OECD-Studie: Lehrkräfte sind weltweit überwiegend zufrieden im Beruf

Lehrerin erläutert KI

Die Kernergebnisse der TALIS 2024 (Teaching and Learning International Survey)

Berufliche Weiterbildung und Arbeitsbedingungen von Lehrkräften 

Die große internationale TALIS-Studie 2024 der OECD zeigt, dass weltweit die Mehrheit der Lehrkräfte mit ihrem Beruf zufrieden ist – gleichzeitig aber wachsende Belastungen, digitale Umbrüche und Fachkräftemangel die Arbeit zunehmend prägen.

Hohe Berufszufriedenheit trotz steigender Anforderungen

Neun von zehn Lehrkräften in den Mitgliedsstaaten gaben an, mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden zu sein. Rund drei Viertel würden den Beruf erneut wählen, wenn sie könnten. Etwa 95 Prozent fühlen sich beim Unterrichten sogar häufig glücklich.

Für ebenso viele spielt der soziale Beitrag ihres Berufs eine zentrale Rolle. Besonders hoch ist das Gefühl gesellschaftlicher Anerkennung in Viet Nam, wo mehr als 92 Prozent der Lehrkräfte sich wertgeschätzt fühlen. In Ländern wie Bulgarien, Dänemark und Saudi-Arabien ist die öffentliche Wertschätzung seit 2018 deutlich gestiegen.

Herausforderungen: Arbeitsbelastung und fehlende Unterstützung

Trotz der positiven Grundstimmung verweist die OECD auf zunehmende Belastungen. Lehrkräfte beklagen steigenden administrativen Druck sowie unzureichende Unterstützung bei der beruflichen Weiterbildung. Ressourcenmangel im Schulalltag bleibt vielerorts ein Problem.

Die Studie betont, dass qualitativ hochwertige Fortbildung entscheidend für eine gute Unterrichtsqualität und damit auch für den Bildungserfolg der Schüler*innen sei.

Weiterbildung und Professionalisierung

Die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen ist international sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während digitale Lernangebote im Aufschwung sind, bemängeln viele Lehrkräfte die geringe Qualität und Passgenauigkeit der Programme. Besonders in Bezug auf den Umgang mit neuen Technologien wünschen sich Lehrkräfte gezieltere Angebote.

Im OECD-Schnitt verfügt inzwischen ein Viertel der Berufseinsteiger*innen über eine feste Mentoring-Begleitung. In Ländern wie Bahrain, Polen oder den Vereinigten Arabischen Emiraten werden sogar mehr als die Hälfte der Neulehrkräfte in den ersten Berufsjahren individuell betreut.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung

Ein Drittel der Lehrkräfte nutzt inzwischen KI-Tools im Unterricht. Am häufigsten werden sie zum schnellen Zusammenfassen von Themen und zur Erstellung von Unterrichtsplänen eingesetzt. Gleichzeitig sorgen sich sieben von zehn Lehrkräften über mögliche Plagiate und Betrug durch KI.

Der Fortbildungsbedarf in diesem Bereich bleibt hoch: Während in Singapur drei Viertel der Lehrkräfte KI-Schulungen absolvieren, liegt der Anteil in Frankreich bei nur 9 Prozent. Die OECD fordert daher gezielte Investitionen in digitale Kompetenzen und Infrastruktur.

Demografischer Wandel und Quereinstieg

Die Erhebung verdeutlicht auch, dass viele Bildungssysteme vor demografischen Herausforderungen stehen.

Das Durchschnittsalter der Lehrkräfte beträgt 45 Jahre – in einigen Ländern deutlich mehr. Um den Lehrkräftemangel abzufedern, setzen Staaten wie Island oder Australien verstärkt auf Quereinsteiger*innen: Dort stammen 21 Prozent beziehungsweise 17 Prozent der Lehrkräfte aus anderen Berufen, häufig mit verkürzter Ausbildung.

Ungleichverteilung bei jungen Lehrkräften

In fast der Hälfte der Bildungssysteme sind Lehrkräfte unter 30 Jahren überproportional oft in schwierigen Klassen eingesetzt. In Ländern wie Bahrain, Israel oder den Vereinigten Arabischen Emiraten unterrichten junge Lehrkräfte besonders häufig Schüler*innen mit Sprachproblemen – bis zu 15 Prozentpunkte mehr als ältere Kolleg*innen.

Empfehlungen für die Bildungspolitik

Die Studie fordert von den Bildungsministerien, Arbeitsbedingungen zu verbessern, Weiterbildungsprogramme hochwertiger und passgenauer zu gestalten und die digitale Ausstattung der Schulen auszubauen. Die OECD betont, dass nur durch koordinierte Maßnahmen in diesen drei Bereichen eine nachhaltige Verbesserung der Unterrichtsqualität möglich ist.

Hintergrund

Wie können Länder ihre Lehrkräfte darauf vorbereiten, den vielfältigen Herausforderungen heutiger Schulen zu begegnen? Die internationale Umfrage zu Lehren und Lernen der OECD (TALIS) liefert Antworten, indem sie Lehrkräfte und Schulleitungen nach ihren Arbeitsbedingungen und den Lernumgebungen an ihren Schulen befragt.

TALIS hat zum Ziel, verlässliche, aktuelle und vergleichbare Informationen bereitzustellen, damit Länder ihre Bildungspolitik zur Förderung einer hochwertigen Lehrprofession überprüfen und gestalten können.

Die Umfrage bietet Lehrerinnen, Lehrern sowie Schulleitungen die Möglichkeit, ihre Perspektiven in die Analyse und Entwicklung bildungspolitischer Maßnahmen in zentralen Bereichen einzubringen. Dabei stehen Themen wie berufliche Weiterbildung, Schulführung, Unterrichtsmethoden, Schulklima, Beurteilung und Rückmeldung, Arbeitszufriedenheit sowie Profile von Lehrkräften im Mittelpunkt.


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