Flexibilisierung der Arbeitszeit und Überstunden in Deutschland

Männer machen etwas weniger Überstunden
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit wird von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterschiedlich bewertet. Arbeitgeber betonen die betrieblichen Erfordernisse, während Arbeitnehmer verstärkt Mitbestimmungsrechte bei der Arbeitszeitgestaltung einfordern. Diese Spannungsfelder prägen auch die Überstundensituation in Deutschland.
Entwicklung und Verteilung von Überstunden
Nach Angaben der BAuA-Arbeitszeiterhebung 2021 leisteten abhängig Beschäftigte im Jahr 2023 durchschnittlich 3,1 Überstunden pro Woche, wobei Männer mit durchschnittlich 3,4 Stunden mehr Überstunden leisteten als Frauen mit 2,9 Stunden. Im Vergleich zu 2019 (3,4 Stunden) ist bei den Männern ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während die Überstunden der Frauen stabil geblieben sind.
Ein Viertel der Vollzeitbeschäftigten (25 %) gab an, regelmäßig zwei bis fünf Überstunden pro Woche zu leisten, während 16 % mehr als fünf bis zehn Überstunden angaben. Teilzeitbeschäftigte leisteten dagegen weniger Überstunden, nämlich 17 % bis zu fünf Stunden und nur 6 % mehr als fünf Stunden.
Gründe für Überstunden
Als Hauptgrund für Überstunden gaben fast 40 % der Befragten an, dass die Arbeitsbelastung nicht in der regulären Arbeitszeit bewältigt werden konnte. Weitere Gründe waren persönliche Motivation oder Spaß an der Arbeit (13 %). Andere betriebliche oder private Gründe spielten eine untergeordnete Rolle (jeweils unter 10 %).
Auswirkungen auf Gesundheit und Work-Life-Balance
Beschäftigte, die viele Überstunden leisten, sind häufiger von gesundheitlichen Beschwerden betroffen. Insbesondere Frauen berichten bei hoher Arbeitsbelastung von stärkeren Auswirkungen auf ihre körperliche und psychische Gesundheit. Schlafstörungen (44 %) und körperliche Erschöpfung (47 %) treten bei Beschäftigten mit Bereitschaftsdiensten besonders häufig auf.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Teilzeitbeschäftigte Frauen leisten deutlich weniger Überstunden als Männer, was auf die hohe Teilzeitquote bei Frauen zurückzuführen ist. Gleichzeitig sind vollzeitbeschäftigte Frauen etwas häufiger von Überstunden betroffen als ihre männlichen Kollegen (54 % gegenüber 49 %).
Zusammenfassung
Die Ergebnisse zeigen, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeit auf betrieblicher Ebene häufig mit einer Zunahme von Überstunden einhergeht, insbesondere bei Vollzeitbeschäftigten. Die Belastung durch Überstunden hat nicht nur Auswirkungen auf die Work-Life-Balance, sondern auch auf die Gesundheit der Beschäftigten, wobei Männer insgesamt mehr Überstunden leisten, Frauen jedoch stärker von den gesundheitlichen Folgen betroffen sind.
VERWEISE
- Im Wortlaut: Antwort der Bundesregierung ...
- vgl.: »Mehrfachbeschäftigung: Sieben Prozent der Beschäftigten haben einen Zweitjob« ...
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