Viele junge Menschen werden benachteiligt, ausgegrenzt oder diskriminiert

Jugendliche Frau 1

Chancengerechtigkeit für junge Menschen: Herausforderungen, Ursachen und Lösungsansätze

In Deutschland erleben viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene regelmäßig Benachteiligungen, Ausgrenzung oder Diskriminierung. Dies belegen aktuelle Forschungsdaten des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und sind Thema der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins »DJI Impulse«.

Besonders strukturell benachteiligte Gruppen – etwa Menschen mit Behinderung, solche mit Migrationsgeschichte oder aus einkommensschwachen Familien – sind davon betroffen.

Diskriminierungserfahrungen wirken sich nach Einschätzung von DJI-Expert*innen tiefgreifend auf das Selbstbild, die Entwicklung und Lebensperspektiven junger Menschen aus und belasten das gesellschaftliche Klima massiv.

Vielfältige Ursachen: Von der Herkunft bis zur sexuellen Orientierung

Der DJI-Survey »Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten« zeigt: Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung oder Beeinträchtigung (41 Prozent), solche mit nicht-heterosexueller Orientierung (43 Prozent) und junge Menschen aus materiell benachteiligten Familien (30 Prozent) berichten besonders häufig von Diskriminierung.

Kinder und Jugendliche, deren Eltern im Ausland geboren sind, erleben zu 27 Prozent häufig Diskriminierung. Mädchen und junge Frauen sind deutlich häufiger betroffen: 69 Prozent der 18- bis 25-jährigen Frauen berichten von Benachteiligungserfahrungen auf Grund ihres Geschlechts.

Altersdiskriminierung: Junge Menschen werden kaum politisch berücksichtigt

Ein wachsender Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung führt laut dem Bundesjugendkuratorium (BJK) dazu, dass Kinder und Jugendliche politisch oftmals übersehen werden.

Fachleute wie Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani fordern deshalb, Minderheitenschutzprinzipien stärker zu verankern. Jugendliche könnten so systematisch bei Gesetzgebungsverfahren eingebunden werden. Ferda Ataman, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, spricht sich für mehr Aufklärungsarbeit an Schulen und bundesweit verankerte Antidiskriminierungsgesetze aus.

Soziale Ausgrenzung und Kinderarmut: Besorgniserregende Zahlen

Fast ein Viertel aller Minderjährigen in Deutschland ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Dies schränkt ihre Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben deutlich ein.

Das DJI fordert eine verbindliche Zusammenarbeit aller zuständigen Stellen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene, um allen jungen Menschen ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.

Abbau von Bildungsbarrieren und wirksame Schutzkonzepte erforderlich

DJI-Analysen verdeutlichen, dass strukturelle Benachteiligung und Diskriminierung den Zugang zu frühkindlicher und beruflicher Bildung erschweren. Innovative Schutz- und Präventionskonzepte an Schulen sind zwar zunehmend verbreitet, jedoch verfügen aktuell nur etwa 17 Prozent der Schulen über umfassende Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt.

Die meisten bieten bislang nur einzelne Präventionsmaßnahmen. Ein besserer institutioneller Schutz und Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen sind zentrale Forderungen der Wissenschaftler*innen.

Hintergrund
Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:
Dr. Lisa Hasenbein, Jugendforscherin und Leiterin der DJI-Fachgruppe »Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher«, Tel.: 089. 623 06- 292, hasenbein@dji.de
Prof. Dr. Sabine Walper, DJI-Direktorin, Tel.: 089. 623 06- 289, walper@dji.de 


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