Lebenslanges Lernen: Personalvorstände und Hans-Böckler-Stiftung legen gemeinsame Empfehlungen vor

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
Boeckler und Jacobs

Am 19. September 2018 wurde das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vorgelegte »Qualifizierungschancengesetz« im Kabinett verabschiedet. Das Gesetz soll Beschäftigten einen besseren und flexibleren Zugang zu Weiterbildungsförderung und -beratung ermöglichen. Damit unterstreicht die Bundesregierung die Bedeutung des Lebenslangen Lernens.

Nun legt der HR-Kreis aus Personalvorständen führender deutscher Unternehmen gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung Empfehlungen für die Förderung Lebenslangen Lernens vor. Den HR-Kreis organisieren acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Jacobs Foundation.

Im Papier richten sich HR-Kreis und Hans-Böckler-Stiftung zunächst an die Wirtschaft: Unternehmen sollten das Thema Lebenslanges Lernen tiefer in ihrer Strategie verankern. Das erfordert sowohl Wertschätzung durch die Unternehmensleitungen als auch die Gestaltung lernförderlicher Arbeitsbedingungen sowie die Einrichtung von Experimentierzonen.

Für die Politik sehen die Autoren folgende Handlungsoptionen:

  • Nationales Kompetenz-Monitoring: Ein regelmäßiges Nationales Kompetenz-Monitoring soll Erkenntnisse darüber bringen, welche Kompetenzen zur Sicherung der Innovationsfähigkeit Deutschlands gebraucht werden.
  • Hochschulen als Weiterbildungsanbieter: Die staatlichen Hochschulen sollten in ihrer sogenannten dritten Mission gestärkt werden, um qualitativ hochwertige Angebote für Lebenslanges Lernen entwickeln und ausbauen zu können. Die Angebote sollten dabei nicht nur auf Akademiker abzielen.
  • Weiterbildungs-Bafög: Ein Bafög für die Weiterbildung könnte insbesondere für Beschäftigte, die nur über ein geringes Einkommen verfügen und deren Tätigkeiten mit einem hohen Risiko des Jobverlusts verbunden sind, von großem Interesse sein. Über einen Ideenwettbewerb unter den 13 großen Studienförderwerken in Deutschland ließe sich ein tragfähiges Konzept entwickeln.
  • Förderprogramme erweitern: Förderprogramme im Bereich Forschung und Innovation (FuI) sollten gezielt um Verwertungsaspekte für die Qualifizierung erweitert werden. Das heißt, bereits in den Ausschreibungen sollten von den förderwilligen Unternehmen Qualifizierungskonzepte eingefordert werden, die von einem Teil der Fördersumme entsprechend finanziert werden.
  • Wissensweitergabe fördern: Um die systematische Wissensweitergabe von Führungskräften an andere Unternehmensmitglieder zu sichern, richten größere Unternehmen heute Akademien ein. Für Klein- und Mittelständler gestaltet sich die Ausgründung eigener Akademien dagegen bislang schwierig. Eine staatliche Fördermaßnahme sollte ihnen einen stärkeren Impuls geben, hier entsprechende Konzepte auszuarbeiten und umzusetzen.
  • Steuerliche Förderung Lebenslangen Lernens: Bildungsgutscheine sollten steuerlich gefördert oder gar steuerbefreit werden – und zwar anders als bislang auch dann, wenn das entsprechende Bildungsangebot nicht »nur im überwiegenden betrieblichen Interesse des Arbeitgebers« liegt.
  • Nationales Weiterbildungs-Monitoring: Um den Erfolg der politischen und privaten Bemühungen im Bereich Lebenslanges Lernen zukünftig besser bewerten und Maßnahmen effektiv nachsteuern zu können, empfiehlt der Arbeitskreis ein wissenschaftlich gestütztes und gemeinsam mit den Sozialpartnern konzipiertes Monitoring.
  • Potenziale intelligenter Lernsysteme heben: Der Einsatz intelligenter Lernsysteme, die den Prozess der Personalisierung von Wissensvermittlung unterstützen, sollte verstärkt werden. Gerade die Künstliche Intelligenz eröffnet hier neue Perspektiven.

Stimmen der Beteiligten:

Joh. Christian Jacobs, Managing Partner Joh. Jacobs & Co. KG:
»Die digitale Transformation macht stetige Weiterqualifizierung notwendig – sie macht Lebenslanges Lernen aber auch einfacher. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz können beispielsweise Lernfortschritte besser überprüft und Lernbedarfe genauer festgestellt werden. KI-basierte Systeme erkennen, mit welchen Inhalten der oder die Lernende wiederholt Schwierigkeiten hat und geben entsprechende Lernempfehlungen und -hilfen«.

Dieter Spath, Präsident acatech:
»Lange Zeit sah die Normalberufslaufbahn so aus: Nachdem man im Betrieb seine Ausbildung abgeschlossen hatte, blieb man dort bis zur Verrentung – formale Weiterqualifizierung spielte noch keine große Rolle. Heute aber ändern sich die Arbeitswelten immer schneller. Lebenslanges Lernen wird unabdingbar. Beschäftigte eignen sich ständig neue Kompetenzen an ¬– Unternehmen müssen ständig neue Kompetenzen aufbauen, um am Markt mithalten zu können. Das ist die funktionale Perspektive. Lebenslanges Lernen spricht darüber hinaus ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen an: den Wissensdurst. Wenn Lebenslanges Lernen nicht nur gefordert, sondern von Politik und Unternehmen auch nach Kräften gefördert wird, werden Berufswege abwechslungsreicher und attraktiver«.

Michael Guggemos, Geschäftsführer Hans-Böckler-Stiftung:
»Die Empfehlungen sind Ausdruck eines Konsenses, dass berufsbegleitende Weiterbildung ein entscheidender Erfolgsfaktor für Wachstum und Wohlstand und die erfolgreiche Digitalisierung in Deutschland ist. Wir blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Transformation der Arbeitswelt. Umso bedeutsamer ist es, dass wir für die Herausforderungen in der Weiterbildung gemeinsame Positionen und Lösungsansätze entwickelt haben: Gute Arbeitsbedingungen lassen genug Raum für Weiterbildung. Dafür brauchen wir auch unterstützende staatliche Rahmenbedingungen«.

   

 

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