SVEB-Studie: So gelingt der Zugang zur Weiterbildung bei niedrigen Grundkompetenzen

Negative Selbstwahrnehmung und individuelle Alltagstaktiken halten Erwachsene von Weiterbildung ab
Rund 30 Prozent der erwachsenen Schweizer*innen besitzen nur geringe Grundkompetenzen, nehmen aber selten an passenden Weiterbildungen teil.
Eine aktuelle Studie des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB) untersuchte, weshalb das so ist und wie Angebote besser gestaltet werden können.
Alltag trotz geringer Kompetenzen bewältigt
Die qualitative Untersuchung befragte 20 Erwachsene mit niedrigen Grundkompetenzen, die in den letzten Jahren keine Weiterbildungen besucht hatten. Viele gaben an, ihren Alltag mit individuellen Strategien gut zu meistern.
Die Teilnahme an formellen Lernangeboten empfanden sie oft als unnötig oder störend – da ihr Alltag schon funktioniere.
Negative Selbstwahrnehmung als Hürde
Trotz dieses Umgangs mit Herausforderungen ist der Alltag für Betroffene oft anstrengend. Gesellschaftliche Erwartungen können sie nicht immer erfüllen, was häufig zu einem Gefühl des »Nicht-Genügens« führt.
Diese Defizitorientierung verringert das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit und wirkt dem Besuch von Kursen entgegen.
Widerstand und gesellschaftliche Normen
Manche interviewte Personen hinterfragten gesellschaftliche Erwartungen kritisch und nahmen bewusst Abstand davon. Ihre Nicht-Teilnahme sahen sie nicht als Rückzug, sondern als bewussten Widerstand gegen etablierte Normen.
Empfehlungen für die Weiterbildung
Die Studie schlägt vor, Weiterbildungsangebote stärker an der Lebensrealität der Menschen auszurichten und sie an alltägliche Interessen und Herausforderungen anzuknüpfen.
Besonders wichtig sind niedrigschwellige Formate, die zwischen strukturiertem und informellem Lernen vermitteln. Auch eine Ansprache ohne Defizitorientierung und unterstützende Begleitung sind entscheidend. Aufgrund der vielfältigen Lebenslagen der Zielgruppe wird eine breite Palette an Angeboten benötigt.
Gesellschaftliche Verantwortung und neue Wege
Die Forschung betont zudem, dass der Umgang mit Grundkompetenzen nicht nur individuell, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe ist. Normen und Erwartungen können Ausgrenzung fördern, weshalb neue Förderansätze notwendig sind. Die zentralen Ergebnisse der Studie werden am 21. Oktober 2025 in einer Online-Veranstaltung des SVEB vorgestellt und diskutiert.
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