Fragmentierte Arbeitstage: Mehr Stress und weniger Erholung

Frau vor Uhren

»Fragmentierte« Arbeitstage allenfalls Notlösung für Vereinbarkeit von Job und Privatem

Eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung belegt, dass fragmentierte Arbeitstage, in denen sich berufliche und private Verpflichtungen häufig abwechseln, die Stressbelastung erhöhen und die Erholung beeinträchtigen. Frauen sind davon besonders betroffen, da sie häufiger familiäre Aufgaben übernehmen.

Fragmentierte Arbeitstage nehmen zu

Die Studie analysiert Daten von mehr als 6.400 Beschäftigten aus den Jahren 2015 und 2017. Demnach ist der Anteil derjenigen, die ihre Arbeit an mindestens einem Arbeitstag pro Woche unterbrechen, um private Aufgaben zu erledigen, von 45 Prozent im Jahr 2015 auf 53 Prozent im Jahr 2017 gestiegen. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die in ihrer Freizeit berufliche Aufgaben erledigen, von 35 auf 40 Prozent.

Folgen für Stress und Erholung

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Beschäftigte mit fragmentierten Arbeitstagen häufiger unter Stress und Erschöpfung leiden. Außerdem fällt es ihnen schwerer, nach der Arbeit abzuschalten und sich zu erholen. Gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten werden häufig nicht eingehalten, was das Risiko von Gesundheitsproblemen erhöht.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Frauen sind besonders betroffen, da sie neben ihrer Berufstätigkeit häufiger familiäre Verpflichtungen übernehmen. Dies führt zu einer Doppelbelastung und erhöhtem Stress.

Die Studie betont die Notwendigkeit, Arbeitszeiten so zu gestalten, dass sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern, ohne die Gesundheit der Beschäftigten zu gefährden.

Klare Grenzen gefordert

Die Autorinnen der Studie, Yvonne Lott und Elke Ahlers, plädieren für eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit. Sie betonen, dass flexible Arbeitszeiten nicht zu einer Entgrenzung führen dürfen, die die Erholung beeinträchtigt und die Gesundheit der Beschäftigten gefährdet.

Betrieblicher Handlungsbedarf

Die Studie empfiehlt Unternehmen, Maßnahmen zu ergreifen, die eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit unterstützen. Dazu gehören flexible Arbeitszeitmodelle, die den Beschäftigten Autonomie über ihre Arbeitszeit geben, ohne die Erholung zu beeinträchtigen.

Darüber hinaus sollten Programme zur betrieblichen Gesundheitsförderung angeboten werden, um Stress abzubauen und die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern.

Schlussfolgerung

Zerstückelte Arbeitstage können die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erschweren und die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu ziehen und flexible Arbeitszeitmodelle so zu gestalten, dass sie die Erholung nicht beeinträchtigen. Betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung spielen dabei eine zentrale Rolle.


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