Saarland: Zukunftsbündnis Fachkräfte beschließt neues zielgruppenorientiertes Aktionsprogramm

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»Unser Ziel ist einfach zu beschreiben: Wir wollen keine Digitalisierungsverlierer«. Das sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, als sie am Dienstag, 19. Juni, vor der Landespressekonferenz das neue saarländische Aktionsprogramm zur beruflichen Qualifizierung vorstellte. Dieses wurde von den Partnern des Zukunftsbündnisses Fachkräfte Saar (ZFS) gemeinsam vorbereitet und soll unmittelbar in die Umsetzung gehen.

»Unser Programm ist ein weiterer Baustein zur Fachkräftesicherung. Wir richten damit das Hauptaugenmerk auf diejenigen, die geringer qualifiziert oder schon ein bisschen älter sind. Auch ihnen müssen wir Perspektiven bieten, weil sie zur Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs einen substanziellen Beitrag leisten können«, so die Ministerin. Darüber hinaus gebe es eine sozialpolitische Verantwortung, dies sei Konsens aller ZFS- Partner.

An der Erstellung des Aktionsprogramms haben neben dem Wirtschaftsministerium und weiteren Stellen der Landesregierung mitgewirkt: IHK und HWK, Arbeitskammer, DGB, VSU, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit.

Hintergrund des Aktionsprogramms ist, dass einige Branchen im Saarland schon große Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen beklagen. Besonders betroffen sind: Transportgewerbe, Handel, Gastronomie und Industrie. Auch die Informatik sowie der Krankenhaus- und Pflegebereich haben ungedeckten Bedarf. Gesucht werden außerdem Erzieherinnen und Erzieher. »Gleichzeitig haben wir eine hohe Unterbeschäftigung. Diesen Widerspruch wollen wir durch eine nachfrageorientierte berufliche Qualifizierung so weit wie möglich auflösen«, sagte Ministerin Rehlinger.

Die Arbeitslosigkeit bei den Über-55-Jährigen sei weiterhin hoch, Ältere seien wie auch Geringqualifizierte überproportional von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen: »Im Saarland ist jeder zweite Arbeitslose ohne Berufsausbildung, Tendenz steigend. Im Zukunftsbündnis sind wir uns einig, dass an diesem Punkt alle Register gezogen werden müssen«.

Die angesprochenen Zielgruppen profitieren nach der Erfahrung der ZFS-Partner bisher nicht ausreichend von arbeitsmarktpolitischen Vermittlungs- und Qualifizierungsstrategien, und sie nehmen auch seltener an beruflicher Weiterbildung teil. »Jetzt geht es darum, durch gezielte Angebote zu motivieren und die individuellen Handlungsfähigkeiten zu erweitern, wovon auch Arbeitgeber unmittelbar profitieren«, so die Wirtschaftsministerin. Interessant sei, dass immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Positionen tätig sind, die über dem Niveau ihrer formalen Qualifikation liegen: »Das zeigt, dass im Arbeitsprozess die formale Qualifikation nicht mehr so wichtig genommen wird wie früher. Darin liegt auch eine Chance - für den Einzelnen wie für die Betriebe«. Weiterbildung soll sich allgemein stärker am tatsächlichen betrieblichen Bedarf orientieren als am jeweiligen Ausbildungsabschluss. Dennoch bleibe auch die abschlussbezogene berufliche Qualifizierung im Saarland auf der politischen Agenda.

Zur Umsetzung des Aktionsprogramms leisten alle ZFS-Partner im Rahmen ihrer Kompetenz und Zuständigkeit eigene Beiträge. Wesentliche Punkte sind:

  • die verstärkte Anerkennung informell erworbener beschäftigungsrelevanter Kompetenzen,
  • die Einrichtung bedarfsgerechter Qualifizierungsmaßnahmen mit zielgruppenspezifischen Praxisanteilen,
  • die Unterstützung der Arbeitgeber bei der Kompetenzfeststellung und Personalgewinnung,
  • die Förderung geringqualifizierter Beschäftigter, die höherwertige Tätigkeiten als Fachkraft ausüben,
  • die stärkere Berücksichtigung älterer und geringqualifizierter Arbeitsloser im Bewerbungsverfahren und bei der Stellenbesetzung,
  • die zukunftsorientierte Organisationsentwicklung und ein alter(n)sgerechtes Personalmanagement.

Rehlinger: »Wir versprechen uns mit Blick auf die Zielgruppen viel von der Schaffung zusätzlicher Praktikumsmöglichkeiten sowie von der praktischen Kompetenzfeststellung in den Betrieben«. Die Bildungsträger sollten im Übrigen stärker darauf achten, »dass Weiterbildungsangebote methodisch, didaktisch und inhaltlich so gestaltet werden, dass sie der Lern- und Leistungsfähigkeit Älterer und Geringqualifizierter entgegenkommen«.

Das Wirtschaftsministerium wird weiterhin die individuelle Qualifizierungsberatung für Unternehmen unterstützen, ebenso die Know-how-Vermittlung an Existenzgründerinnen und Existenzgründer.

Hintergrund
Das Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar (ZFS) wurde im Frühjahr 2014 aktiv. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sagte damals zur regionalen Fachkräftestrategie: »Die Fachkräftesicherung stellt die zentrale wirtschaftliche und soziale Aufgabe der kommenden Jahre dar. Dieses Thema steht ganz oben auf der Agenda des Wirtschaft- und Arbeitsministeriums. Wir werden die Herausforderungen mit aller Entschiedenheit angehen. Dazu bildet unser gemeinsames Strategiepapier den roten Faden. Es ist das Ergebnis konstruktiver und intensiver Zusammenarbeit der Wirtschafts- und Sozialpartner«. Mit ihm sei es gelungen, die Vorarbeiten früherer Jahre mit vielen Konkretisierungen und Ergänzungen zu einem wirkungsvollen Instrument zu machen: »Das hat es in dieser Form und Detailschärfe im Saarland noch nicht gegeben!«

 

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