Individuelle Berufsberatung verbessert Ausbildungschancen

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Berufsorientierung: Geflüchtete schlechter versorgt

Ausbildungssuchende in Deutschland, die keinen längeren Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit halten, finden deutlich seltener eine duale Berufsausbildung als andere Bewerber*innen.

Das zeigen Ergebnisse der BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie, die in Kooperation zwischen der Bundesagentur für Arbeit (BA), dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt wurde.

Besonders Personen mit Fluchthintergrund und jene, die den Kontakt zur BA abgebrochen haben, münden überdurchschnittlich oft in unsichere Übergänge, wie Arbeitslosigkeit, einfache Tätigkeiten ohne Ausbildung oder den Besuch allgemeinbildender Schulen.

Kontaktabbruch als Risiko für Ausbildung

Laut Studie sind rund 57 Prozent derjenigen, die konstant Kontakt zur BA pflegen, im Ausbildungsjahr 2023/2024 in Ausbildung. Dagegen liegt der Anteil unter Ausbildungssuchenden ohne weiteren Kontakt zur BA bei lediglich 13 Prozent.

Unbekannt Verbliebene sind deutlich häufiger arbeitslos oder nur einfach beschäftigt, auch unabhängig von Schulabschluss oder Wohnregion. Die Studie betont daher die Pflicht aller relevanten Akteure, Bewerber*innen nachhaltig zu unterstützen und Kontakte nicht abbrechen zu lassen.

Geflüchtete mit geringeren Chancen

Personen mit Fluchthintergrund berichten seltener von Chancen auf duale Berufsausbildung oder ein Studium. Sie besuchen stattdessen häufiger berufsbildende Schulen, an denen allgemeine Abschlüsse erworben werden können. Gleichzeitig sind unsichere Übergänge wie Arbeitslosigkeit und ungeplante Erwerbstätigkeit bei ihnen überdurchschnittlich vertreten.

Qualifizierende Angebote wie das Nachholen schulischer Abschlüsse werden im Ergebnis der Studie als wichtiger Ansatz zur Verbesserung der Situation genannt.

Berufsorientierung oft nicht ausreichend

Insbesondere Geflüchtete erhalten nach eigenen Angaben weniger praxisnahe Angebote zur Berufsorientierung. So konnten rund 77 Prozent der Jugendlichen mit Fluchthintergrund ein Praktikum absolvieren, bei Jugendlichen ohne Fluchthintergrund waren es etwa 93 Prozent.

»Schnuppertage«, Ausbildungsmessen und individuelle Beratungen wurden ebenfalls seltener angeboten. Gründe hierfür könnten Informationsdefizite, Sprachbarrieren und spätere Schulbesuche sein. Eine gezielte, ausführliche Informationsvermittlung wird als Lösungsansatz genannt, ebenso wie das Nachholen von Berufsorientierungsangeboten.

Erfolgsfaktor Berufsberatung

Die Studie zeigt, dass eine als unterstützend empfundene Berufsberatung die Chancen auf einen erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung deutlich erhöht. Aus Sicht der Expert*innen ist eine stärkere individuelle Ausrichtung der Beratung auf die Interessen der Jugendlichen entscheidend für den Erfolg.

Hintergrund
Die BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie 2024 basiert auf einer repräsentativen Befragung von Ausbildungssuchenden des BA-Vermittlungsjahres 2023/2024. Von rund 414.500 gemeldeten Personen wurden zufällig 60.000 für die Befragung ausgewählt. Die Befragungsphase erstreckte sich von November 2024 bis Januar 2025. 


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