OECD-Beschäftigungsausblick 2025: Deutschland

OECD

OECD: Deutschlands Arbeitsmarkt trotzt Herausforderungen – Demografie bleibt Risiko

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland bleibt auch 2025 auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Im Mai 2025 lag die Quote bei 3,7 Prozent und damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt.

Allerdings ist seit 2023 ein leichter Anstieg zu beobachten. Bis Ende 2025 wird ein weiterer leichter Anstieg auf 3,6 Prozent erwartet, bevor die Quote 2026 voraussichtlich wieder auf 3,5 Prozent sinkt.

Die Beschäftigungsquote steigt weiter und erreichte im ersten Quartal 2025 mit 77,6 Prozent einen neuen Höchststand. Hauptgrund hierfür ist der gestiegene Anteil von Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund.

Wirtschaftswachstum bleibt schwach

Die deutsche Wirtschaft wächst nur langsam. Für 2025 wird ein Plus von 0,4 Prozent prognostiziert, 2026 soll das Wachstum auf 1,2 Prozent anziehen. Impulse kommen vor allem von höheren Konsumausgaben und öffentlichen Investitionen, insbesondere in Verteidigung und Infrastruktur. Unsicherheiten im internationalen Handel und im verarbeitenden Gewerbe bremsen jedoch die Entwicklung.

Die im Juli 2024 verabschiedete Wachstumsinitiative der Vorgängerregierung setzt auf Bürokratieabbau, längere Erwerbstätigkeit und die gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Ein historisches Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und die Aussetzung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben sollen den Arbeitsmarkt zusätzlich beeinflussen.

Reallöhne holen langsam auf

Die Löhne steigen, doch das Niveau vor der Pandemie ist noch nicht erreicht. Zwischen dem ersten Quartal 2024 und 2025 erhöhten sich die Nominallöhne um 2,7 Prozent, die Reallöhne legten um 0,4 Prozent zu. Dennoch liegen die Reallöhne weiterhin 0,2 Prozent unter dem Stand von Anfang 2021.

Die Mindestlohnerhöhungen seit 2015 haben vor allem im Niedriglohnsektor für Verbesserungen gesorgt. Im April 2025 beträgt der Mindestlohn 12,82 Euro pro Stunde, was real einem Plus von 12 Prozent seit 2021 entspricht – deutlich mehr als im OECD-Durchschnitt.

Demografischer Wandel bremst Wachstum

Die Alterung der Bevölkerung stellt den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen. Bis 2060 wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland um 22 Prozent sinken. Das Verhältnis von Personen im Rentenalter zu Erwerbstätigen steigt von 0,39 auf 0,60. Ohne Gegenmaßnahmen droht das jährliche Wachstum des Pro-Kopf-BIP auf nur noch 0,27 Prozent zu schrumpfen.

Durch eine stärkere Integration älterer Menschen und mehr Erwerbsbeteiligung von Frauen könnte das Wachstum auf 0,58 Prozent steigen. Noch besser wäre eine zusätzliche Steigerung der Produktivität – dann wären bis zu 1,08 Prozent möglich.

Erwerbsbeteiligung älterer Menschen steigt – aber Luft nach oben

Die Beschäftigungsquoten älterer Menschen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In der Altersgruppe 60 bis 64 Jahre lag die Quote 2024 bei 66,7 Prozent – weit über dem OECD-Durchschnitt. Dennoch liegt das tatsächliche Erwerbsaustrittsalter weiterhin unter dem gesetzlichen Rentenalter.

Frauen verlassen den Arbeitsmarkt im Schnitt 2,4 Jahre, Männer 2,1 Jahre früher als gesetzlich vorgesehen. Nur 14,3 Prozent der 50- bis 69-Jährigen arbeiten beim ersten Rentenbezug weiter – im europäischen OECD-Durchschnitt sind es 22,4 Prozent. Politische Initiativen wie die geplante »Aktivrente«, die einen steuerfreien Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro monatlich ermöglichen soll, befinden sich noch in der Diskussion.

Arbeitsmarktpolitik muss sich weiterentwickeln

Um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern, empfiehlt die OECD, lebenslanges Lernen, gesunde Arbeitsplätze und flexible Übergänge in den Ruhestand zu fördern. Nur so kann die Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen erhalten und das Arbeitskräftepotenzial besser genutzt werden. Die Mobilisierung bislang ungenutzter Potenziale – etwa durch mehr Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Menschen und gezielte Migration – bleibt zentral für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Arbeitsmarkts.


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