Bildungsbarometer 2024: Meinungen zum Bildungssystem im Bundesländervergleich

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)
ifo Institut

Deutsche bewerten ihre Schulen als mittelmäßig, dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede

Das Urteil der deutschen Bevölkerung über die Qualität der Schulen fällt je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Im Bundesdurchschnitt geben 29 Prozent der Befragten den Schulen die Noten 1 oder 2, wobei Bayern am besten abschneidet: 41 Prozent der Befragten geben den Schulen ihres Bundeslandes die Bestnote.

Auch in Hamburg (35 Prozent) und Sachsen (33 Prozent) wird die Qualität der Schulen vergleichsweise positiv bewertet. Dagegen vergaben in Bremen nur 18 Prozent der Befragten die Noten 1 oder 2, während 46 Prozent die schlechtesten Noten (4 bis 6) zuteilten.

Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der Bewertung der Bildungspolitik wider. Während in Bayern und Hamburg 28 Prozent bzw. 30 Prozent der Befragten mit der Bildungspolitik zufrieden sind und diese mit den Noten 1 oder 2 bewerten, fällt die Bewertung in Bremen besonders negativ aus: Hier vergaben 28 Prozent der Befragten die Noten 5 oder 6.

Einflussfaktoren auf zukünftige Schülerleistungen: Lehrermangel als größtes Problem

Als eine der größten Herausforderungen für die zukünftige Leistungsfähigkeit des Bildungssystems wird der Lehrkräftemangel gesehen. 79 Prozent der Befragten glauben, dass sich dieser Mangel negativ auf die Schülerleistungen auswirken wird.

Auch soziale Unterschiede und Migration werden mehrheitlich als Hindernis für die schulische Entwicklung der Kinder gesehen (66 Prozent bzw. 65 Prozent).

Bei Digitalisierung und künstlicher Intelligenz sind die Meinungen geteilt: Während 49 Prozent einen positiven Einfluss auf die Schülerleistungen erwarten, sehen 39 Prozent eher negative Auswirkungen.

Breite Unterstützung für Reformvorschläge zur Verbesserung der Grundkompetenzen

Die Ergebnisse zeigen, dass es in der deutschen Bevölkerung eine große Reformbereitschaft gibt. Insbesondere Maßnahmen zur Förderung der Basiskompetenzen stoßen auf breite Zustimmung.

So befürworten 81 Prozent der Befragten die Einführung eines verpflichtenden Sprachtests im Vorschulalter, gefolgt von einem verpflichtenden Deutschunterricht für Kinder, deren Sprachkenntnisse als unzureichend eingeschätzt werden. Ebenso befürworten 79 Prozent der Bevölkerung ein tägliches 20-minütiges Lesetraining in der Grundschule, das fest im Stundenplan verankert werden soll. Diese Maßnahmen sollen helfen, das sinkende Leistungsniveau der deutschen Schüler*innen zu stabilisieren und zu verbessern.

Besonders hohen Zuspruch findet auch die Einführung jährlicher standardisierter Tests, die den Lernstand der Schüler*innen zu Beginn des Schuljahres ermitteln sollen. Diese Tests sollen es den Lehrkräften ermöglichen, gezielte Fördermaßnahmen zu entwickeln, um individuelle Schwächen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. 84 Prozent der Befragten befürworten diese Maßnahme, die flächendeckend in allen Bundesländern umgesetzt werden soll.

Bildungsausgaben: Klare Mehrheit für höhere Investitionen

Ein weiteres zentrales Ergebnis des ifo Bildungsbarometers 2024 ist die breite Unterstützung für höhere staatliche Bildungsausgaben. 78 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Ausgaben für Schulen im eigenen Bundesland erhöht werden sollten. Besonders hoch ist die Zustimmung in Brandenburg (86 Prozent), am niedrigsten in Bayern (73 Prozent).

Dies zeigt, dass sich die Bevölkerung trotz regionaler Unterschiede weitgehend einig darüber ist, dass mehr finanzielle Mittel in das Bildungssystem fließen sollten, um die Qualität der Schulen und die Bildungschancen der Schüler*innen zu verbessern.

Ganztagsschule und kostenlose Nachhilfe: Wichtige Reformvorschläge

Ein weiteres Thema, das auf breite Zustimmung stößt, ist der Ausbau des Ganztagsschulsystems. Bundesweit befürworten 52 Prozent der Befragten, dass alle Kinder bis 15 Uhr in der Schule betreut werden. Besonders hoch ist die Zustimmung in Hamburg (65 Prozent), während in Bayern und Rheinland-Pfalz nur knapp die Hälfte der Bevölkerung ein flächendeckendes Ganztagsschulsystem befürwortet (47 Prozent bzw. 44 Prozent).

Auch die Idee, dass Schüler*innen, die das Lernziel in einem Fach nicht erreichen, kostenlose Nachhilfe erhalten sollten, findet breite Unterstützung. 69 Prozent der Deutschen sind dafür, dass diese Nachhilfe aus Steuergeldern finanziert wird, um die Chancengleichheit zu fördern. Besonders hoch ist die Zustimmung in Sachsen-Anhalt (77 Prozent) und Brandenburg (76 Prozent), etwas weniger Befragte in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 65 Prozent) befürworten diese Maßnahme.

Zusammenfassung

Das ifo Bildungsbarometer 2024 verdeutlicht, dass die deutsche Bevölkerung einen deutlichen Reformbedarf im Bildungssystem sieht, insbesondere bei der Vermittlung von Grundkompetenzen.

Die Ergebnisse zeigen, dass trotz regionaler Unterschiede Maßnahmen wie verpflichtende Sprachtests, Lesetraining und kostenlose Nachhilfe auf breite Zustimmung stoßen.

Lehrermangel und soziale Ungleichheit werden als zentrale Herausforderungen gesehen, die das Bildungssystem langfristig beeinflussen könnten.

Besonders bemerkenswert ist die einhellige Forderung nach höheren staatlichen Bildungsausgaben, die von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird. Trotz positiver Einschätzungen in einigen Bundesländern bleibt die Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik vielerorts hoch und unterstreicht den Handlungsbedarf.

Hintergrund
Das ifo Bildungsbarometer 2024 bietet detaillierte Einblicke in die öffentliche Meinung zum deutschen Bildungssystem und ermöglicht erstmals Auswertungen auf Ebene der 16 Bundesländer.

Die Studie basiert auf der Befragung von mehr als 9.700 Personen im Zeitraum von April bis Juni 2024 und deckt ein breites Spektrum bildungspolitischer Themen ab.

Ziel der Studie ist es, die Meinung der Bevölkerung zur Schulqualität und zu dringend notwendigen Reformen zu erfassen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie die Vermittlung von Basiskompetenzen verbessert werden kann, um das langfristig sinkende Leistungsniveau der Schüler*innen zu steigern.


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