Arbeitskräftebedarf 2025: Der deutsche Arbeitsmarkt im Zeichen von Transformation und Konjunkturflaute

IAB5

Stellenangebot bricht ein – strukturelle und konjunkturelle Ursachen

Im ersten Quartal 2025 erreichte die Zahl der offenen Stellen in Deutschland mit 1,18 Millionen einen neuen Tiefstand. Das entspricht einem Rückgang von über 40 Prozent gegenüber dem Höchststand Ende 2022 und einem Minus von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind Westdeutschland mit einem Rückgang von 311.000 Stellen und Ostdeutschland mit 79.000 weniger offenen Positionen.

Die Ursachen liegen laut IAB in einer anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation, ausgelöst durch internationale Konflikte, Zollstreitigkeiten und strukturelle Herausforderungen im Inland. Diese Faktoren bremsen das Wirtschaftswachstum und damit die betriebliche Arbeitskräftenachfrage.

Transformation prägt den Arbeitsmarkt

Neben konjunkturellen Einflüssen treiben tiefgreifende Transformationsprozesse wie Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung den Wandel am Arbeitsmarkt weiter voran. Nach Einschätzung des IAB führen diese Veränderungen in wachsendem Maße zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und beeinflussen die Dynamik des Arbeitsmarkts nachhaltig.

Die Prognose für die kommenden Jahre bleibt daher von Unsicherheit geprägt: Während die Transformation langfristig neue Qualifikationsprofile und Beschäftigungsmöglichkeiten schafft, sorgt sie kurzfristig für Anpassungsdruck und Unsicherheiten – insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen.

Branchen und Betriebsgrößen: Wer ist besonders betroffen?

Der Rückgang der offenen Stellen ist branchenübergreifend, fällt aber unterschiedlich stark aus. Besonders betroffen sind die Bereiche »Sonstige Dienstleistungen« (u.a. Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen), »Unternehmensnahe Dienstleistungen«, das verarbeitende Gewerbe, das Baugewerbe sowie »Handel und Kfz-Reparatur«. Lediglich die »Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung« verzeichnet einen leichten Zuwachs an offenen Stellen.

Kleine und mittlere Betriebe spüren den Rückgang besonders stark: Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten verzeichnen ein Minus von 33 Prozent, Betriebe mit 50 bis 249 Beschäftigten einen Rückgang von 21 Prozent. Bei Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten ist die Zahl der offenen Stellen nur um 3 Prozent gesunken.

Arbeitsmarktanspannung nimmt ab – Chancen für Arbeitsuchende steigen

Das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen hat sich seit Ende 2022 mehr als verdoppelt und liegt nun bei 2,5. Dieser Wert signalisiert, dass es für Arbeitsuchende leichter geworden ist, eine neue Stelle zu finden, während Betriebe weniger Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Positionen haben.

Die Vakanzrate – der Anteil der sofort zu besetzenden offenen Stellen an der gesamten Arbeitsnachfrage – ist ebenfalls gesunken, liegt aber mit 2,6 Prozent weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Rekrutierungsprozesse werden kürzer

Auch die durchschnittliche Dauer, bis eine Stelle tatsächlich besetzt wird, ist gesunken. Die ungeplante Vakanzdauer – die Zeit zwischen gewünschtem und tatsächlichem Arbeitsbeginn – lag 2024 bei 30 Tagen, während die gesamte Vakanzdauer im Schnitt 94 Tage betrug. Dies deutet darauf hin, dass sich die Rekrutierungsprozesse an die veränderte Marktlage anpassen.

Resumee

Der Arbeitsmarkt in Deutschland steht 2025 unter dem doppelten Druck von Konjunkturflaute und strukturellem Wandel. Während die Zahl der offenen Stellen deutlich sinkt, bleibt die Transformation durch Digitalisierung und Dekarbonisierung ein zentraler Treiber für Veränderungen.

Für Unternehmen, Beschäftigte und Bildungseinrichtungen bedeutet dies: Anpassungsfähigkeit und gezielte Qualifizierung sind wichtiger denn je, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern. 


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