Eine Frage der Arbeitszeit

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
ABSOLVENTA

Aktuelle Arbeitsmarktstudie: Berufsstarter wünschen sich flexible Arbeitszeiten, aber nur zu ihren Gunsten

Für deutsche Berufsstarter sind flexible Arbeitszeiten ein eindimensionales Thema. Zwar präferieren 81 Prozent von ihnen derartige Modelle, schränken aber ein, dass sie zu ihren Gunsten gestaltet sein müssen. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen GenY-Barometers, den das Karrierenetzwerk ABSOLVENTA gemeinsam mit dem Beratungs- und Marktforschungsunternehmen trendence sowie in Kooperation mit der Hochschule Koblenz erhebt. Demnach ergibt sich ein interessanter Widerspruch in der Erwartungshaltung der Berufsanfänger. Denn bei der Frage nach den bevorzugten Kernarbeitszeiten bevorzugen sie 7 bis 16 Uhr beziehungsweise 8 bis 17 Uhr. Dafür sprachen sich insgesamt drei Viertel der Befragten aus. Zudem liegt die bevorzugte Zahl der Wochenstunden im Schnitt bei etwas mehr als 36 Stunden. Wirkliche Flexibilität sieht anders aus.

Flexibilität nur zur Planungssicherheit

Flexible Arbeitszeiten werden aus Sicht der meisten Berufsstarter vor allem dann positiv bewertet, wenn sie mit einer Aufwertung der eigenen Freizeit und Unabhängigkeit verbunden sind. Beispiel: 96 Prozent ihrer Befürworter verbinden damit mehr Selbstbestimmung. Angebote in diese Richtung sind daher gewünscht. Ein Stundenkonto zum Wohle eines Sabbaticals etwa halten 87 Prozent für attraktiv. Die Bereitschaft, an Wochenenden oder Feiertagen zu arbeiten, ist andererseits verhalten. Ebenso gering ausgeprägt: der Wille, in den Abendstunden zu arbeiten. Das lehnen 58 Prozent der Befragten ab.

 

Flexible Arbeitszeiten

 

Hauptargumente für die Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten sind dementsprechend Kriterien, die mit einer besseren Work-Life-Balance einhergehen. An erster Stelle steht dabei die Planungssicherheit für private Termine mit 55 Prozent, gefolgt von dem Argument mit gutem Gewissen nach Hause gehen zu können (25 Prozent) sowie der Annahme, dass die eventuell entstehenden Überstunden bezahlt oder abgefeiert werden (13 Prozent). Die Forderung nach flexibler Arbeitszeit geht indes nicht einher mit dem Wunsch zur Abschaffung von Zeitvorgaben und Zeiterfassungen. 42 Prozent befürchten, in diesem Fall mehr arbeiten zu müssen.

»Das Votum der Berufsstarter ist ein klares Statement für flexible und gegen fixe Arbeitszeiten und zwar über Geschlechter und Karrierephasen hinweg. Allerdings zeigt sich in unserer Studie erneut die auffallend hohe Anforderungshaltung dieser Generation. Denn Flexibilität ist hier eine Einbahnstraße. Sie ist nur dann gewünscht, wenn sie nutzt, und eben nicht, wenn sie Einschränkung im Arbeitsalltag bedeutet. Zudem: Wer in einem Atemzug Flexibilität und einen ‚Nine-to-five-Job‘ fordert, reduziert flexible Arbeitszeitmodelle auf schlichte Gleitzeit«, so Prof. Dr. Christoph Beck von der Fachhochschule Koblenz zu den Ergebnissen.

Widerspruch: Mehr Aufklärung bei Top-Attraktivitätsmerkmal gefragt

Der Begriff der flexiblen Arbeitszeiten ist bei weiten Teilen der Berufsstarter mit einem erheblichen Informationsdefizit verbunden. Nur gut sieben Prozent der Befragten fühlen sich ausreichend informiert. Mehr als die Hälfte wünscht sich beispielsweise in Stellenanzeigen eine genauere Umschreibung des Begriffes, weitere 41 Prozent immerhin von Fall zu Fall.

