eGovernment: Wie die digitale Verwaltung helfen kann, Staatsvertrauen zurückzugewinnen

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Neue Studie eGovernment MONITOR 2025 der Initiative D21 

Digitale Verwaltung: Studie zeigt Vertrauenslücke

Das Vertrauen der Deutschen in den Staat schwindet weiter. Nur noch ein Drittel der Bevölkerung bescheinigt ihm derzeit starke Handlungsfähigkeit.

Das zeigt der aktuelle eGovernment MONITOR 2025, herausgegeben von der Initiative D21 und der Technischen Universität München (TUM). Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine leistungsfähige digitale Verwaltung entscheidend für das Vertrauen in Staat und Demokratie ist.

Digitale Verwaltung soll Alltag erleichtern

Ein zentrales Ergebnis: Nur 12 Prozent der Befragten gaben an, dass digitale Verwaltungsangebote ihr Leben tatsächlich einfacher machen. Damit bleibt der Nutzen aus Sicht der Bürger*innen weit hinter den politischen Ambitionen zurück. Laut Initiative D21 sei das ein alarmierendes Signal, da Demokratien nur dann Vertrauen erzeugten, wenn sie Probleme sichtbar lösten.

Als größte Erwartungen an digitale Verwaltungsleistungen nennen die Befragten:

  • Verwaltungsangebote schnell und einfach finden
  • Anträge digital einreichen und zügig bearbeitet wissen
  • keine mehrfachen Dateneingaben tätigen müssen, weil vorhandene Informationen behördenübergreifend genutzt werden

Beispiel »Paula Berger« zeigt Entlastungspotenzial

Wie eine bürger*innenfreundliche digitale Verwaltung aussehen könnte, veranschaulicht die Studie anhand einer Modellpersona: Die alleinerziehende Paula Berger müsste bei einem Wohnortwechsel mehrere Anträge stellen. Im Zukunftsbild reicht dafür eine digitale Anmeldung über den Online-Ausweis. Alle weiteren Vorgänge würden automatisiert im Hintergrund erfolgen – von der Kfz-Zulassung über das Ummelden des Hundes bis hin zur Information der Familienkasse. Bestätigungen erhielte sie gebündelt in einem sicheren Postfach.

Der Nutzen wäre erheblich: weniger Bürokratie, weniger Zeitaufwand und weniger Stress im Alltag.

Hürden und aktuelle Schwächen

In der Realität sieht es bislang oft anders aus. Viele digitale Anträge werden zwar online eingereicht, intern aber immer noch in Papierform bearbeitet. 59 Prozent der Bürger*innen empfinden den Behördenkontakt als »sehr anstrengend«. Nur 16 Prozent halten Verwaltungen für so effizient wie Unternehmen. Damit bleibt die Digitalisierung häufig eine bloße Fassade, die keinen echten Mehrwert bringt.

Die Studie betont: Erst mit einer »Once-Only Verwaltung«, bei der Daten nur einmal eingegeben und dann automatisiert weiterverarbeitet werden, entstehen spürbare Verbesserungen. Dazu sei nicht nur Technik nötig, sondern auch ein Kulturwandel innerhalb der Verwaltung.

Vertrauen braucht Alltagserlebnisse

Die Studienautor*innen sehen Verwaltungskontakte als wichtigsten Gradmesser, wie der Staat wahrgenommen wird. Jede positive digitale Erfahrung könne das Vertrauen in die Demokratie stärken. Deshalb sei es aus Sicht der Forscher essenziell, digitale Angebote nicht nur bereitzustellen, sondern sie so zu gestalten, dass sie zuverlässig, nutzerfreundlich und sicher funktionieren.

Der eGovernment MONITOR schlussfolgert: Vertrauen erwächst nicht aus Einzelprojekten. Erst wenn digitale Verwaltung flächendeckend funktioniert und den Alltag der Bürger*innen tatsächlich erleichtert, erfüllt die Staatsmodernisierung ihr demokratiestärkendes Potenzial.

Zur Studie
Der eGovernment MONITOR zeigt, ob die digitale Transformation der Verwaltung bei den Bürger*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ankommt und Erfolge erzielt. Das seit 2010 jährlich erscheinende Lagebild hilft Entscheider*innen, Fortschritte zu messen und Schwachstellen zu identifizieren. Somit können gezielt Maßnahmen ergriffen werden, um digitale Verwaltungsleistungen zu verbessern. Die Studie ist gemeinsam finanziert durch eine Partnerschaft aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen


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