
Sonderauswertung des BIBB-Anerkennungsmonitorings
Die Zahl der Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurden mehr als 50.000 Anträge gestellt – rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
Besonders stark vertreten waren Antragstellende aus der Ukraine, deren Berufsqualifikationen inzwischen einen erheblichen Anteil am gesamten Anerkennungsgeschehen ausmachen. Viele von ihnen beantragten die Anerkennung von Abschlüssen in Gesundheits-, Erziehungs- und technischen Berufen.
Ukraine als Motor im Anerkennungsprozess
Das BIBB hebt hervor, dass der Anstieg ukrainischer Anerkennungsverfahren ein Zeichen für die hohe Integrationsbereitschaft und Qualifikation dieser Fachkräfte sei.
Die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse ermögliche es, vorhandene Kompetenzen gezielt in den deutschen Arbeitsmarkt einzubringen. Damit trügen sie nicht nur zur Fachkräftesicherung bei, sondern auch zur Entlastung in systemrelevanten Bereichen wie Pflege und Bildung.
Verfahren werden effizienter – Unterschiede bleiben
Gleichzeitig verweist das BIBB auf deutliche Fortschritte in der Verfahrensgestaltung. Digitale Portale und standardisierte Abläufe verkürzten Bearbeitungszeiten, wodurch insbesondere ukrainische Antragstellende schneller zu einem beruflichen Neustart gelangten. Dennoch bleibe die Umsetzung in den Bundesländern uneinheitlich – vor allem bei Berufen mit komplexen Prüfverfahren oder fehlenden Ausbildungsunterlagen, die viele Geflüchtete nicht mehr besitzen.
Hürden bei Teilanerkennungen und Nachqualifizierung
Nach wie vor komme es zu Verzögerungen, wenn Nachweise unvollständig seien oder Teilanerkennungen ausgesprochen würden. Gerade ukrainische Fachkräfte seien häufig auf ergänzende Qualifizierungen angewiesen, um eine volle Gleichwertigkeit zu erreichen.
Hier spielten Kooperationen zwischen Betrieben, Kammern und Bildungsträgern eine Schlüsselrolle. Ohne begleitende Sprachförderung und Beratung bleibe das Verfahren für viele jedoch eine Hürde.
Unterstützung durch Anerkennungsgesetz und Beratungsnetzwerke
Seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes 2012 seien Strukturen und Unterstützungsangebote kontinuierlich gewachsen. Das BIBB betont die wachsende Bedeutung von Beratungsstellen, die Antragstellende aus der Ukraine sowohl bei der Dokumentenprüfung als auch bei der beruflichen Orientierung begleiteten. Diese Unterstützung sei oft ausschlaggebend für den erfolgreichen Abschluss des Verfahrens.
Perspektive: Integration durch Anerkennung
Das BIBB sieht in der Anerkennung ukrainischer Berufsabschlüsse ein Paradebeispiel dafür, wie internationale Fachkräfte in Deutschland Fuß fassen können. Der Trend zeige, dass Anerkennung nicht nur formale Gleichstellung bedeute, sondern ein zentraler Hebel für gesellschaftliche Teilhabe sei.
Entscheidend bleibe, Verfahren transparent, digital und unbürokratisch weiterzuentwickeln – um die Potenziale ukrainischer und anderer Fachkräfte voll auszuschöpfen.
VERWEISE
- BIBB-Anerkennungsmonitoring ...
- Portal »Anerkennung in Deutschland« ...
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