Führung in der Bildung: Schlüsselrolle der Schulleitungen für den Lernerfolg

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Weltbildungsbericht betont die Bedeutung starker Führungskräfte

Der soeben vorgelegte UNESCO-Weltbildungsbericht unterstreicht, dass die Qualität einer Schule entscheidend von der Qualifikation und den Kompetenzen ihrer Schulleitungen abhängt. Erfolgreiche Schulen benötigen gut ausgebildete Führungskräfte, die klare strategische Ziele setzen, den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler fördern und eine effektive Zusammenarbeit im Schulalltag unterstützen.

Herausforderungen für die Schulleitung

Obwohl Schulleitungen eine zentrale Rolle im Bildungssystem spielen, sind ihre Handlungsspielräume oft begrenzt. Vielen Schulleitungen fehle die nötige Entscheidungsfreiheit, um ihr Potenzial voll zu entfalten, heißt es in dem Bericht. Stattdessen nähmen administrative Aufgaben einen großen Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch, so dass weniger Raum für strategische Schulentwicklung bleibe.

Forderung nach zielgerichteter Förderung

Die UNESCO plädiert dafür, dass Politik und Verwaltung verstärkt Maßnahmen zur Entwicklung und Stärkung von Schulleitungen ergreifen. Dazu gehören unter anderem Fortbildungsprogramme, mehr Autonomie in Entscheidungsprozessen und die Entlastung von administrativen Aufgaben. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, dass Bildungseinrichtungen effektiver geführt und besser auf die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt werden.

ZUSAMMENFASSUNG DER WESENTLICHEN AUSSAGEN

Der Bericht hebt vier zentrale Dimensionen von Führung im Bildungsbereich hervor:

  • Erwartungen setzen
    Klare Ziele und Visionen für die Bildungseinrichtung
    Hohe Leistungserwartungen an Lehrkräfte und Schüler*innen
    Nutzung von Daten als Entscheidungsgrundlage

  • Fokus auf Lernen
    Entwicklung und Evaluierung von Curricula
    Bereitstellung von Ressourcen für effektiven Unterricht
    Unterstützung von Lehrkräften durch pädagogische Supervision

  • Förderung der Zusammenarbeit
    Entwicklung einer positiven Schulkultur
    Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Einbeziehung der Gemeinschaft
    Förderung eines sicheren und integrativen Lernumfelds

  • Personalentwicklung
    Ermittlung des Fortbildungsbedarfs
    Mentoring-Programme für Lehrkräfte
    Leistungsbewertung und Förderung bewährter Verfahren

Effektive Schulleitung als Schlüssel für den Bildungserfolg

Die Qualität der Schulleitung beeinflusst die Lernergebnisse der Schüler*innen maßgeblich. Studien in den USA zeigen, dass Führungspersonen bis zu 27 % der Leistungsvarianz von Schüler*innen erklären können. Erfolgreiche Schulleiter*innen tragen nicht nur zur Verbesserung der Unterrichtsqualität bei, sondern schaffen auch ein Umfeld, das soziale und emotionale Sicherheit bietet.

Herausforderungen bei der Auswahl und Ausbildung von Führungskräften

Ein zentrales Problem ist die Rekrutierung qualifizierter Schulleitungen. Nur 63 % der Länder weltweit verfügen über transparente, kompetitive Auswahlverfahren. Vielfach fehlt es den Schulleitungen auch an Managementerfahrung: Weniger als 30 Prozent aller Länder verlangen entsprechende Qualifikationen. Die Autonomie von Schulleitungen ist zudem oft eingeschränkt - weniger als die Hälfte der Führungskräfte kann eigenständig über Budgets oder Lehrinhalte entscheiden.

Frauen in Führungspositionen: Potenzial bleibt ungenutzt

Obwohl Frauen weltweit die Mehrheit der Lehrkräfte stellen, sind sie in Führungspositionen unterrepräsentiert. In vielen Ländern liegt der Anteil weiblicher Schulleitungen mindestens 20 Prozentpunkte unter dem Anteil weiblicher Lehrkräfte. Gleichzeitig zeigen Studien, dass von Frauen geleitete Schulen häufig bessere Lernergebnisse erzielen. Allerdings ergreifen nur wenige Länder gezielte Maßnahmen, um die Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen zu fördern.

Führung auf Systemebene: Management und Politik

Nicht nur Schulleitungen, sondern auch Führungskräfte in Bildungsministerien und -behörden spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung bildungspolitischer Reformen. In vielen Ländern ist die Amtszeit von Bildungsminister*innen jedoch sehr kurz - 51 % verlassen ihr Amt innerhalb von zwei Jahren. Diese Instabilität behindert langfristige Reformen. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen könnte helfen, nachhaltige Fortschritte zu erzielen.

Geteilte Führung als Lösung

Der Bericht betont, dass Führung nicht nur von einer Person abhängen sollte. Schulen mit kollaborativen Führungsstrukturen profitieren von besseren Lernergebnissen, einer höheren Lehrerzufriedenheit und einer stärkeren Einbindung der Gemeinschaft. Dennoch konzentrieren sich viele Fortbildungsprogramme zu wenig auf diesen Aspekt. Der Bericht fordert eine systematischere Einbindung von Lehrkräften, Eltern und lokalen Akteuren in Entscheidungsprozesse.

Ausblick: Führung als Motor für Bildungsreformen

Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2024/25 macht deutlich, dass starke Führungskräfte in Schulen und Bildungssystemen entscheidend für den Lernerfolg sind. Er fordert eine umfassendere und gezieltere Ausbildung von Schulleitungen, mehr Autonomie für Bildungseinrichtungen und eine gerechtere Verteilung von Führungsaufgaben. Nur durch gut ausgebildete und unterstützte Führungskräfte können Bildungssysteme langfristig verbessert werden.


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