Rekordhoch bei Jobwechselbereitschaft in Deutschland

EY

Warum Beschäftigte immer öfter den Arbeitgeber wechseln

Die Wechselbereitschaft von Beschäftigten in der Bundesrepublik hat ein Rekordhoch erreicht: Mehr als jede und jeder Vierte (26 Prozent) sucht aktiv oder gelegentlich nach einer neuen Stelle. Besonders hoch ist der Anteil der Wechselwilligen bei den jungen Angestellten zwischen 18 und 35 Jahren, den Millennials, mit 39 Prozent.

Branchen wie der Automobilsektor (35 Prozent), Telekommunikation und IT (33 Prozent) sowie Maschinen- und Anlagenbau (32 Prozent) zeigen überdurchschnittliches Interesse an einem Arbeitgeberwechsel. Im Gegensatz dazu sind Banken und Versicherungen (11 Prozent) sowie die Konsumgüterindustrie (15 Prozent) deutlich seltener auf Jobsuche.

Gründe für Wechselbereitschaft

Hauptgründe sind laut Studie von EY eine als zu niedrig empfundene Bezahlung (35 Prozent) sowie Unzufriedenheit mit dem Führungsverhalten der Vorgesetzten (28 Prozent). Schlechte Unternehmenskultur (23 Prozent), eine interessante Position bei einem anderen Arbeitgeber (22 Prozent) und private Gründe (20 Prozent) spielen ebenfalls eine Rolle.

Die jüngere Generation wechselt häufiger wegen eines als unzureichend empfundenen Gehalts (44 Prozent vs. 31 Prozent bei Älteren) und kündigt öfter wegen negativer Unternehmenskultur (28 Prozent vs. 20 Prozent).

Bedeutung für Unternehmen

Jan-Rainer Hinz, Leiter Personal und Unternehmenskultur bei EY, weist darauf hin, dass die steigende Wechselbereitschaft ein Warnsignal für Unternehmen sei. Fachkräfte und Leistungsträger könnten trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten Alternativen finden und so Lücken in den Firmen hinterlassen. Negativ gestimmte Mitarbeitende könnten zudem die Produktivität und Stimmung im Unternehmen beeinträchtigen.

Nicole Dietl, Talent Leaderin bei EY, ergänzt, dass Geld zwar ein wichtiger Motivationstreiber sei, aber allein kein Garant für Zufriedenheit. Teamklima und Führungsverhalten seien vor allem für jüngere Generationen entscheidend.

Jobsicherheit und Bindung

Aktuell empfinden neun von zehn Beschäftigten (86 Prozent) ihren Job als sicher. Am höchsten ist dieses Gefühl im Öffentlichen Dienst mit 94 Prozent, am geringsten in der Automobilbranche mit 69 Prozent. Nur 15 Prozent der Befragten fühlen sich sehr eng mit ihrem Arbeitgeber verbunden – ein Wert, der deutlich unter dem von 2017 (34 Prozent) liegt.

Hinz betont, dass Verbundenheit nicht einfach entstehe, sondern aktiv aufgebaut werden müsse. Unternehmen, die keine Maßnahmen zur Loyalitätssteigerung ergreifen, müssten mit negativen Folgen im Personalbereich rechnen.

Wünsche der Beschäftigten

Flexible Arbeitsmodelle wie Teil- oder Gleitzeit und die 4-Tage-Woche stehen bei den Beschäftigten hoch im Kurs (62 Prozent). Überstundenkompensation (57 Prozent) und Weiterbildungsangebote (52 Prozent) sind weitere wichtige Forderungen.

Dietl hebt hervor, dass starke Mitarbeiterbindung nicht nur der Mitarbeiterbindung diene, sondern auch ein engagiertes, zukunftsorientiertes Team fördere, das Herausforderungen gemeinsam meistert. 


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