Hochschul-Barometer 2025: Historisches Stimmungstief gefährdet Innovationskraft

HOCHSCHULBAROMETER 2

Strukturelle Krise: Das Hochschul-Barometer beleuchtet Personalmangel und Cyber-Risiken

Die Stimmung an den deutschen Hochschulen hat sich weiter verschlechtert und erreicht mit einem Lageindex von 18,9 Punkten (Skala von –100 bis +100) einen neuen Tiefstand seit Beginn der Befragung im Jahr 2011. Dies geht aus dem aktuellen »Hochschul-Barometer 2025« hervor.

Hauptursachen für diese kritische Entwicklung sind die dramatisch gesunkene Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts Deutschland sowie der anhaltende Fachkräftemangel und die unsicheren Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Ergebnisse legen eine Notwendigkeit struktureller bildungspolitischer Reformen nahe, um die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems zu erhalten.

Verschlechterte Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit

Die Beurteilung des deutschen Hochschulstandorts als wettbewerbsfähig ist signifikant gesunken. Nur noch 40,5 Prozent der Hochschulleitungen bewerten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts als (eher) gut. Im Vergleich: Im Jahr 2020 lag dieser Wert noch bei 76,9 Prozent.

Dieser massive Rückgang betrifft insbesondere Universitäten, die nicht in der Exzellenzförderung berücksichtigt werden. Die Hochschulleitungen führen diesen Verlust an Attraktivität primär auf mangelnde Planbarkeit und eine unzureichende materielle Unterstützung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen zurück.

Fachkräftemangel und Karriereunsicherheit

Der Fachkräftemangel stellt eine zentrale strukturelle Herausforderung dar, die sich direkt auf die operative Leistungsfähigkeit der Hochschulen auswirkt. Im Durchschnitt benötigen die Hochschulen fast zwölf Wochen (11,5 Wochen für Wissenschaft, 11,7 Wochen für Verwaltung) für die Besetzung offener Stellen (ohne Professuren).

Fast die Hälfte der Hochschulleitungen bewertet die Karriereperspektiven in der Wissenschaft als unsicher. Mehr als die Hälfte (57,2 Prozent) kritisiert, dass zu wenige Anschlussstellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs in frühen Karrierephasen zur Verfügung stehen. Diese Unsicherheit in Bezug auf die akademische Laufbahn fördert die Abwanderung von qualifizierten Talenten und bremst damit Innovationen in Forschung und Lehre.

Lücken bei der digitalen Sicherheit

Ein weiteres Risikofeld bildet die digitale Sicherheit. Die Gefahr durch Cyberangriffe wird von nahezu allen Hochschulleitungen als hoch eingeschätzt. Dennoch bestehen in den Präventionsmaßnahmen deutliche Lücken. Zwar sind grundlegende Schutzmaßnahmen wie Backups weit verbreitet, jedoch fehlen an vielen Standorten flächendeckende Sicherheitsschulungen für das Personal und umfassende Notfallpläne für den Fall eines Angriffs.

Diese Diskrepanz zwischen wahrgenommener Bedrohung und tatsächlicher Vorsorge gefährdet die Integrität der Forschungsdaten und die Funktionsfähigkeit der Hochschulsysteme.

Hintergrund
Das Hochschul-Barometer ist eine gemeinsamen Initiative vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.


Ähnliche Themen in dieser Kategorie

18.05.2025

Wissenschaftsrat: »Das Wissenschaftssystem muss auf neue Sicherheitsanforderungen reagieren« Der Wissenschaftsrat sieht das deutsche Wissenschaftssystem vor wachsenden Herausforderungen durch neue Sicherheitsanforderungen. Angesichts globaler Krisen und geopolitischer Umbrüche …

10.01.2025

Herausforderungen für deutsche Hochschulen Das Hochschul-Barometer 2024 beleuchtet die aktuelle Lage und Stimmung an deutschen Hochschulen. Die Ergebnisse verdeutlichen die schwierige Situation in einigen zentralen Bereichen wie Personal, digitale Sicherheit, …

24.11.2024

Ergebnisse der achten Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen bis zum Jahr 2040 Ein aktueller BIBB-Report analysiert detailliert die Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2040. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen des demografischen …

01.10.2024

Problemlösung und kritisches Denken als zentrale Future Skills In einer neuen Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wurde untersucht, welche Kompetenzen Hochschullehrende für die Zukunft als besonders wichtig erachten. Die Ergebnisse zeigen, dass Fähigkeiten wie …

.
Oft gelesen...