Homeoffice: Hybridarbeit schlägt Vollzeitbüro bei Produktivität

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Flexibilität und KI prägen die neue Arbeitsnormalität

Während die Zahl der Beschäftigten, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, sinkt, steigt der Anteil derer, die im Büro präsent sind. Hybridarbeit wird als besonders produktiv wahrgenommen, zugleich wächst der Wunsch der Mitarbeitenden nach mehr Freiheit bei Arbeitszeit und -ort.

Flexibilität gewinnt an Bedeutung

Eine aktuelle Studie dokumentiert einen Rückgang der Hybridarbeit um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 54 Prozent, Remote-Arbeit stagniert bei drei Prozent. Gleichzeitig wächst der Anteil der Beschäftigten, die ausschließlich im Büro arbeiten, auf 43 Prozent.

Trotz dieses Trends bleibt Flexibilität ein zentrales Thema: 39 Prozent der Beschäftigten lehnen Jobangebote ohne flexible Arbeitszeiten ab, und 35 Prozent wollen ihren Arbeitsort selbst wählen.

Flexible Arbeitszeiten (41 Prozent) und eine Vier-Tage-Woche (27 Prozent) gelten als besonders attraktive Vorteile. Speziell Eltern und Frauen wünschen sich mehr Flexibilität, da Betreuungspflichten die Jobleistung beeinträchtigen können.

Ein neuer Ansatz ist das sogenannte »Microshifting«, bei dem Mitarbeitende in kurzen, produktivitätsorientierten Blöcken arbeiten. Dieses Modell interessiert über die Hälfte der Büroangestellten und besonders viele mit Pflegeverantwortung.

Insgesamt verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatzeit weiter: Fast die Hälfte der Beschäftigten nimmt persönliche Termine während der klassischen Arbeitszeit wahr. Diese Flexibilität führt jedoch auch zu mehr Stress, da über 60 Prozent keinen klaren Arbeitstagbeginn oder -ende haben und 36 Prozent gesteigerten arbeitsbedingten Stress berichten.

Hybridarbeit als Produktivitätsmotor

Die Beliebtheit hybrider Arbeitsmodelle bleibt hoch, wobei vor allem zwei bis drei Bürotage pro Woche favorisiert werden. Der Trend »Coffee Badging« zeigt, dass viele Mitarbeitende kurz ins Büro kommen, um Präsenz zu zeigen, und dann wieder von zuhause arbeiten. Die Kosten für Büroarbeit steigen leicht: Im Durchschnitt zahlen Beschäftigte 30 Euro pro Bürotag, etwa dreimal so viel wie an einem Homeoffice-Tag.

Hybridarbeit führt zu einer höheren Produktivität als reine Büroarbeit, das bestätigen 50 Prozent der Hybrid-Beschäftigten gegenüber 27 Prozent der reinen Büroangestellten. Führungskräfte sehen Hybrid- und Remote-Arbeit als Teamproduktivitäts-Booster (60 Prozent).

Während das Homeoffice Vorteile bei Work-Life-Balance, eigenständigem Arbeiten und Konzentration bietet, punktet das Büro bei Teammeetings, Zusammenarbeit und Networking. Das Vertrauen in hybride Arbeitsmodelle wächst spürbar.

Technische Herausforderungen bei hybriden Meetings

Die Studie zeigt jedoch, dass die Technik noch eine große Schwachstelle ist: 75 Prozent der Mitarbeitenden klagen über verspäteten Beginn von Meetings durch technische Probleme, 74 Prozent über Audio-Probleme und 69 Prozent vermissen visuelle Hinweise wie Mimik. Über 60 Prozent haben schon auf Videotechnologie verzichtet, weil diese zu kompliziert oder störanfällig ist. Durchschnittlich dauert der Aufbau eines hybriden Meetings über fünf Minuten, was zu Frustration führt und die sogenannte »Meeting Tax« erhöht. Der Erfolg hybrider Arbeit hängt daher stark von zuverlässiger Technologie und guter Schulung ab.

Jobmarkt und KI-Nutzung im Wandel

Ein wachsender Trend sind Nebentätigkeiten: Ein Viertel der Beschäftigten hat einen Nebenjob, besonders verbreitet bei jüngeren Generationen. Finanzielle Absicherung ist jetzt das Hauptmotiv, während zuvor der Spaß im Vordergrund stand. 28 Prozent der Beschäftigten suchen aktiv nach einem neuen Job, vor allem wegen besserer Gehälter und einer besseren Work-Life-Balance, die besonders für die jüngeren Generationen wichtig ist.

KI wird in deutschen Unternehmen breit eingesetzt: Über 80 Prozent der Beschäftigten nutzen KI aktiv oder haben es ausprobiert. 57 Prozent bestätigen, dass ihr Unternehmen KI fördert, während 41 Prozent der Arbeitgebenden KI zur Ergänzung oder dem Ersatz von Rollen einsetzen. Gleichzeitig sehen 35 Prozent KI als Belastung, besonders Jüngere. KI-Avatare als Vertreter bei Meetings stoßen auf Interesse.

Hintergrund
Die Studie basiert auf Befragungen von 2.000 Vollzeitbeschäftigten in Deutschland im Juli 2025 und wurde von Vitreous World im Auftrag von Owl Labs durchgeführt.


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