Rheinland-Pfalz: Hochschulen sind offen für Flüchtlinge

rheinland-pfalzMit einem 5-Punkte-Programm will das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit den rheinland-pfälzischen Hochschulen dafür sorgen, dass Flüchtlinge und Asylsuchende, die im Land leben, möglichst schnell und unkompliziert ihr Studium fortsetzen oder aber bei entsprechender Eignung ein Studium überhaupt erst aufnehmen können.
 
»Unsere Hochschulen beweisen schon lange eine sehr große Offenheit gegenüber jungen Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen und hier studieren wollen. Zahlreiche Programme, Projekte und Initiativen belegen dies. Angesichts der großen Zahl von Asylsuchenden, die jetzt in unser Land kommen, wollen wir gemeinsam dieses Engagement noch verstärken«, betonte Bildungs- und Wissenschaftsministerin Vera Reiß heute in Mainz.

Mit den Studienkollegs in Mainz und Kaiserslautern, die angehenden Studentinnen und Studenten aus dem Ausland die sprachlichen und fachlichen Voraussetzungen für eine Studienaufnahme in Deutschland vermitteln, verfüge das Land über eine sehr gute Struktur, die den erfolgreichen Einstieg ins Studium auch für junge Menschen ohne Deutschkenntnisse ermöglichen, so die Ministerin. In den vergangenen Jahren haben die Studienkollegs pro Jahr jeweils zwischen 200 und 250 Kollegiatinnen und Kollegiaten betreut. Für die Einrichtung zusätzlicher Intensivkurse werden 60.000 Euro aus dem Hochschulpakt 2020 bereitgestellt, betonte Vera Reiß.

In Punkt 1 des 5-Punkte-Programms wird aktuell unter Federführung des Präsidenten der Hochschule Kaiserslautern, Prof. Dr. Konrad Wolf, ein Internetauftritt entwickelt, der zunächst in Englisch und Deutsch später aber auch in anderen Sprachen alle relevanten Informationen für die Studienaufnahme von Flüchtlingen enthalten soll. Die Website soll Anfang Oktober freigeschaltet werden.

Punkt 2 des Programms sieht vor, dass Flüchtlinge, deren aufenthaltsrechtlicher Status positiv geklärt wurde und die in ihrem Heimatland bereits ein Studium in den so genannten MINT-Fächern (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Technik) begonnen hatten, an der Hochschule Kaiserslautern und an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern eine schnelle Studienaufnahme ermöglicht wird. Sie werden nach einer unbürokratischen und komprimierten Aufnahmeprüfung am Studienkolleg in Kaiserslautern einen Deutsch-Intensivkurs erhalten, der maximal ein Jahr dauern soll, und können danach in ihr Fachstudium (wieder-)einsteigen. Bei englischsprachigen Studienangeboten ist kein Nachweis von Deutschkenntnissen nötig. Mit Eignungsgesprächen und Aufnahmeprüfungen solle auch denjenigen der Weg ins Studium ermöglicht werden, die zwar über eine entsprechende Vorbildung verfügen, nach ihrer Flucht aber keinerlei Zeugnisse aus der Heimat mehr vorlegen könnten, so Wissenschaftsministerin Vera Reiß.

In einem nächsten Schritt sieht Punkt 3 des Programms vor, dass Flüchtlinge, die sich für ein MINT-Studium interessieren und eignen, nicht nur in Kaiserslautern, sondern an allen anderen Hochschulen des Landes die Möglichkeit erhalten, zu studieren.

Mit Punkt 4 des Programms werden in einem weiteren Schritt für alle Fachrichtungen vorbereitende Sprachkurse, Eignungsgespräche, Eignungstests, Aufnahme- und Feststellungsprüfungen gezielt ausgebaut. Das Internationale Studienkolleg der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat bereits Vorbereitungen getroffen, damit zum Start des Programms auch Studienbewerber und -bewerberinnen anderer Fächer ihre Aufnahmeprüfung ablegen und ein Studium aufnehmen können.

Punkt 5 des Programms richtet sich an bereits qualifizierte Akademikerinnen und Akademiker, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Um die Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu fördern, sollen spezielle Angebote im Zusammenwirken mit der Bundesagentur für Arbeit, den Kammern und den Hochschulen entwickelt werden. Beispielsweise werden im Rahmen eines Modellprojekts ab Frühjahr/Sommer 2016 ca. 20 Teilnehmende mit natur- und ingenieurwissenschaftlichem Hochschulabschluss ihre fachlichen und fachsprachlichen Kompetenzen erweitern. Vorgesehen sind Präsenzphasen in der Hochschule Kaiserslautern und betreute Praxisphasen in Unternehmen. Diese Angebote sollen gezielt ausgebaut und weiterentwickelt werden.

»Ein zentraler Grund für dieses schrittweise Vorgehen ist, dass wir die hohe Qualität der Ausbildung an den Studienkollegs garantieren und deshalb die zusätzliche Belastung der Studienkollegs und der Hochschulen im Blick behalten müssen«, unterstrich Vera Reiß, die sich sehr erfreut darüber zeigte, dass die Mainzer Johannes Gutenberg-Universität sowie die Hochschule Kaiserslautern bereits entsprechende Konzepte vorbereitet hätten. Internationale Studienkollegs bestehen als zentrale Einrichtungen dieser beiden Hochschulen. Sie nehmen diese Aufgabe für alle Universitäten und Fachhochschulen des Landes wahr.

Bislang hätten die Hochschulen im Land nur in geringem Umfang Anfragen von Studieninteressierten mit Fluchthintergrund, von daher lasse sich die künftige Resonanz nur schwer abschätzen. Daher werden im ersten Schritt an den Studienkollegs Kaiserslautern und Mainz zusätzliche Intensivsprachkurse mit Plätzen für bis zu 50 Teilnehmende eingerichtet. Für die Einrichtung dieser zusätzlichen Intensivkurse werden 60.000 Euro aus dem Hochschulpakt 2020 bereitgestellt. »Wir erweitern in einem ersten Schritt die Kapazitäten der Studienkollegs um fast 20 Prozent. Sofern der Bedarf höher wird, werden die Kapazitäten in Absprache mit den Hochschulen weiter ausgeweitet«, sagte Wissenschaftsministerin Vera Reiß abschließend.

 

 

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