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Wie Staat und Unternehmen ältere Beschäftigte halten können
Ab 2026 sollen ältere Arbeitnehmer*innen mit der geplanten Aktivrente jährlich bis zu 24.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen können. Der finanzielle Spielraum soll dazu beitragen, mehr Menschen über das gesetzliche Rentenalter hinaus im Erwerbsleben zu halten.
Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass dieser Anreiz die Erwerbstätigkeit von Rentner*innen um bis zu zehn Prozent erhöhen könnte – das entspricht rund 33.000 zusätzlichen Vollzeitstellen. Damit die Reform auch für den Staat wirtschaftlich sinnvoll ist, müsste die Zahl auf mindestens 40.000 steigen.
Informationslücke bei Rentner*innen
Die Studie verdeutlicht, dass viele ältere Menschen ihre Möglichkeiten beim Hinzuverdienst gar nicht kennen. Nur 37,5 Prozent der Befragten wussten, dass seit 2023 keine Einkommensgrenzen mehr für die Altersrente gelten.
Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Stiftung, betonte, die Politik sende mit der Aktivrente zwar das richtige Signal, müsse aber »die neuen Möglichkeiten aktiv bewerben – verständlich, zielgruppengerecht und mit klaren Beispielen«. Ohne Aufklärung drohe das Potenzial der Reform zu verpuffen.
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Erfahrung statt Fachkräftelücke
Derzeit sind nur 21 Prozent der 65- bis 69-Jährigen in Deutschland erwerbstätig – deutlich weniger als in Dänemark oder Schweden, wo die Quote bei rund 30 Prozent liegt. Ältere Beschäftigte verfügen über Erfahrung und Wissen, das Unternehmen oft schmerzlich vermissen.
Laut André Schleiter, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, könne die Aktivrente gerade dort wirken, wo Arbeitsbedingungen weniger attraktiv sind – etwa bei hoher Belastung, niedrigem Lohn oder fehlender Homeoffice-Möglichkeit. Sie könne helfen, Engpässe in Branchen zu lindern, die besonders unter dem Fachkräftemangel leiden.
Rechtsrahmen unübersichtlich
Neben finanziellen Anreizen braucht es klare gesetzliche Regeln. Eine Untersuchung des Demographie Netzwerks (ddn) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die aktuellen Vorschriften zur Weiter- und Wiederbeschäftigung nach Renteneintritt zu komplex sind.
Vor allem die Vorgaben zu sogenannten Hinausschiebensvereinbarungen und sachgrundlosen Befristungen sorgen für Rechtsunsicherheit. Kleine und mittlere Unternehmen, die mehr als die Hälfte aller Beschäftigten stellen, sehen darin ein Risiko: Unklarheiten könnten zu ungewollt unbefristeten Arbeitsverhältnissen führen. Größere Firmen seien dagegen besser aufgestellt, um rechtssichere Verträge zu gestalten oder Rentner*innen über Tochterfirmen einzubinden.
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Aufgabe für Politik und Betriebe
Damit die Aktivrente wirken kann, braucht es eine Doppelstrategie: Der Gesetzgeber sollte arbeitsrechtliche Hürden abbauen, während Unternehmen die Beschäftigung Älterer aktiv fördern. Laut IW-Personalpanel sehen fast vier von zehn Betrieben arbeits- oder sozialrechtliche Unsicherheiten beim Einsatz älterer Mitarbeiter*innen. Eine Reform des Teilzeit- und Befristungsgesetzes könnte hier mehr Klarheit schaffen.
Zugleich können Arbeitgeber selbst viel bewirken – durch altersgerechte Arbeitsbedingungen, flexible Arbeitszeiten und eine Unternehmenskultur, die Erfahrung wertschätzt. Erst wenn beides zusammenkommt, kann die Aktivrente ihr Potenzial entfalten.
Hintergrund
Befragt wurden 3.000 Personen im Alter zwischen 60 und 71 Jahren.
VERWEISE
- Studie »Aktiviert die Aktivrente Ältere?« ...
- Studie »Arbeit 60+ – zwischen Paragrafen und Praxis« ...
