Wie der Mittelstand die Corona-Pandemie optimal übersteht

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IfM Bonn warnt vor einer Ungleichbehandlung von Unternehmen  

Der Ausstieg der verschiedenen Wirtschaftszweige aus dem aktuellen Shutdown muss sich vor allem am benötigten zeitlichen Restart-Vorlauf der Unternehmen, ihrer Einbindung in (inter-)nationale Wertschöpfungsketten sowie am  Alltagsbedarf der Konsumenten orientieren. Auf keinen Fall dürften bei einem graduellen Neustart die Großunternehmen bevorzugt werden, nur weil sie eine größere Wertschöpfung erwirtschaften als die einzelnen mittelständischen Unternehmen.

Zu diesem Ergebnis kommt das jüngste Hintergrundpapier des IfM Bonn zur Coronavirus-Pandemiekrise.

Vor einem sukzessiven Ausstieg aus dem Shutdown müssen in den mittelständischen Unternehmen die notwendigen Schutzvorrichtungen und -ausrüstungen für das Personal vorhanden und die Belegschaft über die entsprechende innerbetriebliche Gesundheitsvorsorge informiert sein. Eine weitere Voraussetzung für den graduellen Neustart ist, dass große Teile der öffentlichen Infrastruktur wieder geöffnet werden. Dazu gehören Behörden, Schulen, Kindergärten und -tagesstätten.

»Dennoch kann der wirtschaftliche Neustart nicht – wie der Shutdown – von heute auf morgen erfolgen. Jeder Wirtschaftsbereich benötigt unterschiedliche Vorlaufzeiten. Besonders gilt das natürlich für international tätige Unternehmen, die aufgrund der Coronavirusausbreitung ihre Absatzmärkte aktuell nicht bedienen können oder deren Zulieferer durch die staatlich vorgegebenen Produktionsbeschränkungen nicht lieferfähig sind«, berichtet Prof. Dr. FriederikeWelter (IfM Bonn/Universität Siegen). »Eine mögliche Variante für den Restart der Wirtschaft wäre, diejenigen Wirtschaftsbereiche zu öffnen, die auf den Bedarf des täglichen Lebens ausgerichtet sind. Zudem gibt es einige Wirtschaftszweige, in denen per se das Gebot des Mindestabstandes leichter gewährleistet werden kann. Dazu zählen sicherlich zahlreiche Berufsgruppen des Baugewerbes«.

Für die Gastronomie, die Tourismusbranche sowie Künstler und Museen erwarten die Wissenschaftler*innen, dass sie deutlich länger auf Unterstützung von Bund und Ländern angewiesen sein werden.

Insgesamt empfehlen die Wissenschaftler*innen im Hinblick auf die wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern ein situationsabhängiges sukzessives Auslaufen der vereinfachten Förderbeantragung sowie Übergangsphasen. »Dabei sollten im Zuge der wirtschaftlichen Wiederbelebung auch nach und nach wieder stärkere Zugangsrestriktionen geprüft werden, um nicht sogenannte 'Zombie'-Unternehmen künstlich am Leben zu halten, die sonst schon längst insolvent wären«, erklärt die IfM-Präsidentin. Unter Umständen sei es sogar sinnvoller, Neugründungen nach der überstandenen Krise den Start zu erleichtern. Explizit begrüßen die Wissenschaftler*innen in diesem Zusammenhang das vom Bund geplante Maßnahmenpaket für Start-ups mit innovativen Geschäftsmodellen, weil es die Unterstützung von Wagniskapitalinvestoren in den Vordergrund stellt. Schließlich habe die schnelle Umstellung auf Homeoffice und Videokonferenzen gezeigt, welche Chancen die Digitalisierung im unternehmerischen Alltag bietet.

Positiv bewerten sie auch die übergangsweise Lockerung bzw. Aussetzung einzelner bürokratischer Regulierungen. Da viele Unternehmen bereits vor Ausbruch der Corona-Krise die Bürokratiebelastung als ein zentrales Wachstumshemmnis angesehen hatten, empfehlen die Wissenschaftler*innen eine generelle Überprüfung, welche Rahmenbedingungen und Regulierungen angepasst werden sollten, um der mittelständischen Wirtschaft schnell wieder »auf die Beine« zu helfen. »Der Mittelstand in Deutschland besitzt nicht nur eine hohe volkswirtschaftlichen Bedeutung, sondern erfüllt auch eine wichtige Stabilisierungsfunktion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Dazu gehört, dass die Familienunternehmer*innen ein großes Verantwortungsgefühl gegenüber den Beschäftigten und Stakeholdern besitzen. Diese Besonderheit hat in und nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise maßgeblich zur Erholung der deutschen Volkswirtschaft beigetragen. Die gleiche Wirkung könnte auch diesmal vom Mittelstand ausgehen«, so Prof. Dr. Friederike Welter.

 

 

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