Deutschland hat eine OER-Strategie
Frei zugängliche und kostenlose Bildungsmaterialien erhöhen die Bildungschancen und gesellschaftliche Teilhabe
Am 29. Juli 2022 stellte Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die OER-Strategie im DIPF Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt vor.
Durch Community-Building – wie etwa der Vernetzung und dem Austausch von Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft und Praxis –, Content-Erstellung und zeitgemäße Bildungspraxis sollen offene Bildungsmaterialien in allen Bildungsbereichen systematisch gefördert werden. Deutschland geht damit einen großen Schritt in Richtung freie, digital gestützte, kollaborative Bildungspraxis und folgt der Empfehlung der UNESCO zu OER (OER = Open Educational Resources, offene Bildungsmaterialien). Die Empfehlung betont den wichtigen Beitrag, den OER zum Erreichen der Ziele der Agenda Bildung 2030 – chancengerechte und hochwertige Bildung und lebenslanges Lernen – leisten können.
DLR Projektträger gestaltet Strategieprozess mit Beteiligung der Fach-Community
Die Veröffentlichung der OER-Strategie basiert auf einem partizipativen Erarbeitungsprozess, den der DLR Projektträger maßgeblich mitgestaltetet hat. Bereits im Frühjahr 2021 fanden drei Online-Konsultationen statt, an denen sich ca. 80 Personen aus der Fach-Community beteiligten. Die Expertinnen und Experten vom DLR Projektträger hatten einen mehrstufigen Beteiligungsprozess entwickelt: In drei Themengebieten wurden Thesen formuliert, die durch die Fach-Community (u.a. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Pädagogen, IT-Fachexperten sowie gemeinnützige Vereine und Verlage) kommentiert wurden. Nach der Auswertung der Einreichungen durch den DLR Projektträger bildeten diese die Grundlage für drei Diskussionsrunden nach der Methode Fishbowl, welche die Expertinnen und Experten des DLR Projektträger ins Digitale übertrugen.
»Das Thema Open Education verlangt nach einer breiten Beteiligung der Community. Es war uns wichtig, verschiedene Perspektiven zu hören und ihnen Raum zur Diskussion zu geben. Dafür eignet sich die Methode der Fishbowl bestens – und das geht auch online!«, sagt Dr. Charlotte Echterhoff, wissenschaftliche Referentin im DLR Projektträger-PT, die mit der Konzeption und Durchführung der Online-Konsultationen betraut war.
Weiteres Engagement des BMBF im Themengebiet OER
Die Fishbowl-Methode gab den Rahmen für anspruchsvolle Diskussionen mit hohem Beteiligungsgrad. Mit den Ergebnissen der Online-Konsultationen war das Fundament der OER-Strategie gelegt, welche nach dem Regierungswechsel nun einen zentralen Pfeiler in der Bildungspolitik des BMBF markiert. Das BMBF möchte in den nächsten Jahren mit rund 10 Millionen Euro offene Bildungsmaterialien fördern.
»Wir erwarten ein anspruchsvolles Förderprogramm mit diversen Förderrichtlinien, um OER in der deutschen Bildungspraxis nachhaltig zu verankern. Wir freuen uns darauf, das BMBF in diesem Themengebiet weiter begleiten zu können. Das bedeutet auch, ganz nah an den innovativen Förderprojekten zu sein und die Entwicklung über die nächsten Jahre eng zu verfolgen«, kommentiert Mario Ganz, wissenschaftlicher Referent in der Abteilung »Digitalisierung in der Bildung«, die Veröffentlichung der OER-Strategie.
Seit 2012 berät und unterstützt der DLR Projektträger das BMBF bei der Umsetzung des Förderprogramms »Digitalisierung in der beruflichen Bildung«. Die Expertinnen und Experten des DLR Projektträgers haben mit ihrer interdisziplinären Fachexpertise zahlreiche Förderrichtlinien mitgestaltet und den Wissenstransfer durch innovative Methoden und Vernetzungsformate, wie der jährlichen Statuskonferenz, unterstützt.
Schwerpunkte der Förderungen des Programms liegen unter anderem auf Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen, arbeitsprozessintegriertem Lernen am Arbeitsplatz, offenen Bildungsmaterialien (OER), Konzepten zur Förderung von Medienkompetenz oder Inklusion sowie der Vernetzung von Unternehmen, Wissenschaft, Berufsverbänden und Kammern. Diese Aktivitäten tragen zur Modernisierung der Bildung bei und helfen, den Einsatz digitaler Medien für Bildungszwecke in die Breite zu tragen, den Anteil digital Lehrender und Lernender zu steigern sowie Beiträge zur Qualifizierung des Bildungspersonals zu leisten.