Digitalkompetenz: Nahezu die Hälfte der Kinder ist unbegleitet »digital«

45 Prozent der Kinder lernen weder zu Hause noch in der Grundschule den Umgang mit digitalen Medien  •  3 von 4 Grundschülern nutzen regelmäßig Smartphone und Co.  •  Eltern sind wichtigster Ansprechpartner, aber nur jeder Vierte fühlt sich selbst sehr sicher 

Während die Politik noch über Wege und Zuständigkeiten diskutiert, sind Eltern schon täglich damit konfrontiert, ihre Kinder auf eine digitalisierte Welt vorzubereiten. Allerdings fühlt sich nur rund jeder Vierte (29 Prozent) »sehr sicher« im Umgang mit den Anwendungen, die die eigenen Kinder nutzen, wie aus einer repräsentativen {tip title="Erläuterung" content="Repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts forsa unter 1.025 Eltern schulpflichtiger Kinder im August und September 2017"}forsa-Studie{/tip} im Auftrag von scoyo und Wonder Workshop hervorgeht. Die Studie zeigt aber auch, dass bereits drei von vier Grundschülern Smartphone und Co. nutzen. Nicht verwunderlich also, dass sich 57 Prozent der Eltern für Digitalkunde spätestens ab der Grundschule aussprechen.

Die Umfrageergebnisse zeichnen in Verbindung mit der begleitenden {tip title="Erläuterung" content="FACT-Umfrage unter 587 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren im August und September 2017, im Auftrag von scoyo und Wonder Workshop"}FACT-Umfrage{/tip} unter Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren ein klares Bild davon, weshalb eine einheitliche digitale Bildung dringend erforderlich ist und welche Veränderungen Familien verlangen.

Der Einsatz digitaler Medien beginnt früh, aber ohne Anleitung

Realität im Jahr 2017: Kinder nutzen bereits in jungen Jahren Smartphone, Tablet oder PC. Unter den 11- bis 14-Jährigen verwenden 93 Prozent digitale Technologien. Bei den Grundschülern sind es schon 74 Prozent, wie aus der forsa-Studie hervorgeht. Nahezu die Hälfte (45 Prozent der 6- bis 10-Jährigen) lernt allerdings weder zu Hause noch in der Schule etwas über die Nutzung von digitalen Geräten, wie die FACT-Umfrage zeigt. Die Grundbildung, die spätestens mit einer regelmäßigen Nutzung von Tablet und Co. stattfinden müsste, fehlt also bei vielen.

»Wir dürfen Kinder auf diesem Weg nicht allein lassen«, fordert Christopher Cederskog, Managing Director Europe des Lernroboter-Entwicklers Wonder Workshop. »Es geht dabei nicht nur um Sicherheit und ihren Schutz. Kindern frühzeitig den richtigen Umgang mit digitalen Medien zu zeigen, heißt insbesondere, sie fit für ihre Lebens- und zukünftige Arbeitswelt zu machen«.

Eltern tragen die Verantwortung, doch deutliche Mehrheit nicht »sehr sicher«

Bei der Vorbereitung der nächsten Generation auf die digitale Welt tragen Eltern laut den FACT-Studienergebnissen besonders große Verantwortung: 93 Prozent der befragten Kinder wenden sich an ihre Eltern, wenn sie wissen möchten, wie man zum Beispiel richtig im Internet recherchiert oder welche Gefahren es gibt. Nur 18 Prozent fragen ihre Lehrer. 5 Prozent informieren sich gleich selbst im Netz.

Doch die deutliche Mehrheit der Eltern fühlt sich für diese Aufgabe nicht wirklich gut gerüstet: Gerade einmal jeder Vierte (29 Prozent) bezeichnet sich als »sehr sicher« im Umgang mit den digitalen Medien und Anwendungen, die das Kind nutzt. Die Hälfte fühlt sich lediglich »eher sicher«, während jeder Fünfte »eher unsicher« oder sogar »sehr unsicher« ist. Und je älter das Kind wird, desto weiter sinkt die Anzahl derjenigen Eltern, die ihren Nachwuchs in Bezug auf digitale Technologien »sehr sicher« unterstützen können.

Daniel Bialecki, Geschäftsführer des Online-Lernspezialisten scoyo, rät hier: «Was Eltern in der digitalen Erziehung helfen kann, ist ein Umdenken bei der Rolle, die sie einnehmen. Sie können nicht immer auf dem neuesten Stand sein, was bei Kindern gerade Trend ist – sie müssen es auch nicht. Denn Eltern können mit dem Kind gemeinsam lernen, wie zum Beispiel eine neue App funktioniert und was daran faszinierend ist. Durch dieses Interesse und die Offenheit bleiben Eltern vertrauensvolle Ansprechpartner und erfüllen damit eine ihrer wichtigsten Rollen bei der Begleitung ihres Nachwuchses in der digitalen Welt«.

Herausforderung für Schulen: Ungenügende Standards und Chancengleichheit in digitaler Bildung

Die Studie zeigt jedoch nicht nur die große Verantwortung der Eltern. Sie macht auch deutlich, welche Auswirkungen fehlende Standards in der digitalen Bildung haben: Heute ist in Deutschland eine gute Vorbereitung auf die digitale Arbeits- und Lebenswelt stark abhängig vom Elternhaus. Um also allen Kindern die gleichen Chancen zu geben und Druck von den Eltern zu nehmen, müssen die Schulen in die Pflicht genommen werden. Die Mehrheit der Eltern (57 Prozent) fordert daher, Kinder spätestens ab der Grundschule im Umgang mit Smartphone und Co. anzuleiten.

Aktuell erhalten insbesondere die Grundschulen ein eher schlechtes Zeugnis in diesem Zusammenhang: Mehr als die Hälfte der Eltern der 6- bis 10-Jährigen sind der Ansicht, dass ihr Kind durch Lehrer weniger gut bis überhaupt nicht auf den Einsatz digitaler Medien vorbereitet wird. Nur 38 Prozent sind von der Arbeit der Schulen überzeugt. Erst bei Eltern mit älteren Kindern steigt die Zufriedenheit mit den Leistungen der Schulen und Lehrer: Immerhin bewerten 54 Prozent der Eltern von 11- bis 14-jährigen Kindern die digitale Bildung in der Schule mit sehr gut oder gut.

 

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