Große Betriebe gewinnen, Kleinstbetriebe verlieren an Bedeutung bei Ausbildungsverträgen

Kleinbetriebe finden kaum Nachwuchs – Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt
Die Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland hat sich im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 19.000 erhöht und erreichte damit 1,52 Millionen.
Besonders auffällig ist dabei, dass vor allem größere und mittlere Betriebe von dieser Entwicklung profitieren. Sie konnten die Zahl der Auszubildenden um 4,6 Prozent beziehungsweise 1,9 Prozent steigern. Dagegen verzeichneten Kleinstbetriebe – das sind jene mit weniger als zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – einen Rückgang von 2,6 Prozent bei den Ausbildungsverträgen.
Größere Betriebe haben Vorteile auf dem Ausbildungsmarkt
Ein immer größerer Anteil aller abgeschlossenen Ausbildungsverträge entfällt inzwischen auf größere Unternehmen. Mittelständische und große Betriebe bieten zum einen attraktivere Rahmenbedingungen und profitieren von einem besseren Ruf.
Zum anderen haben sie bessere Ressourcen für Ausbildungsmarketing. Obwohl Kleinst-, kleine und mittlere Betriebe zusammen weiterhin rund 68,4 Prozent aller Auszubildenden stellen, geraten Kleinstbetriebe zunehmend ins Hintertreffen.
Ursachen für die Probleme kleiner Betriebe
Experten betonen, dass kleine Betriebe besonders große Schwierigkeiten haben, geeignete Bewerber*innen zu finden. Ein Grund sei die im Vergleich zu großen Unternehmen geringere Bekanntheit. Zusätzlich können sie den Aufwand für das Ausbildungsmarketing meist kaum stemmen.
In vielen Fällen setzen Kleinstbetriebe zudem darauf, ihren Fachkräftebedarf direkt über den Arbeitsmarkt zu decken, statt selbst auszubilden. Wirtschaftliche Faktoren und steigende Kosten verschärfen die Situation weiter.
Neuer Höchststand unversorgter Bewerber*innen
Ein weiteres Problem: 2025 bleiben viele junge Menschen trotz Ausbildungswunsch ohne Lehrstelle. Die Zahl der unversorgten Bewerber*innen ist 2025 deutschlandweit auf 31.200 gestiegen, so viele wie seit 2009 nicht mehr.
Gleichzeitig sinkt das Gesamtangebot an Ausbildungsplätzen weiter – es gab 2024 um 1,8 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge als im Vorjahr. Die Passung zwischen Angebot und Nachfrage bleibt also ein zentrales Problem – und verschärft den Wettbewerb um Fachkräfte zusätzlich.
Strukturelle Herausforderungen bleiben bestehen
Insgesamt zeigt sich: Während kleinere Betriebe zunehmend Schwierigkeiten haben, Ausbildungsplätze zu besetzen, gewinnen größere Unternehmen beim Nachwuchs an Attraktivität. Der Mangel an geeigneten Bewerber*innen bleibt jedoch branchenübergreifend ein Kernproblem, das vor allem Kleinstbetriebe im Wettbewerb um neue Fachkräfte weiter unter Druck setzt.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, sollte die Wirtschaftspolitik bessere Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung für kleine Ausbildungsbetriebe bereitstellen.
VERWEISE
- Weiterführende Informationen ...
- vgl. weitere Artikel zu »Ausbildungsverträgen« ...
- siehe auch BIBB-Artikel: »Betriebe reagieren bei Besetzungsproblemen flexibel« ...
- siehe auch: BMBFSFJ-Broschüre zur Dualen Ausbildung ...
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