
Eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass im Jahr 2023 13 Prozent der Rentner*innen zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig waren.
Dieser Anteil verdeutlicht den zunehmenden Trend, dass viele Menschen auch nach Erreichen des Rentenalters erwerbstätig sind. Vor allem Männer sind mit einem Anteil von 16 % deutlich häufiger erwerbstätig als Frauen, von denen 10 % weiterhin einer Erwerbstätigkeit nachgehen.
Dieser Trend ist vor allem bei den höher gebildeten Rentner*innen stärker ausgeprägt.
Hauptgründe für Erwerbstätigkeit im Ruhestand
Die Motive der erwerbstätigen Rentner*innen sind vielfältig: Rund ein Drittel nennt finanzielle Notwendigkeit als Hauptgrund, während 29 % angeben, aus Freude an der Arbeit weiter zu arbeiten.
Ein weiterer Aspekt ist die Flexibilität vieler Arbeitsmodelle. Rund 50 % der erwerbstätigen Rentner*innen gehen einer geringfügigen Beschäftigung nach. Dabei arbeiten sie in der Regel weniger Stunden, um die Erwerbstätigkeit mit dem Rentenbezug zu verbinden.
Arbeitsformen und Arbeitsverträge
Die überwiegende Mehrheit (69 %) der erwerbstätigen Rentner*innen geht einer abhängigen Beschäftigung nach. Diese Form der Erwerbstätigkeit bietet häufig die notwendige finanzielle Absicherung bei gleichzeitig überschaubarer Arbeitsbelastung.
Weniger Rentner*innen sind dagegen selbständig oder in anderen Beschäftigungsformen tätig.
Soziodemographische Unterschiede
Neben dem Geschlecht spielen auch das Bildungsniveau und die vorherige Berufserfahrung eine Rolle bei der Frage, wer im Alter von 65 bis 74 Jahren noch erwerbstätig ist.
Höher gebildete Rentner*innen sind häufiger erwerbstätig, was darauf hindeutet, dass sie sowohl aufgrund besserer beruflicher Qualifikationen als auch aus persönlicher Motivation eine Weiterbeschäftigung bevorzugen.
Implikationen für die Rentenpolitik
Die wachsende Zahl erwerbstätiger Rentner*innen wirft Fragen zur Zukunft der Rentenpolitik und zur Rolle der Erwerbstätigkeit im Ruhestand auf.
Insbesondere stellt sich die Frage, wie Staat und Gesellschaft auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer*innen reagieren können, sei es durch flexible Arbeitszeitmodelle oder durch eine bessere Absicherung derjenigen, die aus finanzieller Notwendigkeit arbeiten müssen.
Zusammenfassung
Die Erwerbstätigkeit von Rentner*innen in Deutschland zeigt eine zunehmende Vielfalt in den Motiven und Arbeitsformen.
Während finanzielle Gründe für viele eine wichtige Rolle spielen, ist für fast ein Drittel der älteren Erwerbstätigen der Wunsch nach einer sinnvollen Beschäftigung ausschlaggebend.
Diese Entwicklungen haben nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche und politische Implikationen, die in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen dürften.
Zur Methodik
Der Mikrozensus ist die größte jährliche Haushaltsbefragung in Europa und umfasst rund 1 % der Bevölkerung. Darin integriert ist die Arbeitskräfteerhebung (AKE). Darüber hinaus ergänzen Zusatzprogramme (»Module« beziehungsweise »Ad-hoc-Module«) das Kernprogramm der AKE um jährlich wechselnde Fragen zu ausgewählten Themen des Arbeitsmarktes. Die Beantwortung der Fragen der Zusatzprogramme ist freiwillig. Die hier verwendeten Daten zur Erwerbstätigkeit von Rentnerinnen und Rentnern stammen aus dem Modul der Arbeitskräfteerhebung im Jahr 2023.
Ähnliche Themen in dieser Kategorie
Ältere Erwerbstätige als unterschätzte Kraft Der Übergang in den Ruhestand wird neu definiert. Eine aktuelle Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, dass sieben Prozent der Menschen ab 66 Jahren weiterhin einer bezahlten Tätigkeit nachgehen …
Erfahrene Fachkräfte rücken ins Zentrum Die Annahme, Mitarbeitende jenseits der 50 seien weniger leistungsfähig oder flexibel, verliert an Boden. Unternehmen reagieren auf den Fachkräftemangel mit einer deutlichen Aufwertung erfahrener Beschäftigter. Auswertungen einer neuen …
Wie Staat und Unternehmen ältere Beschäftigte halten können Ab 2026 sollen ältere Arbeitnehmer*innen mit der geplanten Aktivrente jährlich bis zu 24.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen können. Der finanzielle Spielraum soll dazu beitragen, mehr Menschen über das gesetzliche …
Arbeiten nach dem Renteneintritt ist längst kein Randphänomen mehr Laut einer aktuellen Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung sind es inzwischen 14 Prozent aller Beschäftigten in mitbestimmten Betrieben, die jenseits der Regelaltersgrenze weiterarbeiten. In Unternehmen ohne …
