meist selbst zahlen müssen, beeinträchtigt Geldmangel vor allem ihre sozialen Kontakte.
Die Bertelsmann Stiftung betont, dass Unterstützungsleistungen nicht nur das Existenzminimum sichern, sondern auch soziale Teilhabe ermöglichen sollten. Das Forschungsteam hebt hervor, dass fehlendes Geld zu Einsamkeit führen könne.
Forderung nach umfassenderen staatlichen Leistungen
Die Studie legt nahe, dass die Bedürfnisse nach sozialer und digitaler Teilhabe bei der Neugestaltung von Unterstützungsleistungen stärker berücksichtigt werden sollten. Weder die aktuellen Regelbedarfe im Bürgergeld noch die Bildungs- und Teilhabeleistungen decken diese Aspekte ausreichend ab.
Es wird empfohlen, Kinder und Jugendliche regelmäßig nach ihren Bedürfnissen zu befragen und kostenlose Angebote in Bildung, Freizeit, Sport und Kultur auszubauen. Nur eine Kombination aus finanzieller Unterstützung und guter Infrastruktur könne echte Teilhabechancen schaffen.
Mehr Mitbestimmung in der Schule gewünscht
Auch im schulischen Umfeld wünschen sich viele Kinder und Jugendliche mehr Mitsprache. Zwar sind die meisten mit ihrer Schule insgesamt zufrieden, doch die Mitbestimmungsmöglichkeiten im Unterricht empfinden viele als gering. Besonders Grundschulkinder berichten, dass sie selten bei Arbeitsmethoden oder Lerninhalten mitbestimmen dürfen.
Für erfolgreiches Lernen sind laut den Befragten interessante Aufgaben, ausreichend Pausen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, entscheidend. Aus der Untersuchung geht hervor, dass mehr Mitgestaltung die Motivation und das Verantwortungsbewusstsein der Schüler*innen stärken könnte.
Hintergrund
Die Studie »Bedarfe von Kindern und Jugendlichen für ein gelingendes Aufwachsen« basiert auf einer bundesweiten, repräsentativen Befragung von 1.037 Kindern und Jugendlichen sowie einer ergänzenden Elternbefragung. Zusätzlich fanden qualitative Gruppendiskussionen mit Grundschulkindern statt. Im Rahmen eines partizipativen Ansatzes wirkten junge Menschen nicht nur als Befragte, sondern auch als Co-Forschende mit.
VERWEISE
- Studie »Bedarfe von Kindern und Jugendlichen für ein gelingendes Aufwachsen« ...
- siehe auch: »Einsamkeit unter jungen Erwachsenen – ein unterschätztes Risiko!« ...
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