Berufsbildung 2024: Stagnation, Herausforderungen und Perspektiven

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BIBB legt Jahresbericht 2024 vor

Ausbildungsmarkt bleibt unter Druck

Im Jahr 2024 ist der deutsche Ausbildungsmarkt erneut ins Stocken geraten. Nach einer leichten Erholung in den Jahren nach der Coronapandemie zeigt die aktuelle Bilanz einen Rückgang: Bundesweit wurden 486.700 neue duale Ausbildungsverträge abgeschlossen – das sind 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl bleibt damit weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Die Nachfrage der Jugendlichen überstieg das Angebot: 556.100 Ausbildungsstellen standen 2024 zur Verfügung, 69.400 davon blieben unbesetzt. Gleichzeitig suchten 70.400 junge Menschen weiterhin erfolglos einen Ausbildungsplatz.

Regionale Unterschiede prägen den Markt

Die Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage sind weiterhin erheblich und zeigen sich besonders in regionalen Disparitäten. In einigen Regionen mangelt es an Bewerber*innen, während in anderen viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden.

Besonders betroffen von Passungsproblemen waren 2024 die Arbeitsagenturbezirke Potsdam, Kaiserslautern-Pirmasens, Plauen und Pirna. Ursachen sind neben regionalen Unterschieden auch unterschiedliche berufliche Präferenzen.

Langfristige Arbeitsmarkttrends: Demografie und Qualifikation

Prognosen bis 2040 deuten auf einen weiteren Rückgang der Erwerbsbevölkerung hin. Während die Gesamtbevölkerung zunächst durch Zuwanderung ansteigt, sinkt die Zahl der Erwerbstätigen mittelfristig um rund 3,1 Millionen.

Besonders Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss werden es schwerer haben, während Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung erwarten.

Neue Anforderungen durch Transformation

Die Digitalisierung, der Klimaschutz und der demografische Wandel verändern die Anforderungen an die berufliche Bildung grundlegend. Das BIBB betont, dass Ausbildungsangebote flexibler, inklusiver und exzellenter werden müssen. Die Modernisierung von Ausbildungsordnungen, gezielte Fortbildungsangebote und die stärkere Vernetzung von Lernorten stehen im Fokus.

Demokratiebildung und Inklusion rücken in den Mittelpunkt

2024 setzte das BIBB einen Schwerpunkt auf Demokratiebildung in der beruflichen Ausbildung. In Workshops, Rollenspielen und Tagungen wurde die Bedeutung demokratischer Werte und Teilhabe betont. Auch der Nachteilsausgleich für Menschen mit Behinderung wurde als Schlüssel für Inklusion und Fachkräftesicherung hervorgehoben.

Internationalisierung und neue Programme

Die internationale Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung. Programme wie Erasmus+ und transnationale Ausbildungspartnerschaften sollen die Mobilität fördern und den Fachkräftebedarf sichern. Das BIBB begleitet zahlreiche Projekte zur Modernisierung von Berufsbildungssystemen weltweit.

Digitalisierung und KI als Chance

Das BIBB erprobt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung und setzt auf digitale Innovationen in der Ausbildung. Ziel ist es, Prozesse effizienter zu gestalten und Mitarbeitende auf den technologischen Wandel vorzubereiten. 


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