Future Skills: Wie Deutschlands Unternehmen den Anschluss verlieren

Studie: Weiterbildungskrise und KI-Defizite bremsen Produktivität
Die Anforderungen an Fachkräfte wandeln sich rasant. Unternehmensberatung McKinsey & Company hebt in ihrem aktuellen »HR-Monitor 2025« hervor, dass insbesondere Zukunftskompetenzen (»Future Skills«) wie Problemlösung, Datenanalyse und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) für die Produktivitätssteigerung entscheidend sind.
Die Studie basiert auf Daten von rund 2.000 Unternehmen und mehr als 4.000 Beschäftigten aus Europa und den USA, darunter rund 1.000 aus Deutschland.
Kompetenzlücke: Weiterbildung bleibt auf der Strecke
Laut der Analyse verfügen 33 Prozent der Mitarbeitenden in Deutschland nicht über die notwendigen Fähigkeiten für ihre gegenwärtige Rolle. Noch alarmierender: 44 Prozent nutzten im vergangenen Jahr keinen einzigen Tag für Fort- oder Weiterbildung, wobei dieser Wert im Vorjahr noch bei 23 Prozent lag.
Die Studie warnt, dass fehlende Investitionen in Weiterbildung den Unternehmenserfolg mittelfristig gefährden könnten.
Kritische Kompetenzen und Nachholbedarf
Die Befragung der HR-Verantwortlichen zeigt einen bereits bestehenden Mangel an essenziellen Fähigkeiten:
- 35 Prozent der HR-Expert*innen in Europa nennen Problemlösungsfähigkeiten als eine der fünf wichtigsten Zukunftskompetenzen.
- 30 Prozent stufen Datenanalyse und KI als zentral für den zukünftigen Unternehmenserfolg ein.
Trotz der hohen Nachfrage sind diese Kompetenzen in vielen Belegschaften nur unzureichend vorhanden.
Fünf Trends für eine zukunftsorientierte Personalstrategie
Der »HR-Monitor 2025« identifiziert fünf zentrale Entwicklungen, die Verantwortliche adressieren sollten:
- Strategische Personalplanung
Kompetenzdaten und Personalplanung laufen vielfach nebeneinander her; nur 30 Prozent der Unternehmen integrieren diese Bereiche. Dadurch werden Einstellungs-, Weiterbildungs- oder Umschulungsbedarf zu wenig systematisch erkannt und angegangen. - Talentgewinnung
Die Gewinnung neuer Talente bleibt schwierig: Nur 56 Prozent der Jobangebote werden aktuell angenommen, 14 Prozent der Neueinstellungen verlassen das Unternehmen noch während der Probezeit. Ein strategischerer Ansatz ist unabdingbar, um neue Mitarbeitende zu binden. - Mitarbeiterentwicklung durch Feedback
27 Prozent der Beschäftigten geben an, im letzten Jahr kein formales Feedback erhalten zu haben. Damit bleibt viel Potenzial für Produktivitätssteigerung ungenutzt. Feedback gilt als eines der stärksten Hebel für bessere Leistung. - Mitarbeiterzufriedenheit und »Quiet Quitting«
Obwohl 20 Prozent unzufrieden sind, planen nur 6 Prozent aktiv einen Jobwechsel. Das birgt die Gefahr einer wachsenden Zahl von »stillen Kündigungen«. Arbeitsplatzsicherheit, Work-Life-Balance und der kollegiale Zusammenhalt sind die wichtigsten Gründe für den Verbleib – Aspekte, die von vielen HR-Abteilungen jedoch immer noch zu wenig berücksichtigt werden. - Einsatz von Generativer KI im Personalwesen
Nur 36 Prozent der europäischen Unternehmen nutzen regelmäßig KI, in den USA sind es 76 Prozent. Im HR-Bereich wird generative KI bislang bei nur 19 Prozent der Kernprozesse eingesetzt. McKinsey schätzt, dass in Zukunft zwei Drittel aller HR-Prozesse automatisiert werden können – mit erheblichem Potenzial für individuellere Entwicklung und Feedback.
KI-Transformation: Chance und Notwendigkeit
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass an einer »KI-Transformation« kein Weg vorbei führe. Unternehmen, die frühzeitig in generative KI investieren, könnten nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch die Basis für weitreichende Veränderungen in der HR-Funktion legen. Voraussetzung sei laut den Berater*innen jedoch eine motivierte und digital kompetente Belegschaft.
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