Studie: Digitale Kompetenzen von Mädchen beeinflussen deren Berufswahl

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 Mädchen vor Formeltafel

Der Fachkräftemangel in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik (MINT) belastet die deutsche Wirtschaft – insbesondere angesichts der zunehmenden Digitalisierung.

Nun zeigt eine aktuelle RWI-Studie: Mädchen und Jungen haben in der neunten Klasse ähnlich hohe digitale Kompetenzen. Allerdings verfolgen Mädchen – anders als Jungen – tendenziell nur dann eine MINT-Karriere, wenn ihre digitalen Kompetenzen überdurchschnittlich stark ausgeprägt sind.

Für die Studie wurden Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) ausgewertet.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Zwischen Mädchen und Jungen gibt es in der neunten Klasse keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich ihrer digitalen Kompetenzen, zeigt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Trotzdem verläuft die weitere Entwicklung zwischen den Geschlechtern unterschiedlich: Mädchen verfolgen nur dann eine Karriere im MINT-Bereich, wenn sie überdurchschnittliche digitale Kompetenzen in der 9. Klasse haben. Für Jungen gilt dieser Zusammenhang nicht.
  • Die Studienautorinnen erklären dieses Verhalten mit Erkenntnissen aus der Psychologie: Jugendliche wählen vor allem Berufsfelder, in denen sie eigene Stärken vermuten. Mädchen neigen jedoch dazu, ihr wahres Potenzial bei den digitalen Kompetenzen zu unterschätzen.
  • Insgesamt entscheiden sich Jugendliche mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine MINT-Karriere, wenn sie über hohe digitale Kompetenzen verfügen oder männlich sind. Über alle Jugendlichen gemittelt zeigt sich, dass eine Erhöhung der digitalen Kompetenzen um zehn Prozentpunkte mit einer Steigerung der Wahrscheinlichkeit für eine Karriere im MINT-Bereich um ungefähr 1,5 Prozentpunkte (etwa 4,6 Prozent) einhergeht.
  • Es gibt aber starke Unterschiede in den weiteren Berufswegen von Mädchen und Jungen: Würden die digitalen Kompetenzen von Mädchen um zehn Prozentpunkte ansteigen, erhöht sich deren Wahrscheinlichkeit, einen MINT-Beruf zu wählen, um 2,95 Prozentpunkte. Aufgrund der allgemein sehr geringen Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen einen MINT-Beruf wählen, wäre dies eine Steigerung um etwa 25 Prozent.
  • Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Jugendliche, bei denen mindestens ein Elternteil in einem MINT-Beruf arbeitet, sich tendenziell eher selbst für eine Karriere im MINT-Bereich entscheiden.
  • Die Studie basiert auf Daten des Nationalen Bildungspanels, in dessen Rahmen die digitalen Kompetenzen von Jugendlichen in den Jahren 2010 und 2013 während der 9. und 12. Klasse getestet wurden. Diese Jugendlichen wurden auch nach Beendigung der Schullaufbahn weiter zu ihren Bildungs- und Arbeitsmarktverläufen befragt, sodass Ausbildungs- und Karrierewege im MINT-Bereich ermittelt werden konnten. Die Jugendlichen der Stichprobe leben überdurchschnittlich oft in Haushalten mit elterlichem Engagement im MINT-Bereich und haben unterdurchschnittlich oft einen Migrationshintergrund. Insgesamt ist die Stichprobe damit leicht positiv verzerrt. Die Wahrscheinlichkeit, einen MINT-Beruf zu wählen, liegt für die Jugendlichen aus der Stichprobe somit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Bevölkerungsweit ist der Effekt digitaler Kompetenzen auf die Wahl eines MINT-Berufs schätzungsweise größer als in der Studie.

»Mädchen und Jungen unterscheiden sich kaum in ihren digitalen Kompetenzen. Allerdings wählen Mädchen tendenziell nur dann eine Karriere im MINT-Bereich, wenn ihre digitalen Kompetenzen überdurchschnittlich ausgeprägt sind«, sagt RWI-Wissenschaftlerin Friederike Hertweck. »Weibliche Jugendliche brauchen daher verstärkt Vorbilder aus dem MINT-Bereich und eine Rückmeldung zu ihren Kompetenzen. Zudem sollte der Aufbau digitaler Kompetenzen früh gefördert werden. Denn: Gerade in MINT-Berufen fehlen uns viele Fachkräfte.«

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Friederike Hertweck, friederike.hertweck@rwi-essen.de, Tel.: 0201. 81 49- 255


  VERWEISE  


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