Arbeitszeitrechnung 2024: Erstmals seit Corona sinkt das Arbeitsvolumen

IAB5

Arbeitsmarkt in Deutschland 2024: Weniger Überstunden, mehr Kurzarbeit

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat in seiner aktuellen Arbeitszeitrechnung einen leichten Rückgang des Arbeitsvolumens in Deutschland festgestellt.

Erstmals seit der Corona-Pandemie sank die Gesamtarbeitszeit der Erwerbstätigen um 0,1 Prozent auf 61,37 Milliarden Stunden.

Verschiebungen in der Beschäftigungsstruktur

Die Struktur des Arbeitsmarktes hat sich deutlich verändert:

  • Die Zahl der Erwerbstätigen stieg nur noch geringfügig um 71.000 Personen.
  • Die Vollzeitbeschäftigung nahm um 0,2 Prozent ab, die Teilzeitbeschäftigung um 1,2 Prozent zu.
  • Die Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten stieg auf 42,31 Millionen.
  • Die Teilzeitquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 39,5 Prozent.

Besonders auffällig ist der starke Rückgang der Selbständigen und Mithelfenden um 1,9 Prozent auf 3,77 Millionen Personen.

Entwicklung der Arbeitszeit

Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen sank um 3,5 Stunden auf 1.332 Stunden im Jahr. Bei den abhängig Beschäftigten verringerte sich die Arbeitszeit um 1,2 Stunden auf knapp 1.294 Stunden pro Kopf.

Trotz des Rückgangs der individuellen Arbeitszeit stieg das Gesamtarbeitsvolumen der abhängig Beschäftigten leicht an, konnte aber den Rückgang bei den Selbständigen nicht ausgleichen.

Überstunden und Kurzarbeit

Auf dem Arbeitsmarkt zeichneten sich noch weitere Veränderungen ab:

  • Die Beschäftigten leisteten weniger Überstunden: durchschnittlich 13,1 bezahlte und 15,1 unbezahlte Stunden.
  • Die Kurzarbeit stieg um rund 60.000 auf 300.000 Personen, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe.
  • Die durchschnittliche Ausfallzeit je Arbeitnehmer stieg von 2,5 auf 3,0 Stunden.

Resümee

Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs »Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen«, fasst die Situation zusammen: Der Arbeitsmarkt zeigt erste Schwächetendenzen mit Verlusten an Vollzeitarbeitsplätzen, weniger Überstunden, mehr Kurzarbeit und einem anhaltenden Rückgang der Selbständigkeit.

Diese Entwicklungen deuten auf eine Abkühlung des Arbeitsmarktes hin, wobei insbesondere die Industrie von der Krise betroffen zu sein scheint.

Hinweise
Die IAB-Arbeitszeitrechnung ist das Schlüsselprodukt zu den geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland und liegt den Statistiken zum Arbeitseinsatz in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zugrunde. Im August 2024 gab es eine Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes. In diesem Zusammenhang hat das IAB seine Arbeitszeitrechnung weiterentwickelt. Dabei wurden neue Daten und Methoden berücksichtigt und die Berechnungen für den Zeitraum ab 1991 entsprechend neu vorgenommen. Die auf diese Weise ermittelten Zeitreihen erlauben somit weiterhin den langfristigen Vergleich der Arbeitszeitentwicklung ohne statistische Brüche. 

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab_az2024.xlsxIn neuem Fenster öffnen zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Quartals- und Jahreszahlen ab 1991 ist unter https://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsxIn neuem Fenster öffnen abrufbar.


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