
Generative KI wird Treiber im deutschen Bildungswesen
Die Nutzung von KI an Schulen in Deutschland hat seit 2021 massiv zugenommen. Eine neue Analyse der Deutsche Telekom Stiftung zeigt, dass sich das Angebot an KI-Anwendungen für den Bildungsbereich in dieser Zeit verdreifacht hat. Treiber der Entwicklung sind vor allem generative Systeme, die neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos erstellen können.
Der Einsatz von KI in der Schulorganisation und Verwaltung bleibt dagegen bisher deutlich hinter den Möglichkeiten zurück.
Markt für KI-Anwendungen wächst rasant
Für den ersten »Trendmonitor KI in der Bildung« untersuchten das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das mmb Institut insgesamt 207 Anwendungen. Davon gehören 158 zur Kategorie generative KI.
Diese sind gleichermaßen für Lehrkräfte wie für Schüler*innen geeignet. Nur zehn Anwendungen sind speziell für die Schulverwaltung konzipiert – ein Bereich, in dem Fachleute große ungenutzte Effizienzpotenziale sehen.
Chancen für Unterricht und Bildungsgerechtigkeit
Die Autor*innen der Studie betonen, dass KI Lernprozesse individueller gestalten und so zur Bildungsgerechtigkeit beitragen könne. Lehrkräfte könnten außerdem bei alltäglichen Aufgaben wie der Unterrichtsvorbereitung entlastet werden.
Zunehmend im Fokus stehen laut Analyse sogenannte KI-Agenten. Diese Systeme arbeiten im Auftrag der Nutzer*innen und können maßgeschneiderte Lernangebote erstellen.
Internationale Dominanz, europäischer Nachholbedarf
Laut Studie stammen die meisten Anwendungen aus den USA. 44 Anwendungen, also jede fünfte, wurden in Deutschland entwickelt. Europa müsse dringend eigene Lösungen vorantreiben, um international nicht den Anschluss zu verlieren.
Anwendungen aus dem asiatischen Raum werden in künftigen Ausgaben des Trendmonitors gesondert berücksichtigt.
Stimme der Stiftung
Jacob Chammon, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung, erklärte laut Mitteilung, der Trendmonitor zeige deutlich, welches Potenzial KI für die Transformation des Schulwesens habe. Diese könne aber nur gelingen, wenn Bildungspolitik, Forschung und Wirtschaft eng zusammenarbeiten und ebenso Rahmenbedingungen wie Datenschutz berücksichtigt würden.
Herausforderungen für Lehrkräfte: Fortbildung nötig
Eine Befragung von 38 Expert*innen aus Schulpraxis, Wissenschaft und Forschung zeigt, dass Lehrkräfte in zweifacher Hinsicht gefordert sind: Sie müssen selbst Kompetenzen im Umgang mit KI aufbauen und zugleich ihre Schüler*innen darin fördern.
Dies erfordere gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote, so die Einschätzung der Fachleute.
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
Die wichtigsten Handlungsempfehlungen der Analyse für Bildungspolitik, Schulen, Forschung und Wirtschaft lauten: KI-Anwendungen müssen flächendeckend eingesetzt werden, Lehrkräfte benötigen gezielte Unterstützung beim Kompetenzerwerb, Schulen sollen mehr Gestaltungsfreiraum beim Ausprobieren und Weiterentwickeln von KI erhalten und Rahmenbedingungen wie Datenschutz erfordern praxisnahe, einheitliche Leitfäden.
Europäische Lösungen und eine kulturell angepasste, technologisch unabhängige Entwicklung sind zentral, damit die Potenziale von KI für mehr Bildungsgerechtigkeit und effiziente Schulorganisation umfassend genutzt werden können.
Empfehlungen für die Politik
Die Politik soll Schulen rechtssichere, einheitliche Regelwerke und praxisnahe Handlungsleitfäden für KI schaffen, die Innovation nicht behindern.
Bundesländer müssen Kompetenzen fördern, für den Einsatz geeigneter KI-Angebote sorgen und europäische sowie nationale Anbieter gezielt unterstützen.
Empfehlungen für Schulen und Lehrkräfte
Schulen und Lehrkräfte benötigen mehr Gestaltungsfreiraum, um KI-Anwendungen zu erproben und weiterzuentwickeln.
Es braucht verpflichtende, kontinuierliche Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte, um sowohl die Vermittlung als auch den eigenen Erwerb von KI-Kompetenzen zu stärken.
Empfehlungen für Bildungsforschung
Die Bildungsforschung sollte den tatsächlichen Beitrag von KI zu mehr Bildungsgerechtigkeit untersuchen und die Einführung neuer KI-Technologien - insbesondere KI-Agentensysteme - kritisch begleiten sowie evaluieren. Ferner soll sie wissenschaftliche Erkenntnisse in die Entwicklung neuer Lösungen einfließen lassen.
Empfehlungen für die Bildungswirtschaft
Die Bildungswirtschaft sollte KI-gestützte Verwaltungssysteme ebenso wie Lernsysteme weiterentwickeln und den Transfer in die Praxis beschleunigen.
Besonders wichtig ist die Entwicklung datenschutzkonformer und kulturell angepasster europäischer Angebote.
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