CHECK Studienfinanzierung 2024: Nur jede*r sechste Studierende mit staatlicher Unterstützung

 BAFöG

Staatliche Studienfinanzierung: Ein System in der Krise

Eine aktuelle Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeichnet ein alarmierendes Bild: Über 83 Prozent der Studierenden in Deutschland erhalten keine staatliche Förderung wie BAföG, Stipendien oder Studienkredite.

Diese geringe Nutzung macht Reformen dringend notwendig.

Nur wenige profitieren von staatlicher Förderung

Im Jahr 2023 erhielten nur 16,9 Prozent der Studierenden eine staatliche Förderung. Trotz eines leichten Anstiegs um weniger als einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Gefördertenquote niedrig.

Der Anstieg ist vor allem auf die 27. BAföG-Novelle zurückzuführen, durch die die Zahl der BAföG-Empfängerinnen auf 360.000 (12,55 Prozent) gestiegen ist. Hinzu kamen 67.933 Stipendiatinnen (2,37 Prozent) und 56.863 Empfänger*innen staatlicher Studienkredite (1,98 Prozent).

In seinem zweiten umfassenden Bericht hat das CHE alle verfügbaren Daten zur staatlichen Studienfinanzierung auf Bundes- und Länderebene zusammengetragen. Die Informationen stammen unter anderem vom Statistischen Bundesamt, dem Bundesbildungsministerium und den Förderwerken.

BAföG: Nicht mehr zeitgemäß

Ulrich Müller, Leiter des Bereichs politische Analysen beim CHE, übte deutliche Kritik an der aktuellen Situation. Das BAföG entspreche nicht mehr der Lebenswirklichkeit der Studierenden.

Zwar sei der leichte Anstieg der BAföG-Zahlen positiv zu bewerten, doch 87,5 Prozent der Studierenden erhielten nach wie vor keine Förderung. Die finanzielle Absicherung beruhe meist auf familiärer Unterstützung oder der Möglichkeit, durch Nebenjobs Einkommen zu erzielen.

Regionale Unterschiede verdeutlichen das Problem

Auch innerhalb Deutschlands gibt es große Unterschiede bei der BAföG-Förderung. Während in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern jeder fünfte Studierende BAföG erhält, sind es in Bundesländern wie Hamburg, Saarland und Thüringen nur rund zehn Prozent.

Diese Unterschiede lassen sich laut Müller nicht allein mit der Wirtschaftskraft der Länder erklären. Vielmehr spielten auch mangelnde Bekanntheit, geringe Akzeptanz und fehlende Transparenz eine Rolle.

Reformbedarf und politische Verantwortung

Die Kritik am bestehenden System ist weitreichend. Müller machte deutlich, dass Angebote wie der KfW-Studienkredit oder der Bildungskredit an Bedeutung verlieren, weil sie nicht den Bedürfnissen der Studierenden entsprechen.

Er verglich die Situation mit einer schlecht geplanten Bahnstrecke: »Wenn die Bahn nicht zuverlässig fährt, steigen die Menschen auf das Auto um - die Lösung liegt aber in der Anpassung der Bahn, nicht in ihrer Abschaffung«.

Das CHE fordert nachhaltige Maßnahmen:

  • Modernisierung des BAföG: Die Förderung muss an die heutigen Lebensrealitäten angepasst werden.
  • Bündelung der Förderinstrumente: Es sollte ein flexibles und umfassendes Finanzierungssystem geschaffen werden.
  • Bessere Orientierung: Studierende brauchen klare Informationen und Planungssicherheit.

Finanzielle Förderung als zentrale Aufgabe

Die staatliche Studienfinanzierung in Deutschland ist dringend reformbedürftig, um den Zugang zu Bildung für alle Studierenden zu sichern. Ohne Anpassungen droht eine weitere Verlagerung der Finanzierungsverantwortung in den privaten Bereich, die die Chancengleichheit gefährdet und die Bildungslandschaft nachhaltig beeinflusst.

Hintergrund
Der vorliegende CHECK Studienfinanzierung bietet einen schnellen visuellen Überblick über die verschiedenen Fördermittel und deren faktische Bedeutung für die Studienfinanzierung in Deutschland. Für den aktuellen CHECK wurden die aktuellen Daten in Deutschland aus dem Jahr 2023 aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Autor der Publikation »CHECK – Studienfinanzierung in Deutschland – Update 2025« ist Ulrich Müller.


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