Trotz dieser offensichtlichen Unklarheit in der Begriffsdefinition sind flexible Arbeitszeiten eines der Top-Attraktivitätsattribute für Arbeitgeber. Immerhin würden bei einem Job-Angebot mit überzeugenden Modellen in diese Richtung 63 Prozent einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Fast ein Viertel würde sich bei Fehlen des Themas in einer Stellenanzeige erst gar nicht bewerben.

Home Office ist wichtig, aber kein entscheidendes Kriterium

In modernen Arbeitswelten geht mit der Flexibilisierung von Arbeitszeiten auch die des Arbeitsortes einher. Home Office ist für 56,5 Prozent der Berufsstarter daher ebenfalls wichtig – wenn auch kein entscheidendes Argument bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, was nur sieben Prozent angaben. Die Frage nach der Produktivität im Home Office wird überraschend ausgewogen beantwortet: 35 Prozent geben zu, im Home Office unproduktiver zu sein, 30 Prozent glauben produktiver zu sein und 34 Prozent sind unabhängig vom Arbeitsort gleich produktiv.

 

 

  VERWEISE  
  •  ...

 

Flexibilisierung der Arbeitszeit und Überstunden in Deutschland
Männer machen etwas weniger Überstunden Die Flexibilisierung der Arbeitszeit wird von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterschiedlich bewertet. Arbeitgeber betonen die betrieblichen Erfordernisse, während Arbeitnehmer verstärkt Mitbestimmungsrechte...
Aktuelle Arbeitszeittrends in Deutschland: Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2023
BAuA-Studie: Lange Arbeitszeiten belasten Gesundheit Die aktuellen Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2023 zeigen deutliche Veränderungen bei den Wochenarbeitszeiten von Männern und Frauen in Deutschland. Während die durchschnittliche...
Teilzeit verliert, Zeitsouveränität gewinnt: Beschäftigte wollen flexible Arbeitszeiten
Flexibilität und Familienfreundlichkeit: Was Frauen und Männer im Beruf wirklich wollen Reine Teilzeitstellen mit festen Arbeitszeiten werden von Frauen und Männern kaum nachgefragt. Der Wunsch nach mehr Flexibilität sowohl in der...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • BA-Etat 2025: Milliardenbudget für Weiterbildung und moderne IT-Lösungen

    Bundesagentur für Arbeit setzt auf Weiterbildung und Digitalisierung Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat den Haushalt für das Jahr 2025 beschlossen und plant trotz konjunktureller Belastungen umfangreiche Investitionen in die Fachkräftesicherung...

  • HubbS – Ein digitaler Hub zur Stärkung beruflicher Schulen

    Am 5. November 2024 ging HubbS, eine innovative Plattform für Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen in Deutschland, online. Sie bietet ein umfassendes Informations- und Interaktionsangebot, das den Austausch, die Weiterentwicklung und die...

  • BIBB: Fachkräfterückgang gefährdet Wachstum und Wohlstand

    Demografischer Wandel bedroht Deutschlands wirtschaftliche Zukunft Die demografische Entwicklung in Deutschland führt zu einem Fachkräftemangel, der das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand des Landes gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt die achte...

  • Zukunft der Berufsbildungszentren des Handwerks

    Die Berufsbildungszentren des Handwerks spielen nach Ansicht der Bundesregierung eine zentrale Rolle in der beruflichen Bildung. In einer Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion betonte die Regierung, dass das Handwerk eine wichtige Funktion...

  • DGB: Fachkräftesicherung? Nur mit guten Arbeitsbedingungen!

    Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen: Der DGB-Index Gute Arbeit 2024 Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Stärkung des Fachkräftepotenzials als vordringliche Aufgabe an. Dabei...

.