Die Implementierung von KI an deutschen Hochschulen: Status Quo und Perspektiven
Gliederung
Deutsche Hochschulen machen Fortschritte bei der Implementierung von KI in Studium und Lehre, stehen jedoch vor erheblichen Herausforderungen.
Dies zeigt eine aktuelle Befragung im Rahmen des neuen HFD-Blickpunkt des Hochschulforum Digitalisierung.
Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die Sensibilisierung und Weiterbildung als auch den fairen Zugang zu KI-Werkzeugen und die Anpassung von Prüfungsformaten umfasst, ist entscheidend, um die Potenziale von KI voll auszuschöpfen und eine faire und effektive Integration in die Hochschullehre zu gewährleisten.
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Studium und Lehre schreitet an deutschen Hochschulen voran. Institutionelle Austauschprozesse wurden etabliert, Leitlinien entwickelt und Lehrende bilden sich fort. Dennoch bestehen noch viele Unsicherheiten. Die Entwicklungen sind dynamisch und die hier präsentierten Daten eine Momentaufnahme. Der Bericht dient als Diskussionsgrundlage und formuliert erste Handlungsempfehlungen für Hochschulleitungen.
Der Stand der Implementierung von KI
Sensibilisierung und Maßnahmen
Die deutschen Hochschulen befinden sich bei der Implementierung von KI in der Lehre insgesamt auf einem »guten Weg«. Die Hochschulleitungen sind sensibilisiert und bereiten Maßnahmen zum Einsatz von KI in Studium und Lehre vor. Rund 87 % der Hochschulleitungen beschäftigen sich aktiv mit dem Thema, insbesondere in hochschulweiten Austauschprozessen und der Entwicklung von Leitlinien. Nur rund 6 % der Hochschulen planen keine Maßnahmen zur Integration von KI-Anwendungen.
Nutzung durch Studierende und Lehrende
Gut die Hälfte der Studierenden und Lehrenden nutzt bereits KI-Tools. Studierende nutzen KI vor allem zur Prüfungsvorbereitung, für Präsentationen und schriftliche Arbeiten. Rund 30% der Hochschulen haben Lizenzen für KI-Tools erworben, Angebote zum Erwerb von KI-Kompetenzen sind jedoch noch die Ausnahme. Lehrende nutzen KI-Werkzeuge vor allem zur Unterrichtsvorbereitung und zur Erstellung von Aufgaben und Testfragen. 29 % der Lehrenden haben an Fortbildungen zum Einsatz von KI in der Lehre teilgenommen.
Einstellungen und Nutzungsverhalten der Studierenden
Vielfalt der Nutzung
Die Einsatzgebiete von KI-Tools im Studium sind vielfältig. Neben der Vorbereitung auf Prüfungen und Präsentationen nutzen Studierende die Tools häufig, um Verständnisfragen zu klären, fachliche Konzepte zu erklären und (Forschungs-)Literatur zu erarbeiten. Etwa 57 % der Studierenden nutzen KI zur Klärung von Verständnisfragen, 45 % zur Erarbeitung von Literatur und 42 % für Übersetzungen.
Zugang und Chancengleichheit
Der Zugang zu KI-Tools für Studierende ist noch nicht flächendeckend gewährleistet. Viele Studierende bemühen sich privat um den Zugang zu KI-Tools, da nur etwa 20 % der Hochschulen über einen gerechten Zugang zu KI-Systemen diskutieren. Ein Bewusstsein für die Vorteile einer hochschulinternen Bereitstellung von KI-Tools ist noch wenig ausgeprägt.
Herausforderungen und Diskussionspunkte
Prüfungen und akademisches Fehlverhalten
Prüfungen sind ein zentrales Thema in der Diskussion um den Einsatz von KI. Die Mehrheit der Hochschulen diskutiert über die Auswirkungen von KI auf Prüfungen und akademisches Fehlverhalten. Es besteht ein hoher Regulierungsbedarf, und viele Hochschulen haben ihre Eigenständigkeitserklärungen angepasst.
Der Einsatz von KI-Tools in Prüfungen spaltet die Studierendenschaft, wobei etwa die Hälfte der Studierenden für mehr kontrollierte Prüfungen plädiert und den Einsatz von KI in Haus- und Abschlussarbeiten kritisch sieht.
Handlungsempfehlungen
-
Basiskompetenzen im Umgang mit KI
Alle Studierenden sollten grundlegende KI-Kompetenzen erwerben. Dies erfordert die Integration von KI-Themen in alle Studiengänge. -
Prüfungsformate überdenken
Studiengänge sollten ein durchdachtes Portfolio unterschiedlicher Prüfungsformate anbieten, die den Lernzielen entsprechen. -
Fortbildung der Lehrenden
Lehrende sollten Freiräume und gezielte Weiterbildungsformate erhalten, um ihre KI-Kompetenzen zu fördern. -
Chancengerechter Zugang
Ein sicherer und datenschutzkonformer Zugang zu KI-Tools muss gewährleistet sein, z.B. durch Hochschullizenzen für kostenpflichtige Tools. -
Offener Diskurs
Ein offener, kritischer Diskurs über die Herausforderungen und Potenziale von KI sollte gefördert werden, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Hintergrund
Als bundesweiter Think-&-Do-Tank führt das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) eine breite Community rund um die Digitalisierung in Studium und Lehre zusammen, macht Entwicklungen sichtbar und erprobt innovative Lösungsansätze. Dazu werden Akteure aus Hochschulen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzt, begleitet und beraten.
Das 2014 gegründete Hochschulforum Digitalisierung ist eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes, des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Gefördert wird das HFD vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
VERWEISE
- Zum HFD-Blickpunkt »Künstliche Intelligenz: Wo stehen die deutschen Hochschulen?« ...
- siehe auch: »Wie nutzen Studierende KI-Tools an ihren Hochschulen?« ...
- Empfehlung(en) zum Artikel:
Digitale HochschulbildungDie Europäische Kommission arbeitet an der »Einrichtung einer europäischen Plattform für digitale Hochschulbildung«. Es soll der interoperable und datenschutzgrundverordnungskonforme Austausch ...Hochschul-Bildungs-Report: Großer Mangel an Datenspezialisten und InformatiklehrernStudie von Stifterverband und McKinsey: In Deutschland fehlen 95.000 Datenspezialisten sowie 24.000 Lehrer für ein Pflichtfach Informatik – Soziale Selektion an Schulen setzt sich an Hochschulen ...