Schule und Arbeitswelt: Warum Vernetzung und Ressourcen entscheidend sind

Akteure der beruflichen Orientierung stärken
Der Übergang von der Schule in Ausbildung oder Beruf ist für viele Jugendliche, vor allem für benachteiligte, eine große Herausforderung.
Studien des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen zeigen, dass ein erfolgreicher Start in die Arbeitswelt wesentlich von einer gut funktionierenden beruflichen Orientierung abhängt.
Eng vernetzte Unterstützung notwendig, aber akut belastet
Für eine bedarfsgerechte Unterstützung müssen Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Berufsberatung eng zusammenarbeiten. Doch die Kapazitäten dieser Akteure sind oft nicht ausreichend.
Laut Dr. Monique Ratermann-Busse vom IAQ leisten die Beteiligten neben ihrem Kernauftrag zahlreiche soziale Dienste, wie individuelle Beratungen und praxisnahe Angebote zur Berufsorientierung. Dies übersteige jedoch häufig die vorhandenen zeitlichen und personellen Ressourcen.
Die Situation ist besonders angespannt an Schulen mit herausforderndem Umfeld. Dort haben Schüler vielfältige Bedarfe: soziale und familiäre Probleme, psychische Belastungen, Entwicklungsverzögerungen, Sprachbarrieren oder Fluchterfahrungen.
Diese speziellen Anforderungen machen soziale Dienstleistungen zur zentralen Komponente der beruflichen Orientierung. Dennoch sei es nicht tragbar, wenn die zusätzliche Unterstützung allein vom Engagement stark belasteter Fachkräfte abhänge, betont Susanne Enssen vom IAQ.
Klare Strukturen und mehr Ressourcen gefordert
Die Untersuchung des IAQ zeigt, dass die Förderung von Berufswahlkompetenz und sozialer Teilhabe stark von den organisatorischen Bedingungen an Schulen abhängt. Deshalb wird eine transparentere und klarere Aufgabenverteilung gefordert. Auch mehr zeitliche und personelle Ressourcen sowie eine koordinierte Steuerung auf Schul-, kommunaler und bildungspolitischer Ebene seien notwendig.
Chantal Mose vom IAQ folgert, dass die fachlichen Kompetenzen der Lehrkräfte, der Schulsozialarbeit und der Berufsberatung im Schulsystem anerkannt werden müssen. Nur so könnten alle Beteiligten gestärkt und die beruflichen sowie sozialen Teilhabechancen ausgeglichener gestaltet werden. Ziel sei es, benachteiligte Jugendliche gezielter auf dem Weg in die Arbeitswelt zu unterstützen.
Relevanz sozialer Dienstleistungen in der beruflichen Orientierung
Die Studienergebnisse unterstreichen die Bedeutung sozialer Dienstleistungen von (außer-)schulischen Akteuren. Ohne diese ergänzenden Angebote könnten insbesondere Jugendliche mit vielfältigen Herausforderungen nicht ausreichend begleitet werden. Die Autorinnen betonen, dass die Verantwortung für eine gelungene berufliche Orientierung nicht allein bei den Fachkräften liegen darf, die ohnehin oft überlastet sind.
VERWEISE
- IAQ-Report 2025-07 ...
- siehe auch: »Berufsweg nach der Schule: Warum Jugendliche lieber arbeiten als ausbilden« ...
- siehe auch: »Erfolgreicher Übergang von der Sekundarstufe I in die berufliche Ausbildung« ...
- vgl.: »Unsicherheit bei beruflichen Plänen von Haupt- und Realschüler*innen nimmt zu« ...
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