Jede*r vierte Betroffene konnte wegen Prüfungsangst nicht den Wunschberuf ergreifen
Einer aktuellen Studie der IU Internationalen Hochschule (IU) zufolge kann Prüfungsangst gravierende Folgen für die berufliche Zukunft der Betroffenen haben: 26,8 Prozent der Befragten, bei denen die Prüfungsangst Auswirkungen hatte, konnten aufgrund der Angst nicht den gewünschten Beruf wählen. Und 41 Prozent der Befragten haben durch ihre Prüfungsangst sogar einen bestimmten Schul- oder Hochschulabschluss nicht erlangt – etwa, weil sie die Schule oder das Hochschulstudium abgebrochen haben.
42 Prozent der Befragten, bei denen sich die Prüfungsangst ausgewirkt hat, sind Mehrkosten entstanden – zum Beispiel, weil Prüfungen kostenpflichtig wiederholt werden mussten.
Fast jede*r hatte schon mal Prüfungsangst
Die Studie zeigt, dass 9 von 10 Deutschen (86,8 Prozent) schon einmal unter Prüfungsangst litten. Bei den meisten Befragten (64,7 Prozent) trat diese während der Schule oder des Studiums auf. 47,1 Prozent verspürten Prüfungsangst im Rahmen einer Bewerbung, dicht gefolgt von Ängsten während der Berufsausbildung (45,9 Prozent).
Das Überraschende: Obwohl die Angst vor Prüfungssituationen so verbreitet ist, nimmt kaum jemand Hilfe in Anspruch. Gerade einmal 14,1 Prozent der Befragten mit Prüfungsangst suchten sich Unterstützung, um etwas gegen ihre Angst zu unternehmen – die meisten davon (53,4 Prozent) bei Freund:innen und Familie; 39,8 Prozent gingen deshalb sogar zur psychologischen Psychotherapie. (*)
Mögliche Ursache: Zu hohe Selbstansprüche
Laut der Umfrage fühlt sich fast die Hälfte der Befragten (45,8 Prozent) mit ihren Ängsten nicht ernstgenommen. Als wesentlicher Grund Nummer Eins für Prüfungsangst nennen 53,8 Prozent der Betroffenen zu hohe Ansprüche an sich selbst (*).
»Es gibt keine andere Generation, die sich so stark vergleicht, wie die Generation Z«, erklärt Anna Paulin Horwedel, die sich als Study Guide am IU-Standort Mannheim um die Sorgen der Studierenden kümmert. »Das stresst zum einen natürlich, weil man gefühlt ständig in Konkurrenz steht. Zum anderen steigt dadurch die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen – denn die anderen brauchen sie ja scheinbar auch nicht«, so Hordwedel weiter.
Mehr als ein Drittel will Prüfungsangst allein bewältigen
49,5 Prozent der Betroffenen glaubt, ihre Prüfungsangst sei nicht schlimm genug, um sich Hilfe zu suchen. 38,6 Prozent möchten es allein schaffen, die Prüfungsangst zu bewältigen (*).
Ein folgenreicher Trugschluss, wie Horwedel erklärt: »Je früher man sich Hilfe sucht, desto besser. Sich mit einer solchen Situation allein gelassen zu fühlen, sorgt für emotionalen Stress und verstärkt das Ganze nur. Die Gefahr für eine Gedankenblockade – ein so genannter Blackout –, der während der Prüfung auftreten kann, steigt. Im Austausch mit Expert:innen sollte das Problem daher an der Wurzel gepackt werden, um den Auslöser für die Angst zu finden. Wird die konkrete Ursache, wie etwa zu großer Druck wegen der Wichtigkeit der Prüfung oder internalisierten Erwartungshaltungen von außen schnell gefunden, kann man an einem gemeinsamen Plan arbeiten – etwa, um sich gezielter auf die Prüfung vorzubereiten.«
An der IU Internationalen Hochschule nehmen sich so genannte Study Guides den Sorgen und Nöten von Studierenden unter anderem in Prüfungssituationen an. Studierende im dualen Studium können sich jederzeit an Anna Horwedel und ihre Kolleg:innen wenden und das umfassende Hilfsangebot der Hochschule nutzen.
* Befragte, die Prüfungsangst während der Schule/des Studiums oder/und während einer Berufsausbildung empfunden haben.
Hintergrund
Im Rahmen der Kurzstudie »Prüfungsangst« wurden 1.600 Personen zwischen 16 und 65 Jahren befragt – repräsentativ verteilt nach Alter und Geschlechtsidentität.
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