Digital News Report: So informieren sich Deutsche 2025
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Vertrauen, Nutzung und Herausforderungen: Die deutsche Nachrichtenlandschaft 2025 im Überblick
Der »Reuters Institute Digital News Report 2025« liefert aktuelle Einblicke in das Nachrichtenverhalten der deutschen Online-Bevölkerung.
Die Studie, durchgeführt vom Leibniz-Institut für Medienforschung, basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter fast 2.000 Personen und bietet einen internationalen Vergleich zur Entwicklung von Vertrauen, Nutzung und Herausforderungen im digitalen Nachrichtenmarkt.
Vertrauen in Nachrichten bleibt hoch
Das Vertrauen in Nachrichten ist in Deutschland weiterhin auf einem hohen Niveau. 45 Prozent der erwachsenen Online-Bevölkerung geben an, dem Großteil der Nachrichten in der Regel zu vertrauen.
Besonders öffentlich-rechtliche Sender sowie Lokal- und Regionalzeitungen genießen das größte Vertrauen. Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Präferenz für menschlich produzierte Nachrichten gegenüber Inhalten, die hauptsächlich durch künstliche Intelligenz erstellt werden.
Fernsehen und soziale Medien als zentrale Nachrichtenquellen
Fernsehen bleibt die wichtigste Nachrichtenquelle: 61 Prozent der Befragten schauen mindestens einmal pro Woche eine Nachrichtensendung im linearen Fernsehen, für 43 Prozent ist es sogar die Hauptquelle. Internetbasierte Nachrichtenquellen folgen knapp dahinter mit 42 Prozent.
Soziale Medien wie »X« oder »YouTube« sind für 33 Prozent der Online-Bevölkerung die meistgenutzte Nachrichtenquelle im Netz. Besonders in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen spielen soziale Medien eine zentrale Rolle; jede*r Zweite nutzt sie regelmäßig für Nachrichten, und für rund ein Drittel sind sie die wichtigste Quelle.
Generative KI-Chatbots: Geringe Nutzung für Nachrichten
Trotz zunehmender Verbreitung spielen Generative-KI-Chatbots wie »ChatGPT« beim Nachrichtenkonsum bislang eine untergeordnete Rolle. Nur vier Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen verwenden solche Chatbots wöchentlich zum Abrufen von Nachrichten. Bei den unter 35-Jährigen liegt der Anteil mit neun bis zehn Prozent etwas höher.
Meist werden KI-Chatbots ergänzend zu anderen Nachrichtenquellen genutzt und verdrängen klassische Informationsquellen bislang nicht.
Skepsis gegenüber KI-generierten Nachrichten
Die Mehrheit der Befragten steht Nachrichten, die hauptsächlich durch KI erstellt wurden, skeptisch gegenüber. 54 Prozent fühlen sich bei der Nutzung solcher Inhalte unwohl. Eine etwas größere Akzeptanz besteht, wenn KI nur unterstützend eingesetzt wird und der Hauptanteil der Produktion weiterhin bei menschlichen Journalist*innen liegt (34 Prozent).
Das Interesse an personalisierten Nachrichtenangeboten, die mittels KI auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden, ist insgesamt gering und zeigt sich am stärksten bei den 18- bis 24-Jährigen.
Wahrnehmung von Desinformation und Plattformrisiken
Die Sorge über Falschmeldungen ist in Deutschland ausgeprägt. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht in Online-Influencer*innen eine große Gefahr für Des- und Misinformation. Auch Aktivist*innen, ausländische Regierungen und Politiker*innen werden als riskant wahrgenommen.
Plattformen wie »TikTok« (57 Prozent) und »X« (53 Prozent) gelten als besonders gefährlich für die Verbreitung von Falschinformationen, während Nachrichtenmedien und Journalist*innen mit 24 Prozent als weniger bedrohlich eingeschätzt werden.
Nachrichteninteresse und aktive Vermeidung
Das allgemeine Interesse an Nachrichten bleibt stabil: 55 Prozent der Befragten sind sehr oder überaus interessiert. Die Reichweite von Nachrichten ist mit 91 Prozent, die mehr als einmal pro Woche Nachrichten konsumieren, weiterhin hoch.
Gleichzeitig steigt die aktive Nachrichtenvermeidung: 71 Prozent geben an, mindestens gelegentlich Nachrichten zu meiden. Hauptgründe sind negative Auswirkungen auf die Stimmung (48 Prozent), die Dominanz von Kriegs- und Konfliktthemen (39 Prozent) sowie Erschöpfung durch die Nachrichtenmenge (39 Prozent). Jüngere Menschen nennen häufiger Erschöpfung und mangelnde Relevanz für das eigene Leben als Gründe.
Resumee
Die deutsche Nachrichtenlandschaft 2025 ist geprägt von hohem Vertrauen in etablierte Medien, einer breiten Nutzung klassischer und digitaler Kanäle sowie einer wachsenden Skepsis gegenüber KI-generierten Inhalten. Gleichzeitig nimmt die aktive Nachrichtenvermeidung zu, was Medienanbieter vor neue Herausforderungen stellt.
Hintergrund
Seit 2012 untersucht der Reuters Institute Digital News Survey jährlich über Repräsentativbefragungen in mittlerweile 48 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien[1], Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kenia, Kolumbien, Kroatien, Malaysia, Marokko1, Mexiko, Niederlande, Nigeria1, Norwegen, Österreich, Peru1, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien (2025 neu hinzugekommen), Singapur, Slowakei, Spanien, Südafrika1, Südkorea, Taiwan, Thailand1, Tschechien, Türkei, Ungarn und in den USA realisiert. Pro Land wurden 2025 rund 2.000 Personen befragt. Insgesamt basiert die Studie in der 13. Wiederholung auf den Antworten von fast 100.000 Befragten aus 48 Ländern auf sechs Kontinenten.
Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 16. und dem 30. Januar 2025 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben zog, die für Internetnutzer:innen der beteiligten Länder ab 18 Jahren repräsentativ sind. Repräsentativ meint, dass die Stichprobe ein strukturgleiches Abbild der internetnutzenden Bevölkerung hinsichtlich der Variablen Alter, Geschlecht, Region und Bildung darstellt bzw. dementsprechend gewichtet wurde. Generell ist bei der Interpretation der Ergebnisse stets zu berücksichtigen, dass es bei der Stichprobenziehung aus Online-Access-Panels zu Resultaten kommen kann, die Aspekte der Internetaffinität und die Nutzung des Social Web etwas überschätzen. Der Standardfehler der angegebenen Werte bewegt sich in der Regel in einem Bereich zwischen einem und drei Prozent.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich; die Erhebung im Jahr 2025 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt.
VERWEISE
- Reuters Institute Digital News Report 2025 (internationale Ausgabe) ...
- Reuters Institute Digital News Report 2025: Ergebnisse für Deutschland ...
- vgl.: »Report: Mehr Perspektivenvielfalt in den Medien erwünscht« ...
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