Gender Pay Gap 2025 unverändert bei 16 Prozent

Unbereinigte Lohnlücke bleibt konstant: Frauen verdienen 16 Prozent weniger als Männer
Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen in Deutschland lag im Jahr 2025 um 16 Prozent unter dem von Männern. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Arbeitnehmerinnen erhielten demnach mit 22,81 Euro pro Stunde durchschnittlich 4,24 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen (27,05 Euro).
Damit verharrte der unbereinigte Gender Pay Gap – die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst der Männer und dem der Frauen – auf dem Niveau des Vorjahres.
Regionaler und sektoraler Unterschied prägt das Bild
Die Verdienstlücke zeigt sich weiterhin regional und sektoral unterschiedlich ausgeprägt. In Ostdeutschland (5 Prozent) war der unbereinigte Gender Pay Gap deutlich geringer als in Westdeutschland (17 Prozent).
Ein besonders starker Unterschied besteht zwischen den Sektoren: In der Privatwirtschaft lag die Lücke bei 17 Prozent, während sie im öffentlichen Dienst (einschließlich der Wirtschaftsabschnitte »Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung« sowie »Erziehung und Unterricht«) mit 4 Prozent signifikant niedriger ausfiel. Der relative Verdienstabstand in der Privatwirtschaft war somit mehr als viermal so hoch wie im öffentlichen Dienst.
Bereinigte Lohnlücke deutet auf fortbestehende Ungleichheit hin
Rund 60 Prozent der gesamten Verdienstlücke von 4,24 Euro, also 2,53 Euro, lassen sich durch strukturelle Merkmale erklären, die für die Analyse verfügbar waren. Wesentliche Einflussfaktoren sind die häufigere Teilzeitarbeit von Frauen (19 Prozent der Lücke), die Konzentration von Frauen in niedriger entlohnten Branchen und Berufen (18 Prozent) sowie das Anforderungsniveau des Berufs (13 Prozent).
Die verbleibenden 40 Prozent des Verdienstunterschieds (1,71 Euro), die nicht durch diese Faktoren erklärt werden können, entsprechen dem bereinigten Gender Pay Gap von 6 Prozent. Dies impliziert, dass Frauen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde 6 Prozent weniger verdienten als Männer.
Strukturelle Ursachen und gesellschaftliche Folge
Der anhaltend hohe unbereinigte Gender Pay Gap und die feststellbare bereinigte Lücke verweisen auf tief verwurzelte strukturelle Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft.
Aus einer bildungspolitischen und gesellschaftlichen Perspektive betrachtet, können diese Ergebnisse weitreichende Konsequenzen haben. Die geringere Entlohnung von typischen »Frauenberufen«, oft im sozialen und Bildungsbereich angesiedelt, signalisiert eine Abwertung dieser Tätigkeiten. Zudem verstärken Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Familienpflichten (Schwangerschaft, Kinderbetreuung, Pflege), die primär von Frauen übernommen werden, die langfristige Verdienstlücke und können zu einer geringeren Alterssicherung führen.
Der bereinigte Gender Pay Gap, verstanden als Obergrenze für eine mögliche geschlechtsspezifische Verdienstdiskriminierung, zeigt, dass auch bei gleicher formaler Qualifikation und vergleichbarer Erwerbsbiografie Ungleichheit fortbesteht. Dies stellt eine Herausforderung für die Gleichstellungspolitik dar und erfordert Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität und Entlohnung von Berufen mit hohem Frauenanteil, zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter sowie zur Förderung der Entgelttransparenz in Unternehmen.
Zur Methodik
Der unbereinigte und der bereinigte Gender Pay Gap haben eine unterschiedliche Aussagekraft. Der unbereinigte Wert stellt die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern ohne Anpassungen gegenüber. Damit spiegelt er auch strukturelle Unterschiede und Zugangshürden von Frauen auf dem Arbeitsmarkt wieder. Beim bereinigten Gender Pay Gap können die verschiedenen Ursachen für die unterschiedlichen Verdienste herausgestellt werden.
Seit 2022 können die Ursachen des Gender Pay Gaps jährlich auf Basis der monatlichen Verdiensterhebung untersucht werden. Zuvor stützten sich die Berechnungen auf die vierjährliche Verdienststrukturerhebung sowie einer Fortschreibung der Ergebnisse für die Zwischenjahre.
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