Geldgeheimnis im Büro: Warum Frauen seltener wissen, was Kolleginnen verdienen

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IAB-Studie: Frauen fehlt Einblick in Gehaltsstrukturen

Frauen wissen seltener als Männer, was ihre Kolleginnen verdienen.

Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Damit verstetigt sich ein Muster, das für die Gleichstellung am Arbeitsplatz problematisch ist: Fehlende Informationen erschweren faire Gehaltsverhandlungen.

Informationslücke zwischen den Geschlechtern

Laut IAB geben nur 38 Prozent der befragten Frauen an, das Einkommen ihrer Kolleginnen zu kennen. Bei den Männern liegt der Anteil bei 52 Prozent. Der Unterschied zieht sich durch alle Branchen und Hierarchieebenen. Besonders groß ist die Lücke im öffentlichen Dienst und in großen Unternehmen.

Die Forschenden des IAB erklärten, Frauen hätten oft weniger Zugang zu informellen Netzwerken, in denen solche Themen besprochen werden. Zudem gelte das Thema Geld in frauendominierten Berufen häufiger als Tabu. Dadurch bleibe der Austausch begrenzt.

Folgen für Entgeltgerechtigkeit

Weniger Wissen über Gehaltsstrukturen kann sich direkt auf die Verhandlungsmacht auswirken. Wer die eigenen Vergleichsmaßstäbe nicht kennt, fordert seltener höhere Bezahlung ein. Das fördere laut IAB die bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern.

Selbst Transparenzgesetze wie das Entgelttransparenzgesetz änderten daran bislang wenig. Viele Beschäftigte wüssten nicht, dass sie Anspruch auf Auskunft haben, oder scheuten den Aufwand. Auch Arbeitgeber seien oft zögerlich, Daten offen zu legen.

Vertrauen statt Tabu

Die Studie deutet darauf hin, dass offene Gespräche über Bezahlung helfen können, Ungleichheiten zu verringern. In Betrieben mit klarer Kommunikationskultur sei das Wissen über Gehaltsstrukturen deutlich höher. Transparente Entgeltpolitik stärke zudem das Vertrauen zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern.

Das IAB fordert daher, Entgelttransparenz als Teil der Gleichstellungspolitik stärker zu verankern. Entscheidend sei, Tabus abzubauen und den Austausch über Lohnfragen als selbstverständlichen Teil betrieblicher Kommunikation zu etablieren. 


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